Der vom Großkunden Apple angekündigte und ab 2023 erwartete Ersatz von Qualcomms 5G-Chips in neuen iPhones durch Apples eigene Mobilfunkhalbleiter macht die Aktionäre des Chipentwicklers aus San Diego seit geraumer Zeit nervös. Anfang Oktober rutschte der Kurs der Aktie deshalb auf ein Jahrestief knapp unterhalb von 110 Euro. Dann schnellte der Kurs jedoch innerhalb weniger Wochen auf 160 Euro.

Zunächst hatte der Konzern mit dem größten Mobilfunkpatent-Portfolio dank des Booms bei 5G-Smartphones Börsianer mit starken Quartalszahlen überrascht. Im Schlussquartal des Geschäftsjahres bis Ende September hatte Qualcomms größte Sparte, die für Handychips, um 56 Prozent auf 4,7 Milliarden Dollar zugelegt. Chips für das Internet der Dinge (IoT) lieferten 56 Prozent Zuwachs, Halbleiter für die Autoindustrie glänzten mit plus 44 Prozent. Zusammen liefern Chips für IoT und Autos etwas mehr als ein Fünftel von knapp 33,5 Milliarden Dollar Umsatz im Geschäftsjahr 2020/21.

Jüngst auf dem Kapitalmarkttag überzeugte Chef Cristiano Amon dann mit seinem Plan zur Verringerung von Qualcomms Abhängigkeit von Apple. Der Konzern, dessen 5G-Chips bisher in allen iPhones verbaut werden, stellt sich darauf ein, dass von der Generation der Apple-Handys, die 2023 vorgestellt wird, nur noch ein Fünftel mit Qualcomm-Chips ausgerüstet sein wird. Harsh Kumar, Analyst der US-Bank Piper Sandler, widerspricht: "Ähnlich wie bei Apples Computern und Laptops wird es einen so harten Schnitt nicht geben." Er erwartet, dass Qualcomm-Chips dann in der Hälfte der neuen iPhone-Generation verbaut werden.

Die wegen Apple erwarteten Rückgänge will Qualcomm durch Erlöse mit Chips für digitale Vernetzung, Stichwort Internet der Dinge, und Halbleitern für die Autoindustrie ausgleichen. Ihre große Expertise im Mobilfunk können die Kalifornier auch in diesen Märkten nutzen. Vor wenigen Tagen wurde die Kooperation mit Autobauer BMW bei Technologien für das autonome Fahren erweitert.

Zusätzliche Wachstumsmärkte

Im Oktober erhielt Qualcomm gemeinsam mit dem New Yorker Finanzinvestor SSW Partners für 4,5 Milliarden Dollar den Zuschlag für den Kauf des schwedischen Autozulieferers Veoneer. Qualcomm arbeitet mit Veoneer seit Anfang des Jahres bei Fahrerassistenzsystemen zusammen und will diesen Bereich ganz übernehmen. Veoneers andere Segmente gehen an SSW Partners.

Qualcomm profitiert von IoT und dem digitalen Umbruch in der Autobranche. Die Aktie ist daher auch im Wikifolio €uro am Sonntag Next Gen Tech (ISIN DE 000 LS9 SHB 0) enthalten. Mit Chips für die Autoindustrie will das Unternehmen in fünf Jahren 3,5 Milliarden Dollar erlösen. Das wären knapp acht Prozent des Umsatzes für 2026, den Analysten auf rund 45 Milliarden Dollar taxieren. Qualcomm tritt in diesem Markt gegen Intel und Nvidia an.

Allzeithoch: Anleger trauen Chipentwickler Qualcomm Erfolge in neuen Märkten zu und schickten die Aktie auf einen neuen Höchstwert.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 195,00 Euro
Stoppkurs: 133,00 Euro