Bei der in heftige Turbulenzen geratenen Aktie von ProSiebenSat.1, die seit Anfang April ein Drittel ihres Werts verloren hat, griffen einige Unternehmenslenker mutig zu. Neben Vorstandschef Thomas Ebeling kauften auch die beiden Aufsichtsräte Werner Brandt (Vorsitzender) und Marion Helmes (stv. Vorsitzende) insgesamt 15.250 Anteilsscheine im Wert von über 415.000 Euro. Unternehmenschef Ebeling zeigte sich besonders mutig und orderte nach dem Kurssturz des DAX-Unternehmens 10.000 Aktien mit einem Transaktionsvolumen von 279.000 Euro. Die beiden "Aufpasser" Brandt (3.750 Stück) und Helmes (1.500 Stück) haben etwas weniger investiert.

Ausgelöst wurde die jüngste Talfahrt der Aktie durch das Bekanntwerden einer drastisch reduzierten Jahresprognose bei der marktführenden britischen Werbeagentur WPP. Auch ProsiebenSat.1 hat seine Aktionäre gewarnt. Das Management geht derzeit davon aus, dass der TV-Werbemarkt 2017 lediglich das Niveau des Vorjahres erreichen wird. Damit hat man in diesem Jahr zum dritten Mal den Ausblick für die Werbeeinnahmen gesenkt. Die bisherigen Prognosen beinhalteten ein Wachstum am unteren Ende einer Spanne von 1,5 bis 2,5 Prozent. Analysten haben daraufhin scharenweise ihre Kursziele bzw. Urteile nach unten revidiert. Die Angst vor einem drohenden DAX-Abstieg dürfte dabei ebenfalls eine große Rolle gespielt haben.

Aus charttechnischer Sicht sieht es bei der Aktie von ProSiebenSat.1 ziemlich trostlos aus. Vom Ende 2016 markierten Rekordhoch von über 50 Euro ist man meilenweit entfernt. Und auch der im Dezember 2016 erfolgte Rebound um rund 30 Prozent hat sich mittlerweile komplett in Luft aufgelöst. Zahlreiche Unterstützungszonen machten ihrem Namen absolut keine Ehre und wurden kampflos unterschritten. Auch der Blick auf die 200-Tage-Linie bereitet derzeit wenig Freude. Sie wurde in der ersten Maihälfte verletzt und drehte nach unten. Beides gilt unter chartorientierten Anlegern als eindeutiges Ausstiegssignal. Damit liegt aber auch auf der Hand, dass sich die ProSiebenSat.1-Aktie derzeit in einem massiv überverkauften Zustand befindet, schließlich zeigt der Timingindikator Relative-Stärke-Index aktuell einen Wert von lediglich 19 Prozent an. Steigt der RSI über 30 Prozent, entstünde ein charttechnisches Kaufsignal.

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Infineon-Vorstand Gassel kassiert kräftig



Beim Chiphersteller Infineon gab es in diesem Jahr noch keinen einzigen Insiderkauf auf eigene Rechnung zu vermelden - dafür umso mehr Verkäufe. Ende August erwarb Marketing-Vorstand Helmut Gassel durch das Ausüben von Aktienoptionen für 198.030 Euro 28.290 Infineon-Aktien, um sie noch am selben Tag für 544.865 Euro wieder abzustoßen - wahrlich kein schlechter Deal. Damit erhöhte sich das Gehalt des Managers um mehr als 346.000 Euro. Anfang des Monats gab es eine beim Vorstand Jochen Hanebeck eine ähnliche Transaktion zu beobachten - wenngleich mit einem etwas geringeren Volumen. Vertrauensbeweise sehen sicherlich anders aus.

Aus charttechnischer Sicht hat sich das Verhalten der Unternehmenslenker bislang kaum negativ auf den Aktienkurs von Infineon ausgewirkt. Der seit fünf Jahren zu beobachtende Aufwärtstrend kann weiterhin als intakt bezeichnet werden. Vom Anfang Juni markierten Rekordhoch ist der DAX-Wert nur unwesentlich entfernt und die 200-Tage-Linie befindet sich in einem relativ steilen Aufwärtstrend. Oberste Priorität hat in den kommenden Wochen das Verteidigen der im Bereich von 18,40 Euro verlaufenden Unterstützungszone. Außerdem sollte auf keinen Fall die bei 18,10 Euro angesiedelte 200-Tage-Linie markant unterschritten werden.

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Aufsichtsratsmitglied Michael Scheeren, der seit 2002 in diesem Gremium vertreten ist und von 1991 bis 2001 bei United Internet als Finanzvorstand fungierte, hat ein riesiges Aktienpaket (200.000 Stück) verkauft und dadurch mehr als 10 Millionen Euro kassiert. Im November 2014 ist er schon einmal als Verkäufer in Erscheinung getreten. Damals erlöste er mit dem Verkauf von 100.000 United Internet-Aktien allerdings "lediglich" 355.000 Euro. Damit sollte der Lebensabend des 60-jährigen gesichert sein. Die Liste der United Internet-Insidertransaktionen der vergangenen Jahre sieht nicht sonderlich vielversprechend aus. Grund: Die Verkäufe haben die Käufe um ein Vielfaches übertroffen.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.