Bevor Unternehmen an die Börse gebracht werden, haben oft schon Private-Equity-Firmen deren Potenzial erkannt und sich beteiligt. Vor allem im kleinen und mittleren Marktsegment ist das Wachstumspotenzial besonders groß.

von Federico Schiffrin, Gastautor für €uro am Sonntag

Viele Waren und Dienstleistungen, die heute im Umlauf sind, stammen von kleinen und mittleren Unternehmen, also Firmen mit einem Unternehmenswert von unter 500 Millionen US-Dollar. Laut Angaben der Small Business Association entfallen fast 50 Prozent der US-amerikanischen Produktion auf solche Unternehmen. Und entgegen der Meinung, dass Mittelständler anfälliger für Konjunkturabschwünge sind, wurden hier während der letzten Rezession de facto zwei Millionen neue Stellen geschaffen. In der EU wurden von 2002 bis 2010 mehr als 80 Prozent der neuen Arbeitsplätze von kleinen und mittleren Unternehmen geschaffen. Gleichzeitig haben größere Unternehmen Arbeitsplätze reduziert.

Das kleine und mittlere Marktsegment leistet folglich einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtwirtschaft. Zudem waren auch heute erfolgreiche Groß­unternehmen den größten Teil ihrer Existenz eher unbedeutend, sind aber schnell gewachsen. Die meisten Inves­toren wollen daher vom Wachstums­potenzial des kleinen und mittleren Marktsegments profitieren. Doch der Zugang zu diesem Segment ist schwierig, denn es sind nur wenige Informationen zu diesen Unternehmen verfügbar und sie sind in der Regel nicht an der Börse ­gelistet. Eine Anlage bei Private-Equity-­Spezialisten, die sich ausschließlich mit dem Segment kleiner und mittlerer Unternehmen beschäftigen, ist ­daher eine attraktive Investmentlösung und eröffnet den Zugang zum hohen Ertrags­potenzial in diesem Feld.

Das Angebot an kleinen und mittleren Unternehmen ist groß

Das Ziel eines typischen Private-Equity-­Investors, der im kleinen und mittleren Marktsegment operiert, ist es, die Unternehmen mit dem größten Wachstums­potenzial für ein Investment zu identi­fizieren. Dabei werden sie bezüglich Professionalität, operativer Effizienz, Produkt- und Dienstleistungsangebot, Internationalisierung und der Expansion in neue Märkte unterstützt.

Zu den Beispielen weltbekannter Unternehmen, die unter der Leitung von Private-Equity-Investoren zunächst ­Skalierungen und operative Umstrukturierungen durchlaufen haben, gehören unter anderen: Louis Poulsen (Beleuchtung, Dänemark), Oscar de la Renta und Moncler (Luxusmarken aus den USA und Italien), Pandora (Modeschmuck, Dänemark), Pret a Manger und Wagamama (Restaurantketten, Großbritannien) und Cass (Spirituosen, Südkorea). All diese Unternehmen haben zunächst als regionale Akteure begonnen und sich dann zu globalen Marken entwickelt, wo sie nun Teil des Alltags vieler Menschen sind.

Das Angebot an kleinen und mittleren Unternehmen ist groß und bietet eine enorme Bandbreite an Investitions­möglichkeiten: Schätzungen zufolge umfasst dieses Marktsegment weltweit rund 500 000 investierbare Unternehmen - Tendenz steigend.

So ist die Anzahl der Buy-outs mit einem Unternehmenswert von unter 500 Millionen Dollar über fünf Mal so hoch wie die Anzahl bei Transaktionen über 500 Millionen Dollar. Betrachtet man neben Übernahmen auch Wachstumskapital- und Turnaround-Deals, verzehnfacht sich diese Zahl sogar fast. Dieser Trend war vor allem in den vergangenen zehn Jahren zu beobachten und wird auch anhalten: Gründer von familiengeführten Unternehmen werden weiterhin die Nachfolge regeln müssen, Unternehmen werden auch in Zukunft Möglichkeiten finden, in neue Märkte vorzustoßen und neue Produkte auf den Markt zu bringen, Mischkonzerne werden per definitionem Spin- out-Opportunitäten schaffen.

