Überraschend verließ Starmanager Rajiv Jain im vergangenen Jahr die Schweizer Privatbank Vontobel. Das überraschte umso mehr, wenn man dem Schweizer Finanzportal "Inside Paradeplatz" glaubt. Demnach hat Jain für das Jahr 2014 rund 80 Millionen Franken Salär bekommen. Vontobel verlor damit nicht nur einen der weltbesten Emerging-Markets-Fondsmanager, sondern auch Assets im zweistelligen Milliardenbereich. Jain hat mit seiner Firma inzwischen rund fünf Milliarden US-Dollar eingesammelt. Seit Dezember 2016 gibt es von ihm einen globalen sowie einen Schwellenländer-Aktienfonds. Seit Februar 2017 auch irische UCITS-Varianten.

Jain macht in puncto Anlagestil bei GQG da weiter, wo er bei Vontobel aufgehört hat. Er investiert langfristig in Qualitätsunternehmen und schaut sich jede Firma genau an. "Ich analysiere Samsung zum Beispiel seit 20 Jahren. Aber erst im vergangenen Jahr habe ich die Aktie zum ersten Mal gekauft. Nach dem Akku-Debakel mit dem S7 habe ich die Position weiter ausgebaut", sagt er. Erstmals seit 20 Jahren ist Jain auch für Russland bullish. "In den kommenden drei bis fünf Jahren werden russische Aktien zu den attraktivsten auf der ganzen Welt gehören", ist er überzeugt. Knapp zwölf Prozent hat er dort investiert. 3,7 Prozent davon stecken in Sberbank-Aktien. Jain ist begeistert von der Qualität der größten russischen Bank. "Man muss sich einmal vorstellen, dass sie mitten in einer Rezession eine Eigenkapitalrendite von 20 Prozent erzielen kann. So rentabel ist sonst keine Bank - weder in Europa, den USA oder Asien. Und die Aktie hat ein KGV von fünf sowie eine Dividendenrendite von ebenfalls fünf Prozent. Ihr Kurs könnte sich verdoppeln, dann wäre die Bewertung auf dem Niveau türkischer Banken", sagt er. Allerdings seien die politischen Risiken in der Türkei gewachsen.

Im Gegenzug hat er seine Position in Indien abgebaut, die nun auf dem niedrigsten Stand seit über zehn Jahren notiert. Die Titel seien für das Wachstumspotenzial zu hoch bewertet, glaubt er. Skeptisch sieht Jain auch Konsumaktien wie Nestlé, Colgate oder Unilever. "In den vergangenen Jahren konnte man mit ihnen vom Wohlstandsgewinn in den Schwellenländern profitieren. Unilever macht in Indien schon seit 100 Jahren Geschäft. Aber nun wächst es nicht mehr. Denn es gibt lokale Konkurrenz wie Patanjali, die ihnen das Wasser abgräbt. Daher suggerieren solche vermeintlich bombensicheren Aktien Anlegern ein falsches Sicherheitsgefühl. Dort wird es noch ein böses Erwachen geben."

Bei Vontobel managte Jain zuletzt über 30 Milliarden US-Dollar. Bei GQG soll bei zehn Milliarden Dollar Schluss sein, mehr verkraftet sein Anlagestil nicht. Dann wird ein Soft Close durchgeführt. Jain handelt dabei nicht uneigennützig. Er soll rund 80 Prozent seines Vermögens in den eigenen Fonds investiert haben.