Nach zehn Jahren Pause geht beim Fernsehsender ProSieben aktuell "Die Alm" in die dritte Runde. Bei diesem Format müssen sich B- und C-Prominente im einfachen Leben auf dem Bauernhof bewähren. Die Begeisterung der Zuschauer hält sich in Grenzen: Schon kurz nach Anlauf schießt das Format in den Quotenkeller.

Glücklicherweise hat ProSiebenSat.1 noch andere Formate im Programm. "Germany’s Next Topmodel" lieferte im vergangenen Quartal wieder gute Einschaltquoten und half der Senderkette aus Unterföhring damit bei der Vermarktung der Werbeblöcke. Auch darum konnte ProSiebenSat.1 bereits zum zweiten Mal dieses Jahr seine Prognosen für Umsatz und Gewinn anheben.

Die Werbeerlöse des Medienkonzerns im zweiten Quartal haben das Niveau des vom Lockdown stark belasteten Vorjahres um 56 Prozent übertroffen und stiegen in etwa wieder auf das Niveau des Vorkrisenjahrs 2019. Für das Gesamtjahr strebt der Vorstand jetzt eine Umsatzsteigerung von neun bis elf Prozent an. Das Umsatzziel steigt damit leicht von 4,25 Milliarden bis 4,45 Milliarden auf 4,4 Milliarden bis 4,5 Milliarden Euro. Der operative Gewinn soll um 16 Prozent auf 800 bis 840 Millionen Euro steigen. Zuletzt hatte der Konzern 750 bis 800 Millionen in Aussicht gestellt.

Vorstandschef Rainer Beaujean blickt trotz der harten Konkurrenz durch Streamingdienste wie Netflix zuversichtlich nach vorn: "Die deutliche Erholung und das klare Wachstum unserer Werbeeinnahmen im zweiten Quartal zeigen, wie attraktiv das Medium TV weiterhin ist. Wir sind optimistisch, dass sich dieser Trend im Jahresverlauf fortsetzt", erklärte Beaujean bei der Vorlage der vorläufigen Quartalsergebnisse. Der vollständige Halbjahresbericht soll am 5. August veröffentlicht werden.

Volles Programm

ProSiebenSat.1 profitiert auf mehreren Ebenen: Das TV-Geschäft erholt sich nach der Pandemie deutlich schneller als erwartet. Im Lauf des Jahres wird ein weiterer Anstieg der Werbeerlöse in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz von drei bis sieben Prozent erwartet. Bislang hatte der Vorstand einen leichten Rückgang nicht ausgeschlossen. Aber nicht nur das Kerngeschäft läuft gut. Die Tochtergesellschaft ParshipMeet, bei deren wichtigstem Produkt es sich um eine Dating-App handelt, ist in der Corona-Krise eine wichtige Stütze. Profitiert hat die Sparte auch von der Übernahme der organisch stark wachsenden The Meet Group im September.

Ein weiteres aussichtsreiches Geschäft von ProSiebenSat.1 ist der Verkauf kosmetischer Produkte über den Online-Anbieter Flaconi. Dessen Verkauf wurde vom Vorstand im Mai erst mal auf Eis gelegt, könnte nach Einschätzung von Analysten aber wieder ein Thema werden.

Die im MDAX notierte Aktie von ProSiebenSat.1 hat sich nach dem Corona-Crash im vergangenen Jahr kräftig erholt. Seit Februar allerdings bewegt sich der Kurs seitwärts. Neuen Schwung könnte nicht nur eine anhaltende Belebung des Werbegeschäfts bringen. Anleger spekulieren auch auf einen Börsengang des Datinggeschäfts. Kursfantasie bringt zudem die Eigentümerstruktur: Der italienische Medienkonzern Mediaset hält etwas mehr als zwölf Prozent der Anteile und könnte weiter aufstocken.

Auf aktuellem Niveau ist die Aktie von ProSiebenSat.1 moderat bewertet. Und die Dividendenrendite liegt mit mehr als vier Prozent auf einem attraktiven Niveau.

Kletterpartie: Knapp über 16 Euro hat die Aktie eine solide Unterstützung und eine gute Basis für Kursgewinne.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 21,00 Euro
Stoppkurs: 13,50 Euro