Für Publity begann das vergangene Jahr mit einem massiven Vertrauensverlust. Die Frankfurter hatten für 2017 mehr Dividende gezahlt, als es die Bedingungen einer Wandelanleihe aus 2015 erlaubten, es drohte die vorzeitige Rückzahlung der 50 Millionen Euro schweren Schuldverschreibung. Eine Gewinnwarnung, eine gestrichene Dividende und der Verdacht, dass frühere Ausschüttungen nur durch Kapitalerhöhungen zahlbar gewesen waren, belasteten zusätzlich. Die Aktie stürzte um fast 70 Prozent ab.

Um die Gläubiger zu befrieden, führte Publity Mitte 2018 eine Kapitalerhöhung über 40 Millionen Euro durch und machte weitere Zugeständnisse. Schon zuvor begann Gründer und Unternehmenschef Thomas Olek eigene Aktien zu kaufen. Er garantierte die Kapitalerhöhung und stockte anschließend weiter auf. Heute hält Olek über 70 Prozent an seiner Firma.

Weiteres Vertrauen sollte der Konzernabschluss für 2018 bringen, der erstmals nicht nur die Zahlen der AG, sondern des gesamten Konzern aufschlüsselt. Publity legt für Investoren Gelder in deutschen Büroobjekten an und verwertet im Nebenerwerb Not leidende Kreditportfolios. Im Immobiliensegment gibt es beim Kauf eine Art Finderlohn, für die Verwaltung eine Gebühr und beim Verkauf eine Ausstiegsprämie. Hat sich Publity an Objekten beteiligt, partizipiert man zudem an Verkaufsgewinn und Wertsteigerung. Über drei Viertel der 37,2 Millionen Euro schweren Umsätze entfielen 2018 auf die Gebäudedienstleistungen. Das Gesamt-Ebit erreichte 30,8 Millionen Euro. Dabei machte Publity rund 60 Prozent seiner Geschäfte mit nur einem Kunden und dürfte an seinen Verkaufsboni am besten verdient haben. Das betreute Immobilienvermögen blieb trotz zahlreicher Veräußerungen mit 4,6 Milliarden Euro stabil. Ohne wachsendes Immobilienportfolio dürfte es langfristig jedoch schwer werden, die Einnahmen zu steigern. Zusätzlich sehen Branchenkenner den Höhepunkt bei den Ausstiegsprämien erreicht.

Vielleicht baut Olek auch daher einen eigenen Immobilienbestand auf. Bei den Objekten wird nicht vor höheren Leerständen und kürzeren Restmietlaufzeiten zurückgeschreckt, der Wiederverkauf soll nach sechs bis 24 Monaten erfolgen. Auf welche Wertsteigerungen Publity dabei spekulieren könnte, zeigt der Umstand, dass die 2018 für 23,6 Millionen Euro gekauften Objekte um 8,9 Millionen Euro hochgeschrieben wurden. Mittlerweile wur-den drei weitere Immobilien für mehrere Hundert Millionen Euro gekauft und die Meritz Financial Group als Partner gewonnen. Mit dem Investor aus Seoul soll ein höherer dreistelliger Millionenbetrag in das eigene Immobilienportfolio fließen. Olek glaubt, dass der neue Geschäftsbereich "ein echter Kicker für unsere Ergebnisse wird".