Mit den reinen Ordergebühren und den weitergereichten Fremdkosten ist es beim Traden oft nicht getan. So manches Mal kommen noch versteckte Kosten hinzu, die an der Rendite knabbern. Etwa für Teilausführungen (siehe BÖRSE ONLINE Heft 27/2021). Aber selbst damit hat es sich längst nicht. Je nach gewähltem Orderweg oder gekaufter Aktiengattung können Zusatzkosten ebenso anfallen wie für die Änderung einer Limitorder oder für den Besuch von Hauptversammlungen.

Doch der Reihe nach. Beginnen wir mit dem Orderweg. Wie der Name schon sagt: Onlinebroker ermöglichen Privatanlegern, via Internet an der Börse zu traden. Doch was, wenn man vorübergehend nicht ins Internet kommt? Etwa weil Computer, Tablet oder Smartphone defekt sind. Kein Problem: Die meisten Onlinebroker bieten mehrere Zugangswege an. Lediglich DKB - Deutsche Kreditbank und NIBC Direct setzen ausschließlich auf Online.

Telefonorder kostet bis zu 20 Euro

Bei den anderen 13 von BÖRSE ONLINE befragten Onlinebrokern ist das Ordern per Telefon zwar möglich, kostet aber oft zusätzlich. Allerdings verlangen die drei Onlinebroker, die eine telefonische Orderaufgabe per Sprachcomputer ermöglichen (Comdirect Bank, Consorsbank und Targobank), für diesen Zusatzservice keine Zusatzgebühren. Übrigens: Vor zwei Jahren boten auch Flatex und ING Deutschland noch das Ordern via Sprachcomputer kostenlos an. Heute gibt es diesen Orderweg bei beiden Brokern gar nicht mehr. Die Orderaufgabe per Telefonbetreuer ist hingegen bei allen Anbietern - außer DKB und NIBC Direct - möglich. Allerdings werden dafür Zusatzgebühren zwischen drei Euro bei der Postbank und 20 Euro bei der Onvista Bank fällig. Wobei die Onvista Bank für Orderänderungen und Streichungen "nur" zehn Euro zusätzlich berechnet. Bei Degiro, Merkur Privatbank und Targobank hängt die Höhe der zusätzlichen Gebühr zudem vom Ordervolumen ab: Degiro verlangt für die Orderaufgabe via Telefonbetreuer zusätzlich zur normalen Ordergebühr 10,00 Euro zuzüglich 0,1 Prozent des Ordervolumens. Das heißt, bei einer 2500-Euro-Order werden 12,50 Euro auf die normale Ordergebühr aufgeschlagen. Die Merkur Privatbank erhebt sogar Zusatzgebühren von 0,5 Prozent des Ordervolumens. Macht bei der gleichen Ordergröße ebenfalls 12,50 Euro. Und die Targobank streicht zusätzlich zur normalen Ordergebühr 0,25 Prozent des Ordervolumens ein, mindestens kostet eine Order via Telefonbetreuer jedoch 34,90 Euro. Bedeutet bei einer 2500-Euro-Order, die es online für 10,90 Euro gibt, einen Aufschlag von 24 Euro.

Mit Comdirect, Consorsbank, ING und Deutsche-Bank-Ableger Maxblue ermöglichen vier Anbieter zudem auch die Orderaufgabe per Fax und Brief. Die zusätzlichen Kosten je Order liegen zwischen 14,90 Euro (Comdirect, ING, Maxblue) und 14,95 Euro (Consorsbank) - sie entsprechen exakt den Zusatzkosten, die der jeweilige Broker auch bei der Orderaufgabe mittels Telefonbetreuer verlangt. Die 1822direkt bietet hingegen keine Orderaufgabe per Fax an, jedoch kann man bei ihr für zusätzlich 12,90 Euro je Order per Brief traden. Besonderheit bei der ING Deutschland: Per Fax und Brief lassen sich lediglich Verkaufsorder übermitteln.

Übrigens: Diese Kostenbelastung greift meist nur, wenn Kunden aus eigenem "Verschulden" nicht online traden. Ist Onlinebrokerage hingegen nicht möglich, weil beim Onlinebroker etwas nicht funktioniert, so bieten 13 der befragten 15 Broker kostenlose Notfallzugänge per Telefonbetreuer an - teilweise zusätzlich auch per Fax oder E-Mail. Lediglich bei Degiro und NIBC Direct sucht man einen kostenfreien Notfallzugang vergeblich.

Besser sieht es bei den Gebühren für limitierte Onlineorders aus. Derzeit verlangt lediglich die Postbank für das aktive Ändern einer Limitorder an einer deutschen Börse 2,50 Euro. An Auslandsbörsen werden bei den Postbankern sogar 4,50 Euro fällig. Vor einigen Jahren verlangten dagegen noch viele Onlinebroker Extragebühren für das Einrichten, Ändern, Streichen und/oder Auslaufen einer Limitorder.

