Eine Osram-Aktie kauften die Österreicher zu diesem Preis sofort - und verhinderten damit, dass die Konkurrenten Bain und Advent zwei Wochen länger Zeit bekommen, AMS zu übertrumpfen. "Wir wollen jeglichen Spekulationen über ein ungewisses indikatives Drittbieterangebot ein Ende setzen", sagte AMS-Vorstandschef Alexander Everke in Premstätten bei Graz. Das erhöhte Angebot sei sein letztes Wort.

Die Osram-Aktionäre haben nur noch bis Dienstag Zeit, sich für das AMS-Angebot zu entscheiden. Die Aktie stieg zeitweise bis auf 40,30 Euro, AMS-Papiere gaben an der Börse in Zürich vorübergehend um acht Prozent nach, erholten sich aber schnell wieder.

AMS stand seit Mittwoch unter Zugzwang, auf die Ankündigung von Bain Capital und Advent zu reagieren. Diese hatten Osram ein neues Angebot in Aussicht gestellt, das "bedeutend" höher sei als die bis dahin von den Österreichern gebotenen 38,50 Euro. Eine konkrete Zahl nannten die Finanzinvestoren nicht. Mit dem neuen Vorstoß hat AMS nun wieder bessere Chancen, die geforderten 62,5 Prozent der Osram-Aktien einzusammeln. Bis Donnerstagabend hatte AMS erst 7,35 Prozent sicher. Die meisten großen Investoren entscheiden sich aber erst in letzter Minute.

Um eine Verlängerung der Angebotsfrist bis zum 15. Oktober zu verhindern, die Bain und Advent genug Zeit für ihre Offerte gegeben hätten, kaufte AMS eine Osram-Aktie für 41 Euro. Damit haben alle anderen Aktionäre automatisch Anspruch auf den gleichen Betrag, ohne dass das Übernahmeangebot dafür offiziell geändert werden müsste. Die Annahmefrist bleibe damit nach dem Übernahmegesetz (WpÜG) unverändert, stellte eine Sprecherin der Wertpapieraufsicht BaFin klar.

Um selbst noch eine Chance zu haben, müssten Bain und Advent bis Montag eine konkrete Summe nennen. Doch Advent will erst in die Bücher von Osram schauen. Zeit kaufen könnte sich Bain mit einer Änderung des chancenlosen, aber weiter laufenden Angebots mit dem Partner Carlyle, mit der sich die Frist doch verlängern würde. Bain hatte sich nach einem neuen Mitbieter umgeschaut, nachdem Carlyle nicht mehr für Osram bieten wollte als die ursprünglich aufgerufenen 35 Euro.

"Nach unseren Berechnungen könnte eine bedeutsame Erhöhung des Angebots der Finanzinvestoren mehr als 1000 Arbeitsplätze gefährden", sagte AMS-Chef Everke der "Augsburger Allgemeine". Sie müssten dann mehr Eigenkapital einsetzen. "Das kann nur auf Kosten des Unternehmens und der Mitarbeiter gehen. Da sind harte Eingriffe in das Osram-Geschäft notwendig." Das höhere Angebot von AMS werde dagegen nicht zu einem zusätzlichen Stellenabbau führen, betonte Everke. Die Österreicher setzen darauf, dass die Integration von Osram Synergieeffekte bringt. Bain und Advent wollten sich am Freitag nicht äußern.

GEWERKSCHAFT FORDERT ENDE DES BIETERKAMPFS


Die Gewerkschaft IG Metall hatte Bain und Advent noch vor dem Vorstoß aus Österreich aufgefordert, zeitnah ihr Angebot vorzulegen. "Der Poker um Osram am Kapitalmarkt schadet dem Unternehmen und muss beendet werden", sagte Bezirkschef Johann Horn. "Der dauernde Bieterkampf führt dazu, dass nur noch die Aktionärsinteressen im Vordergrund stehen", mahnte Aufsichtsratsmitglied Irene Schulz. Die 26.000 Mitarbeiter kämen zu kurz. Die Belegschaftsvertreter hatten sich für die Übernahme durch Finanzinvestoren ausgesprochen, weil sie eine Zerschlagung von Osram fürchtet und den Zusagen von AMS nicht trauen.

AMS-Vorstandschef Everke warb erneut um die Belegschaft: AMS und Osram seien zusammen ein stärkeres Unternehmen als es Osram allein unter der Ägide der Finanzinvestoren wäre. "Unsere strategische Vision ist es, einen globalen Technologieführer für Sensoriklösungen und Photonik zu schaffen." Die Zusagen an die Mitarbeiter seien wertvoller als die von Bain und Advent.

AMS müsste für die Übernahme von Osram bis zu 240 Millionen Euro mehr ausgeben als bisher geplant. Zu den Finanziers UBS und HSBC hat sich nach Angaben des Unternehmens die Bank of America Merrill Lynch gesellt. Später wollen die Österreicher den Kredit teilweise mit einer Kapitalerhöhung ablösen, die mit 1,6 Milliarden Euro um 100 Millionen höher ausfallen soll.

rtr