Nach langer Talfahrt scheint die Aktie dieses französischen Lebensmittelhändlers reif für einen Rebound. Das defizitäre Italien-Geschäft wurde verkauft, der Fokus liegt jetzt auf den Kernländern.

Er ist so etwas wie der personifizierte Wandel: Alexandre Bompard. Seit 2017 steht der smarte Franzose an der Spitze des Einzelhandelsriesen Carrefour und hat seither kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Bompard, Absolvent der Eliteschmiede ENA, ist bekannt für seine strategische Klarheit und seinen Mut, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. Sein Ziel: Carrefour fit machen für eine Ära, in der Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Effizienz die Spielregeln bestimmen.

Das Problem: An der Börse sieht man all die Bemühungen noch nicht. Der Kurs notiert 70 Prozent unter dem Allzeithoch aus dem Jahr 2000. Außerdem ist die Aktie spottbillig. Bompard, dessen Amtszeit gerade vom Aufsichtsrat verlängert wurde, betont im- mer wieder, dass er beim Umbau „dynamisch, radikal und ohne Tabus“ vorgeht. Und tatsächlich: Nach Jahren mit rückläufigen Umsätzen und Verlusten hat Carrefour gerade angekündigt, das komplette Italien-Geschäft zu verkaufen — rund 1200 Filialen für etwa eine Milliarde Euro.

Neuer Spielraum für Carrefour

Der Schritt verschafft dem Konzern finanziellen Spielraum. Und er bedeutet auch: Ballast abwerfen und volle Konzentration auf die Kernmärkte Frankreich, Spanien und Brasilien. Im größten Land Südamerikas hat Carrefour im April verbliebene Minderheitsanteile übernommen und hält das Geschäft nun vollständig in eigener Hand. Der Konzern sichert sich damit nicht nur alle Gewinne aus dem boomenden brasilianischen Markt, sondern kann durch die jüngst angekündigte Refinanzierung der dortigen Realschulden durch Euroschulden dank deutlich niedrigerer Zinsen viel Geld sparen. Experten rechnen dadurch mit jährlich 100 Millionen Euro mehr freiem Cashflow.

Positive Überraschungen in der Zukunft?

Klar ist also: Frankreich, Spanien und Brasilien bleiben im Konzern, während alle übrigen Länder ebenfalls zur Disposition stehen. Jede weitere Transaktion dürfte als positiver Katalysator wirken. Die jüngste Telefonkonferenz deutet darauf hin, dass bereits weitere Schritte vorbereitet werden. Aktuell sehen Analysten die Aktie daher positiv. Bei Kepler Cheuvreux etwa geht man von positiven Überraschungen in der Zukunft aus. O-Ton: „It’s time to cover your shorts, an era of upward revisions has begun.“ Monsieur Bompard, so scheint es, sitzt dann noch fester im Sattel als bisher.

Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE, die Sie hier finden.

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