Derzeit sitzt der Private-Equity-Markt nach bisher beispiellosen Fundraising-­Aktivitäten auf Rekordniveaus an "Dry Powder", das heißt an zugesagtem, aber noch nicht investiertem Kapital. Dies gilt jedoch nicht per se für den ganzen Markt. So stieg das Dry Powder von kleinen und mittleren Fonds in den vergangenen drei Jahren langsamer als im ­restlichen Markt. Die Angebots- und Nachfrage­situation im kleinen und ­mittleren Segment ist also weiterhin günstig. Die große Zahl von Investitionsmöglichkeiten dürfte das verfügbare Kapital problemlos absorbieren.

Auf einer Ebitda-Multiple-Basis sind die Bewertungen von kleinen und mittleren Transaktionen in Nordamerika und Europa bisweilen bis zu 50 Prozent niedriger als bei Large-Cap-Transaktionen. Außerdem sind die Bewertungen von kleinen und mittleren und Large-­Cap-Transaktionen in den vergangenen fünf Jahren weiter auseinandergegangen. Der Grund: Mehr Kapital heißt auch mehr Investitionsdruck bei den Fondsmanagern. Dies hat zur Folge, dass sich der Wettbewerb bei Large-­Cap-Transaktionen verschärft.

Im kleinen und mittleren Bereich erfolgt das Deal-Sourcing nicht über Auktionen mit mehreren Bietern, sondern eher über Netzwerke, in denen lokale Marktkenntnis und Beziehungen ausschlaggebend sind. Für Firmeninhaber ist die Identität des Käufers ein sensibles Thema, da es sich oft um seit Ge­nerationen geführte traditionsreiche Familienunternehmen oder um wirtschaftlich relevante Arbeitgeber in der Region handelt. Der Transaktionspreis ist deshalb häufig nur ein sekundäres Entscheidungskriterium.

Unter der richtigen Leitung eine brillante Zukunft

Es kann natürlich auch andere Gründe haben, dass kleinere Unternehmen günstiger sind als große. Sie sind zum Beispiel weniger effizient gemanagt, haben eine weniger attraktive Produkt­palette und sind mit höheren Risiken verbunden als ihre größeren Wettbewerber. Daher kann der niedrigere Transaktionspreis gerechtfertigt sein. Doch genau hier liegt auch die Chance, denn ein geschickter Private-Equity-­Manager mit den richtigen Fähigkeiten ist in der Lage, solche Unternehmen bei der Lösung ihrer Probleme zu unterstützen und so ihren Wert zu steigern.

Weltweit gibt es viele attraktive kleine und mittlere Unternehmen, die typische Investoren häufig nicht auf dem Radar haben. Diese Unternehmen sind oft in nur einem Land präsent, werden möglicherweise noch nicht gut genug gemanagt oder von unerfahrenen und unvollständigen Managementteams geführt. Einer Handvoll dieser Unternehmen steht unter der richtigen Leitung jedoch eine brillante Zukunft bevor. Und es gilt, genau sie zu finden.

Hier setzen Investoren an, die über die geeigneten Ressourcen, den Fokus, Beharrlichkeit und Expertise verfügen. Unigestion setzt für das Deal-Sourcing und die Ausführung von Direktinvestments weltweit auf die Partnerschaft mit lokalen Investmentexperten und Unternehmern.

Kurzvita

Federico Schiffrin
Partner Private Equity bei Unigestion
Schiffrin hat einen Abschluss als Wirtschaftsprüfer der Universidad de Buenos Aires und einen MBA der NYU Stern School of Business. Er ist für die Direktanlagen verantwortlich und investiert aus einem Pool von mehr als 300 Millionen Dollar in kleine und mittelständische Unternehmen. Unigestion wurde 1971 gegründet und verwaltet aktuell 24,8 Milliarden Dollar, davon 7,4 Milliarden in Private Equity.






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