Vor gerade einmal eineinhalb Jahren war Peugeot fast pleite. Nur eine gut drei Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung rettete den Autobauer. Seither sind der französische Staat und das chinesische Unternehmen Dongfeng Großaktionäre von Peugeot. Die Zusammenarbeit mit den Chinesen hat sich durchaus ausgezahlt: Die Verkäufe im Reich der Mitte stiegen 2014 zweistellig. Im Interview mit BÖRSE ONLINE erklärt Peugeots Markenchef Maxime Picat, wie der Turnaround gelingen soll: mit einer Verkleinerung der Modellpalette, mit erneuten Kostensenkungen und einer weiter zunehmenden Expansion nach Asien.

BÖRSE ONLINE: Der Absatz von Peugeot hat zuletzt kräftig angezogen, der Verlust wurde deutlich eingedämmt. Hat Peugeot die Wende geschafft?
Maxime Picat: Wir haben es geschafft, den Konzern zu stabilisieren. Dazu trugen Kostensenkungen in der Produktion und beim Personal bei. Hinzu kommt eine deutliche Absatzsteigerung der Peugeot-Fahrzeuge. Vor allem in China läuft es rund, dort stiegen die Verkäufe um 40 Prozent. Unser Marktanteil liegt dort inzwischen bei über vier Prozent.

Wie läuft es in Europa?
Wir rechnen in diesem Jahr mit einem leichten Wachstum der Autokonjunktur in Europa. Die dynamischsten Märkte sind für uns derzeit Spanien, Großbritannien und Deutschland. Auch der französische Automarkt erholt sich langsam.

Leiden Sie unter der anhaltenden russischukrainischen Krise?
Die russischen und ukrainischen Automärkte sind derzeit sehr angespannt. Wir sind aber dort kaum vertreten.

Welches sind außer China die anderen Schwellenländer, die Peugeot in Zukunft anvisiert?
Indien hat unserer Meinung nach ein großes Potenzial. Wir prüfen dort die Bildung eines Joint Ventures. Mit großem Interesse beobachten wir auch die Entwicklung im Iran. Vor den Sanktionen war Peugeot die Nummer 1 unter den ausländischen Autobauern.

Sehen Sie sich auf gutem Weg, zu einem wirklich globalen Autokonzern zu werden?
2008 waren wir noch sehr europäisch ausgerichtet. Das hat sich inzwischen geändert. Mit der Kapitalbeteiligung der chinesischen Dongfeng-Gruppe haben wir uns nun zunehmend nach Asien orientiert.

Wie beurteilen Sie den deutschen Markt?
Unser Ziel ist es, Marktanteile in Deutschland wieder zurückzugewinnen. Im vergangenen Jahr sank der Anteil unter zwei Prozent. Bei den Elektroautos mischen wir dagegen in Deutschland vore mit.

Und welche Perspektiven bieten denn die Elektroautos?
Der deutsche Elektroautomarkt ist noch sehr klein. Wir glauben, dass die Anzahl der Elektroautos mittel- bis langfristig auf zwei bis fünf Prozent aller verkauften Autos steigen wird.

Mit welchen Modellen wollen Sie auf internationaler Ebene punkten?
Bisher hatte Peugeot Modelle in vielen Segmenten angeboten. Künftig konzentrieren wir uns auf weniger Modelle und weniger Segmente. So machen unsere letzten 13 Modelle bereits 95 Prozent der gesamten Verkäufe aus. Der 308 bleibt das Flaggschiff. 2015 werden wir erneut vom Erfolg des neuen 308 profitieren. Außerdem setzen wir künftig auf das boomende SUV-Segment.

Planen Sie, gemeinsam mit Dongfeng Autos zu produzieren?
Wir arbeiten nur in China mit Dongfeng im Rahmen eines Joint Ventures zusammen.

Wie kommt Peugeot mit dem Restrukturierungsplan voran?
Wir wissen, dass es eine Überproduktion von Autos gibt. Deshalb haben wir ein Werk geschlossen. Wir planen weitere Kostensenkungen. Der Sanierungsplan kommt schneller voran als gedacht.

Wann schreiben Sie auch unterm Strich wieder schwarze Zahlen?
Operativ schreiben wir bereits schwarze Zahlen. Es ist zu früh vorherzusagen, wann Peugeot wieder einen Nettogewinn erzielen wird.

Seit Oktober 2014 hat sich der Aktienkurs von Peugeot verdoppelt. Gerechtfertigt?
Kein Kommentar.

Zuletzt flammten wieder Gerüchte über eine Fusion mit Fiat auf. Würden Sie einen solchen Zusammenschluss begrüßen?
Die Fusionsgerüchte mit Fiat gibt es seit über zehn Jahren, und sie kochen immer wieder hoch. Da gibt’s nichts Neues zu sagen.

Auf Seite 2: Chart der Peugeot-Aktie