Staatsanleihen verlieren ihre Rolle als stabiler Anker und Renditebringer. Mit Anleihen aus Schwellenländern und von Unternehmen bringen ordentliche Erträge im Zinstief. Von Jörg Billina, Ralf Ferken, Stephan Haberer, Julia Pfanner und Stefan Rullkötter

Anleihen sind für viele Anleger ein Fixpunkt ihrer Portfolios. Also Wertpapiere, die regelmäßig Zinsen abwerfen und bisweilen auch Kursgewinne bringen. Seit beinahe 40 Jahren sind Anleger mit dieser Strategie gut gefahren - oft genug sogar besser als mit Aktien. Doch mittlerweile ist die Luft für verzinsliche Wertpapiere dünn geworden. Das gilt besonders für Euro-Staatsanleihen bester Bonität, wie sie Deutschland oder die Niederlande herausgeben. Ihre Anleihen verzinsen sich inzwischen negativ. Wer sie kauft und bis zum Rückzahlungstermin hält, fährt garantiert Verluste ein.

Dies schließt bisherige Erfolge mit ­Euro-Staatsanleihen nicht aus. So konnten Anleger mit dem Xtrackers Euro­zone ­Government Bond 25+ ETF in den vergangenen zehn Jahren sehr hohe Erträge einfahren. Mit dem Xtrackers-ETF setzen Anleger auf Euro-Staatsanleihen aus Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien, deren Restlaufzeit mehr als 25 Jahre beträgt. Hier gilt die Regel: Je länger die Restlaufzeit der Anleihen, desto höher können die Kursgewinne ausfallen. Dies gilt, solange die Zinsen fallen. Steigen sie jedoch, fährt der Xtrackers-ETF überproportional hohe Verluste ein. Insofern sollten Anleger die bisherigen Zuwächse des ­ETFs keinesfalls gedanklich in die Zukunft fortschreiben.

Schwellenländer

. Höhere laufende Zinsen können Anleger in den Schwellenländern erzielen. So bietet der iShares JP Morgan $ Emerging Markets Bond ETF beispielsweise eine laufende Rendite von rund fünf Prozent. Anleger investieren mit dem iShares-ETF in Staatsanleihen aus Katar, Kolumbien oder Russland, die auf US-Dollar lauten, genauso wie auch der Vontobel Emerging Markets Debt. ­Allerdings müssen Anleger hier mit dem Auf und Ab des US-Dollar gegenüber dem Euro leben.

Vergleichbare Renditen bieten sogenannte lokale Staatsanleihen aus Indonesien, Mexiko oder Russland, die in den Landeswährungen Rupiah, Peso oder Rubel notieren. Mit dem DPAM Bonds Emerging Markets Sustainable oder dem MFS Emerging Debts Local Currency können Anleger in solche Anleihen investieren. Dabei achtet der Fonds der belgischen Fondsgesellschaft Degroof Petercam Asset Management (DPAM) zusätzlich auf nachhaltige Kriterien, sodass diktatorisch geführte Länder beispielsweise nicht ins Depot kommen.

Beim NN Frontier Markets Debt Hard Currency wiederum gehen Anleger aus dem Euroraum keine Währungsrisiken ein. Allerdings investieren die Manager dort in sogenannte Frontier Markets wie El Salvador, Nigeria oder Sri Lanka, die vergleichsweise gering entwickelt sind und keine guten Bonitäten aufweisen. Als Ausgleich für diese Risiken winkt bei den Anleihen aber eine laufende Rendite von über sieben Prozent.

Unternehmensanleihen.

Mit dem MainFirst Emerging Markets Credit Opportunities Fund können Anleger zudem gezielt in Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern investieren, die auf US-Dollar lauten. Möglich ist dies auch mit dem defensiveren NN Asian Debt Hard Currency, der in asiatische Unternehmen aus China, Südkorea oder Thailand investiert. Unternehmensanleihen aus den Industrieländern halten dagegen die Produkte von Flossbach von Storch, iShares und Janus Henderson.

Deutlich breiter aufgestellt ist der Capital Group Global High Income Opportunities. Der Fonds der Capital Group hält höher verzinsliche Staats- und Unternehmensanleihen, die aus den Industrie- und Schwellenländern stammen. Auch der Pimco Diversified Income ist breit diversifiziert. Er hält beinahe sämtliche Anleihearten aus den Industrie- und Schwellenländern, verzichtet aber auf Staatsanleihen bester Bonität.

Wer eine Mischung aus Aktien und Anleihen sucht, ist beim Deka-Wandelanleihen richtig. Das Deka-Produkt verhält sich auf diese Weise ähnlich wie ein defensiver oder ausgewogener Mischfonds.

Marktcheck


Chancen Mit ausgesuchten Fonds und ETFs für Schwellen­länder- oder Unternehmensanleihen können Anleger noch ordentliche Renditen erwirtschaften.

Risiken Inflation und Steuern fressen die niedrigen Renditen vieler Anleihen auf. Zudem drohen Kursverluste, falls die Zinsen steigen.