Die Demokraten in den USA streben in der Ukraine-Affäre ein Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump an. In London hob das oberste Gericht Premierminister Boris Johnsons umstrittene Entscheidung auf, das Parlament in Zwangsurlaub zu schicken. "In Großbritannien wackelt der Stuhl von Boris Johnson, in den USA der von Donald Trump - die politischen Unsicherheiten nehmen zu und läuten eine Korrektur an den Börsen ein", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.

Das politische Hickhack in Großbritannien belastete das Pfund Sterling, das um ein Prozent auf 1,2372 Dollar abwertete. "Die Unsicherheiten rund um den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union bleiben hoch, da das Urteil die Chancen für einen Deal kaum verbessert, während Johnson sein Land bis Ende Oktober unbedingt aus der EU holen will - mit oder ohne Abkommen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Das Parlament kam am Mittwoch zusammen, Johnson reiste deshalb früher als geplant von der UN-Vollversammlung in New York nach London zurück.

Trump demonstrierte eine harte Haltung im Handelsstreit mit China. An den Rohstoffmärkten fielen die Ölpreise deswegen den zweiten Tag in Folge: die Nordseesorte Brent verbilligte sich um 2,1 Prozent auf 61,75 Dollar je Fass. Trump betonte, er werde keinen schlechten Deal im Zollkonflikt mit den Chinesen akzeptieren.

PFEIFFER VACUUM BRECHEN NACH PROGNOSESENKUNG EIN


Die Aussicht auf einen härteren Sparkurs trieb die Aktien von Continental bis zu 1,1 Prozent ins Plus. Der Autolieferer erwägt einen Stellenabbau, Verlagerungen innerhalb des Konzerns und Verkäufe von Geschäftsteilen. Betroffen seien binnen zehn Jahren voraussichtlich bis zu 20.000 Arbeitsplätze.

Investoren schauten zudem auf den Börseneinstand des schwäbischen Software-Anbieters Teamviewer. Der Hersteller von Software zur Fernwartung von Computern und anderen Geräten patzte bei dem bislang größten Börsengang des Jahres in Europa. Die Aktien starteten auf ihrem Ausgabepreis von 26,25 Euro, fielen dann aber darunter. Die Anteilsscheine würden von vielen Anlegern als relativ teuer eingeschätzt, sagte ein Händler.

Papiere von Pfeiffer Vacuum brachen nach einer Prognosesenkung um bis zu 19 Prozent ein. Der Pumpenhersteller senkte seine Gewinnprognose, weil sich Auftragseingänge aus diesem ins kommende Jahr verschieben.

In London waren Aktien von Sainsbury gefragt. Nach dem Scheitern der Übernahme des Rivalen Asda will die britische Supermarktkette ihre Sparmaßnahmen und den Abbau der Schulden vorantreiben, um so alleine wieder auf Kurs zu kommen. Die Anteilsscheine verteuerten sich um mehr als drei Prozent.

Bei Kryptowährungen zogen Anleger erneut Gelder ab. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise Bitcoin fiel um mehr als drei Prozent auf 8328 Dollar. Am Dienstag war der Kurs bereits um bis zu 15 Prozent und damit so heftig wie seit Juli nicht mehr abgestürzt. "Mögliche fundamentale Gründe sind schwer auszumachen", kommentierte das Brokerhaus IG. Allgemein scheuten Investoren momentan das Risiko, was auch den Bitcoin-Kurs belaste. Andere Marktteilnehmer erklärten den Kursrutsch mit einem verhaltenen Start von Bakkt, einer Plattform für Bitcoin-Terminkontrakte der amerikanischen Börse Intercontinental Exchange.

rtr