Die Aktien von Autozulieferern unterliegen harten Zyklen. Im Abschwung, der schnell auch einmal in die Verlustzone führen kann, werden die Kosten gesenkt, die Produktpalette gestrafft. Mit der höheren Effizienz profitiert der Zulieferer vom folgenden Aufschwung. Nicht selten werden alte Höchstkurse wieder erreicht oder sogar wegen der besseren Profitabilität übertroffen.

Dieses Potenzial hat auch die Aktie von Progress-Werk Oberkirch (PWO). Sie hat sich vom Tief mit besseren Ergebnissen nach oben gearbeitet. Zum alten Hoch, das im Mai 2017 erreicht wurde, ist aber noch rund 60 Prozent Luft. Neben den Zyklen lautet bei Zulieferern die wichtigste Frage im Moment, inwieweit die Produktpalette vom Rückgang der Verbrennungsmotoren betroffen ist. PWO ist recht gut für den Wandel positioniert. Der Schwerpunkt der Badener liegt auf Teilen wie etwa Instrumententrägern oder Elektromotorengehäusen, die auch in Elektrofahrzeugen verwendet werden. Das Unternehmen ist zudem auf Leichtbauweise spezialisiert.

Die Produkte werden zusammen mit den Originalherstellern entwickelt, und PWO fertigt zudem die entsprechenden Werkzeuge dazu. Über die Standorte in Europa, Mexiko und China ist der Mittelständler in allen wichtigen Märkten vertreten.

Trendwende ist schon geschafft

Aus dem Zyklustief ist PWO raus. Die Kostensenkungsmaßnahmen, in Verbindung mit einer anziehenden Nachfrage, spiegeln sich schon in den Zahlen zum ersten Halbjahr. PWO konnte den Umsatz um ein gutes Drittel auf 213 Millionen Euro steigern. Die Ertragslage hat sich dabei komplett gedreht. Wurde im ersten Semester 2020 pandemiebedingt ein kleiner Verlust erwirtschaftet, verdiente PWO im laufenden Jahr 13,3 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 8,8 Millionen Euro oder umgerechnet 2,82 Euro pro Aktie.

PWO hat seine Jahresprognose zu Umsatz und Ertrag angehoben und rechnet mit einem Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll zwischen 15 und 18 Millionen Euro liegen. Angesichts der bereits eingespielten Gewinne dürften hier trotz der Verschärfung des Marktes, etwa durch Halbleitermangel, einige Reserven für eine Prognoseanhebung verborgen sein.

Die Bewertung der Aktie ist auf jeden Fall niedrig. Wird nur der Gewinn des ersten Halbjahres als Maßstab genommen, liegt das KGV bei rund zehn. Im zweiten Halbjahr sollte aber noch was dazukommen, sodass der Gewinnmultiplikator einstellig wird. Und die Gewinnschätzungen für 2022 gehen auch wegen niedriger Kosten am Stammwerk in Oberkirch weiter nach oben.

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