"Vor allem Trump ist ein nicht kalkulierbares Risiko. Man weiß nicht, wann er wieder einen Tweet losschickt und die Kurse bewegt", sagt Marktstratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank. Der Dax wird sein Auf und Ab daher wohl erst einmal fortsetzen. In der alten Woche schwankte er bereits kräftig hin und her, auf Wochensicht kam er aber kaum voran und verharrte bei rund 11.660 Punkten.

Seit seinem Einzug ins Weiße Haus im Januar sorgt Trump immer wieder mit Kurznachrichten über Twitter für Furore. Am Donnerstag setzte der Dow-Jones-Standardwerteindex zu einer neuen Rekordjagd an, nachdem der 70-Jährige etwas "Phänomenales in Sachen Steuern" angekündigt hatte. Seit Wochen warten Börsianer begierig auf Details zu Trumps Plänen zu Steuererleichterungen für US-Unternehmen, Deregulierung und Infrastrukturprogrammen. Sie hoffen, dass die Wirtschaftspolitik des Immobilien-Unternehmers die Konjunktur ankurbelt.

Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets warnte aber vor zu viel Trump-Optimismus: "Am Ende werden wir von einem großen Vakuum sprechen, wenn der neue Präsident die Versprechen, die er gibt, nicht hält. Damit ist der Risikofaktor für die laufende Rally ganz klar eine enttäuschende Performance Trumps."

LE PEN WILL FRANKREICH AUS DEM EURO HERAUSNEHMEN



In der neuen Woche dürften Anleger auch die Entwicklungen im französischen Wahlkampf mit Spannung verfolgen. Der konservative Kandidat Francois Fillon, der lange als Favorit für den Einzug in den Elysee-Palast gehandelt wurde, gerät wegen der Vorwürfe zu einer Scheinbeschäftigung seiner Frau immer mehr unter Druck. Die Mehrheit der Franzosen will, dass er das Rennen um die Präsidentschaft aufgibt.

Börsianer sorgen sich, dass die Politikerin Marine Le Pen mit ihrer rechtsextremen Partei Front National die Oberhand gewinnt. Sie will Frankreich aus der Euro-Zone nehmen und - wie die Briten - das Volk über einen EU-Austritt abstimmen lassen. "Bei einem Frexit wäre die Währungsunion kaum noch zu retten", befürchtet Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Ein Austritt Frankreichs aus der EU hätte weit größere Auswirkungen als der Brexit." Analysten der Citigroup rechnen damit, dass ein Sieg Le Pens die Anleihemärkte durcheinander bringt und das Verbrauchervertrauen in der Euro-Zone massiv unter Druck gerät.

WIE GEHT ES MIT DEUTSCHE BÖRSE UND LSE WEITER?



Auf Unternehmensseite wartet die Deutsche Börse mit Quartalszahlen auf - Firmenchef Carsten Kengeter wird am Donnerstag erstmals seit Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn wegen möglichen Insiderhandels öffentlich auftreten. Zudem wollen Anleger wissen, wie es mit der geplanten Fusion mit der London Stock Exchange weitergeht. Diese zieht sich länger hin als geplant.

Bei der Schweizer Deutsche-Bank -Rivalin Credit Suisse erwarten Analysten am Dienstag einen Verlust von rund zwei Milliarden Franken. Mit Spannung beobachten Anleger auch, wie es im Streit zwischen VW und Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech weitergeht. Zudem legen der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestle, der Chemiekonzern Clariant (beide Donnerstag), der Nestle-Rivale Danone (Mittwoch) und die Allianz (Freitag) ihre Bilanzen offen.

KONJUNKTURDATEN GEBEN EINBLICK IN DEUTSCHE WIRTSCHAFT



Einen Blick lohnt sich für Anleger auch auf die zahlreichen Konjunkturdaten. Am Dienstag zeigt sich, wie stark die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal zugelegt hat. Analysten der DZ Bank rechnen mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Der Index des Mannheimer ZEW gibt ebenfalls am Dienstag einen Einblick über die Erwartungen von Börsenexperten über die Konjunktur.

Über die Verfassung der US-Konjunktur können sich Börsianer mit den Daten zu Verbraucherpreisen, Einzelhandelsumätzen und Industrieproduktion (alle Mittwoch) ein Bild machen.