Pfizer überrascht mit starken Q2-Zahlen und hebt die Prognose an – ein erstes Lebenszeichen nach Jahren der Underperformance und Kursverlusten.
Nach Jahren der Underperformance hat Pfizer wieder bei Bilanzvorlage überrascht. Im zweiten Quartal 2025 konnte der einst wertvollste Pharmakonzern der Welt anziehendes Umsatzwachstum, Margenverbesserung und eine angehobene Jahresprognose ausweisen.
Doch so solide das Zahlenwerk ausfällt – der Weg zu einstiger Stärke ist lang. Der Kurs der Pfizer-Aktie hat sich seit dem Corona-Hoch von 60 Dollar fast gedrittelt. Vor allem nach dem abrupten Ende des pandemiegetriebenen Booms musste Pfizer erhebliche Rückschläge hinnehmen: auslaufende Patente, stagnierende Impfstoffnachfrage und operative Ineffizienzen führten zu enttäuschenden Quartalen und einem massiven Vertrauensverlust an der Börse.
Im April notierte der Titel bei unter 21 Dollar – das tiefste Niveau seit 2012, das viele Investoren eher mit einem stagnierenden Generika-Hersteller als mit einem Weltmarktführer verbinden.
Q2-Zahlen übertreffen Erwartungen – überraschende Stärke im operativen Geschäft
Mit den jüngsten Quartalszahlen sendet Pfizer nach Jahren der Underperformance nun ein erstes Comebacksignal. Im zweiten Quartal erzielte Pfizer einen Umsatz von 14,65 Milliarden Dollar, was sowohl im Vorjahresvergleich (+10 Prozent) als auch gegenüber den Konsensschätzungen ein deutliches Plus bedeutet. Analysten hatten lediglich mit rund 13,56 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn lag unterdessen bei 3,7 Milliarden Dollar, während der bereinigte Gewinn je Aktie mit 0,78 Dollar fast 35 Prozent über den Erwartungen ausfiel.
Nach langer Durststrecke gelingt Pfizer damit ein fundamentales Lebenszeichen in den operatives Geschäft in Schlüsselbereichen. Sowohl bei Herz-Kreislauf-Präparaten als auch bei Blutverdünnern zeigt sich eine robuste Nachfrage. Auch die Lieferketten haben sich stabilisiert, was in den vergangenen Jahren immer wieder zu Margendruck geführt hatte.
Angehobene Prognose als Signal – aber keine Euphorie
Im Zuge der soliden Quartalszahlen hab Pfizer die Prognose für das bereinigte Ergebnis je Aktie im Gesamtjahr auf 2,90 bis 3,10 USD an – zuvor lag der Korridor bei 2,80 bis 3,00 USD. Besonders bemerkenswert: Die angehobene Guidance beinhaltet bereits eine Sonderbelastung von 0,20 USD pro Aktie durch einen Lizenzdeal.
Trotzdem bleibt CEO Bourla vorsichtig. Die Umsatzprognose für 2025 liegt unverändert bei 61 bis 64 Milliarden Dollar. Die Botschaft an die Märkte scheint zu lauten: Die Talsohle ist durchschritten, aber die Herausforderungen bleiben angesichts komplexen Gemengelage im globalen Pharmamarkt groß.
Politischer Druck und Handelsrisiken als Stolpersteine
Tatsächlich agiert Pfizer weiter in einem zunehmend politischen Umfeld. Die US-Regierung setzt auf Preisregulierung, besonders bei Kombinationspräparaten wie Eliquis. Gleichzeitig drohen geopolitisch motivierte Handelshemmnisse: Ein 15-Prozent-Zoll auf EU-Importe könnte auch Pfizer treffen. Das Unternehmen setzt daher auf seine US-Produktion als Schutzschild – doch globale Lieferketten bleiben anfällig.
Zudem wächst der Druck aus dem Inneren der USA: Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., bekanntermaßen Impfstoffkritiker, könnte Pfizer mittelfristig das Geschäft erschweren. Impfstoffe und antivirale Medikamente machten während der Pandemie fast 50 Prozent des Konzernumsatzes aus – heute sind es noch etwa 20 Prozent. Dennoch ist das Thema reputationssensibel – jede politische Debatte wirkt sich direkt auf das Vertrauen in den Konzern aus.
Pfizer als Comeback-Case? Der Markt bleibt skeptisch, aber 7 Prozent Dividenden locken
Die Pfizer-Aktie hat sich vom 13-Jahres-Tief bei rund 21 Dollar bislang nur marginal leicht erholt – aktuell notiert das Papier bei knapp 24 Dollar. In den vergangenen drei Jahren gehörte das Papier zu den schwächsten Titeln im Dow Jones – zu unsicher war der Ausblick, zu abhängig das Geschäftsmodell von nur wenigen Blockbustern.
Ob das abgelaufene Quartal das Comeback einleitetm bliebt abzuwarten. Steigende Gewinne, operative Effizienz und eine wieder berechenbare Strategie machen Pfizer zumindest wieder diskutabel für institutionelle Investoren. Für Value-Investoren ist vor allem die Dividendenrendite von inzwischen über 7 Prozent attraktiv, das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt unter dem Branchenschnitt. Noch fehlt der große Wurf – aber wer antizyklisch denkt, könnte in Pfizer einen der spannendsten Rebound-Kandidaten der kommenden Jahre sehen.
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