Der starke Franken hat dem Schweizer Luxusgüterhersteller Richemont das im März zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2014/15 verhagelt. Der Gewinn dürfte um rund 36 Prozent gefallen sein, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Verluste wirkten sich nicht auf die liquiden Mittel des Herstellers von Cartier-Schmuck und Edeluhren der Marken Piaget und IWC aus und seien zum größten Teil nicht steuerlich absetzbar. Daher dürfte sich der Steuersatz deutlich erhöhen.

Mit Finanzinstrumenten sichert sich Richemont unter anderem gegen Währungsverluste ab. Den grössten Teil der angegebenen Einbussen dürfte das Unternehmen nach Einschätzung von Patrik Schwendimann, Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB), mit dem zum Franken deutlich tieferen Euro eingefahren haben. Richemont wollte sich dazu nicht näher äußern.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Mitte Januar die Mindestkursuntergrenze von 1,20 Franken je Euro überraschend aufgegeben. Der darauffolgende schockartige Kurseinbruch des Euro hat die Aussichten vieler Firmen stark eingetrübt.

Richemont führt die Rechnung in Euro und hält daher bedeutende Mittel in der Einheitswährung. Diese müssen aufgrund der Buchhaltungsvorschriften IFRS in Franken umgerechnet werden, wodurch Buchverluste oder -gewinne entstehen können.

Im Gegensatz zum französischen Mitbewerber Kering, zu dem die Luxusmarke Gucci und der Sportartikelhersteller Puma gehören und der über sinkende Umsätze berichtet hat, konnte Richemont die Verkäufe steigern. Der Umsatz kletterte im Geschäftsjahr 2014/15 um rund fünf Prozent, der operative Gewinn dürfte um rund zehn Prozent zugelegt haben. Im Geschäftsjahr 2013/14 war bei einem Umsatz von 10,65 Milliarden Euro ein Gewinn von 2,07 Milliarden Euro erzielt worden.

Im Umsatz ist die Online-Tochter Net-A-Porter, die der Genfer Konzern mit dem italienischen Mitbewerber Yoox zusammenlegt, noch mit enthalten. Aus dem neuen Modehändler soll eine Firma mit Verkaufserlösen von mehr als einer Milliarde Euro entstehen, an dem Richemont mit 50 Prozent beteiligt ist .

Auf operativer Basis habe Richemont die Markterwartungen übertreffen können und auch die liquiden Mittel seien mit 5,4 Milliarden Euro leicht höher als erwartet, kommentierte ZKB-Analyst Schwendimann. Luca Solca, Analyst bei Exane BNP Paribas, sieht jedoch erste Anzeichen dafür, dass sich das Kerngeschäft eingetrübt hat. Ein Teil des Gewinnanstiegs sei auf einen einmaligen Gewinn aus dem Verkauf einer Immobilie im ersten Halbjahr in New York zurückzuführen. Sonst wäre die Geschäftsentwicklung nicht so gut gewesen, betonte Solca.

An der Schweizer Börse lag die Richemont-Aktie gut ein Prozent im Minus.

Reuters