Für das gesamte Geschäftsjahr 2019/20 (Ende September) steht ein Verlust von 267 Millionen Euro in den Büchern. Am Kapitalmarkt sorgten die Nachrichten nur für wenig Bewegung, die Osram-Aktie lag am Vormittag zuletzt rund 0,8 Prozent im Minus. Allerdings sind Geschäftszahlen seit der Übernahme ohnehin kein Kurstreiber mehr.

Laut Osram deuteten sich in der Halbleiter-Sparte Opto Semiconductors und im Automotive-Segment zuletzt Verbesserungen an, auch einer sich abzeichnenden Belebung des wichtigen Automarktes. Der Umsatz stand allerdings erst einmal weiter unter Druck und fiel in den letzten drei Monaten des Geschäftsjahres auf vergleichbarer Basis um 17,7 Prozent auf 739 Millionen Euro. Die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag mit 9,6 Prozent um 0,3 Prozentpunkte jedoch über dem Vorjahreswert.

Osram-Chef Olaf Berlien zeigte sich indes zufrieden. Osram habe das Corona-Jahr gut bewältigt, befand der Manager. Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2020/2021 gab sich Berlien in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zuversichtlich, vor allem wegen einer positive Entwicklung in China.

Den im September gegebenen Ausblick bestätigte Osram denn auch. Demnach erwartet der Lichtkonzern ein vergleichbares Umsatzwachstum um 6 bis 10 Prozent sowie eine bereinigte Ebitda-Marge von 9 bis 11 Prozent. Damit würden sich die Münchener bei beiden Kennziffern deutlich verbessern.

Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan bemängelte mit Blick auf die Prognose, dass Osram trotz der Erholung im Autogeschäft aufgrund der Herausforderungen durch die Covid-19-Lage nicht in der Lage gewesen sei, einen noch optimistischeren Ausblick abzugeben. Er habe damit unter den Erwartungen gelegen, die Prognose sei konservativ.

Der österreichische Sensorspezialist und neue Mehrheitseigner ams hatte in dieser Woche die Macht bei Osram übernommen, nachdem die außerordentliche Hauptversammlung des Münchner Traditionskonzerns dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BGAV) mit dem Unternehmen aus der Steiermark zugestimmt hatte. Die Umsetzung um das Jahresende 2020 herum ist laut dem Unternehmen ein realistischer Zeitrahmen. Der Vertrag ermöglicht es AMS, künftig weitgehend durchzuregieren, sobald er im Handelsregister eingetragen ist.

AMS-Chef Alexander Everke will einen europäischen Weltmarktführer für Sensoriklösungen und Photonik schmieden und hatte die milliardenschwere Osram-Übernahme gegen den Widerstand von IG Metall und Betriebsrat durchgesetzt. Die befürchten eine Zerschlagung von Osram.

Spekulationen um eine Trennung von Osrams Automotive-Bereich hatte Everke aber schon im Sommer eine Absage erteilt. In der Telefonkonferenz bekräftigte Osram-Chef Olaf Berlien nun, dass das Autogeschäft im Konzern bleibe. Die Sparten Opto Semiconductors und Automotive seien das Kerngeschäft, betonte Berlien, die Digitalsparte werde sich gemeinsam mit AMS im Zuge der Integration angesehen. Ob und inwiefern es zu einer Portfoliobereinigung kommt, ist demnach weiter offen.

Seit Beginn des dritten Quartals wird Osram vollständig in der AMS-Bilanz konsolidiert, im Rahmen dessen wurden die Münchener als separates Berichtssegment aufgenommen. AMS betonte, dass Osram bis zur Umsetzung des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags eine unabhängige börsennotierte Tochtergesellschaft bleibe. In diesem Zusammenhang unterstrich Berlien, dass die Münchener auch im nächsten Jahr an der Börse und damit gelistet sein würden. Ein nach der AMS-Übernahme im Raum stehender Rückzug vom Kapitalmarkt werde jedenfalls nicht so schnell kommen, sagte Berlien.

AMS rutschte seinerseits im dritten Quartal tief in die roten Zahlen und machte einen Verlust von 125 Millionen Euro in den fortgeführten Geschäftsbereichen. Im Vorjahreszeitraum hatten die Österreicher noch 142 Millionen Euro Gewinn gemacht und sich auch im zweiten Quartal 2020 trotz Corona knapp in den schwarzen Zahlen gehalten.

Nun drückte der Verlust der Münchner auf das AMS-Ergebnis. Der Umsatz machte dadurch hingegen einen starken Sprung und lag nun bei 1,2 Milliarden Euro - mehr als das doppelte des Werts aus dem Vorjahreszeitraum.

dpa-AFX