Nicht der einzige Fall, dass Gebühren auch mal gestrichen werden. So hat Flatex bis Ende Februar 2020 als einziger Onlinebroker in Deutschland jedes Mal 5,90 Euro verlangt, wenn dem Verrechnungskonto eines Kunden von ausländischen Aktiengesellschaften umgerechnet mehr als 15 Euro Dividende zugeflossen sind. Diese zusätzliche Gebühr ist seit 1. März 2020 passé. Allerdings verlangt Flatex seither eine Depotgebühr von 0,1 Prozent des Depotvolumens, die sich gar nicht so einfach umgehen lässt (siehe Teil 2 dieser Serie in der BÖRSE-ONLINE-Ausgabe 16/2021) - dürfte dem Broker unterm Strich mehr einbringen.

Degiro: HV-Eintrittskarte für 100 Euro

Doch zurück zu den versteckten Zusatzkosten. Beim Kauf deutscher Namensaktien fallen gleich bei neun der von uns befragten 15 Onlinebroker zusätzliche Gebühren an. Diese liegen zwischen 0,60 Euro (DKB - Deutsche Kreditbank, Flatex, Postbank, Smartbroker, S-Broker) und 1,95 Euro (Consorsbank) je Eintragung ins Aktionärsbuch. Anders bei der Onvista Bank: Hier werden je Position 0,89 Euro fällig, allerdings nur, wenn sich im Depot die Anzahl der Namensaktien mit derselben WKN am Ende des Tages erhöht hat. Und die 1822direkt, eine Onlinetochter der Frankfurter Sparkasse, gibt die für die Eintragung fälligen Börsengebühren eins zu eins an die Anleger weiter. Fünf Anbieter erledigen die Eintragung ins Aktionärsregister dagegen kostenlos.

Tipp: Wer häufig Namensaktien - etwa Allianz, BASF, Bayer, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Eon, Münchener Rück oder Siemens - kauft, sollte auch diese Gebühr bei der Wahl seines Brokers nicht unbeachtet lassen. Insbesondere dann, wenn er auf solche Aktien Sparpläne abschließen möchte.

Übrigens: Bei Degiro ist im Basic-Depot die Eintragung ins Aktionärsregister gar nicht möglich, was der Besonderheit bei Degiro geschuldet ist, dass die Kunden dort - juristisch betrachtet - nicht die Eigentümer "ihrer" Aktien sind, sondern nur die wirtschaftlich Berechtigten.

Diese Besonderheit führt auch dazu, dass Degiro jeweils sage und schreibe 100 Euro für das Versenden von Eintritts- und Abstimmungskarten zu inländischen Aktionärsversammlungen berechnet. Bei der Onvista Bank kostet dieser Service fünf Euro, bei Flatex 5,90 Euro. Bei allen anderen Onlinebrokern ist dieser Service kostenlos. Und so sollte es auch bleiben.


In der nächsten und letzten Folge der Onlinebroker-Serie dreht sich alles um Wertpapierberatung und Robo-Advisor.

 


Verbraucherverträge

Kürzere Laufzeit und Kündigungsfristen

Handytarife, Online-Partnerbörsen, Verträge mit Fitnessstudios: Künftig müssen Abschlüsse mit kürzeren Laufzeiten und flexibleren Kündigungsfristen möglich sein. Das ist im Gesetz für faire Verbraucherverträge geregelt, das jetzt erlassen wurde und - abhängig vom Themenbereich - stufenweise bis Juli 2022 in Kraft tritt. Konkret müssen Verträge nach Ablauf der Mindestlaufzeit monatlich kündbar sein. Eine stillschweigende Vertragsverlängerung ist künftig nur noch dann erlaubt, wenn sie auf unbestimmte Zeit erfolgt und eine Kündigung jederzeit mit Monatsfrist möglich ist. Die Kündigungsfrist, um eine automatische Verlängerung eines befristeten Vertrags zu verhindern, wird von derzeit drei Monaten auf einen Monat verkürzt. Verträge, die über eine Website abgeschlossen wurden, müssen in Zukunft auch online kündbar sein - über einen Button, der leicht zugänglich und gut sichtbar auf der Internetseite des Vertragspartners platziert sein muss. mrm

Bausparen

Servicepauschale gekippt

Bausparkassen dürfen bei bestehenden Verträgen keine Servicepauschale einführen. Ein höchstrichterliches Urteil zu dem Thema steht zwar weiterhin aus, allerdings zog die Debeka Bausparkasse kurz vor der Verhandlung am Bundesgerichtshof (BGH) ihre Revision zurück. Das Oberlandesgericht Koblenz hatte im Dezember 2019 (Az. 2 U 1/19) zugunsten der Bausparer geurteilt. Darin wurde der Debeka die nachträgliche Einführung einer Servicepauschale in Höhe von 24 beziehungsweise zwölf Euro untersagt. "Wir bedauern, dass der BGH diese Frage nicht allgemeinverbindlich klären konnte", sagt Michael Hummel, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale Sachsen.

Hier geht es zur Tabelle zu den Zusatzkosten bei Online Brokern