Tesla ist der einzige westliche Hersteller von E-Autos, der seine Batteriezellen beziehungsweise Akkus selbst produziert. Alle anderen Autokonzerne sind von Lieferanten in Südkorea und China abhängig. Zu den großen Playern zählen etablierte Unternehmen wie Panasonic, Samsung oder LG Chem und vergleichsweise neue Anbieter vor allem aus China - beispielsweise BYD oder CATL. Vor allem die Abhängigkeit von Zulieferern in der Volksrepublik ist nicht ohne Risiken. Das zeigte zuletzt der Streit um Huawei. Die Regierungen in den USA und Australien schlossen den chinesischen Netzwerkausrüster vom anstehenden Aufbau der neuen 5G-­Telekomnetze aus. Sie fürchten, dass Daten ausspioniert oder bei Konflikten die Telekomnetze gestört oder sogar komplett lahmgelegt werden. Prompt stockten die Kohlelieferungen von China nach Australien. Auch das ist Teil der Pekinger Wirtschaftspolitik.

Ähnliches könnte in der Automobil­industrie passieren. Sollte es hier bei ­Lithium-Ionen-Zellen zu Engpässen kommen, dürften chinesische Lieferanten zuerst einmal die Abnehmer in der Volksrepublik bedienen. Folgerichtig will Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier den Aufbau einer Zellenproduktion in Deutschland mit insgesamt einer Milliarde Euro fördern. Verschiedene Konsortien haben ihre Förder­anträge bereits Mitte März eingereicht. Altmaier drängt darauf, dass die Produktion schon im Jahr 2021 anläuft. Seiner Einschätzung nach wird die Zeit knapp, da es schon jetzt eine enorm wachsende Nachfrage nach Batteriezellen gibt, die nicht bedient werden kann.

Die Lage könnte sich noch ­spürbar verschärfen


Mit dieser Einschätzung könnte Altmeier durchaus recht haben. Im Markt wird kolportiert, dass sich die Einführung verschiedener E-Auto-Modelle verzögert, da bei den Akkus beziehungsweise den Batteriezellen Engpässe bestehen. Die Lage könnte sich in Zukunft noch spürbar verschärfen. Bislang dominieren Tesla und verschiedene chinesische Hersteller den Markt für Elektroautos. Jetzt treten aber Tesla-Jäger wie Jaguar, Audi oder Mercedes sowie neue Konkurrenten auf den Plan - beispielsweise Byton oder Nio, hinter denen chinesische Techkonzerne stehen.

Am aggressivsten prescht Volkswagen vor. Kein anderer westlicher Autokonzern setzt derart konsequent auf Elektromobilität. VW-Chef Herbert Diess hat erst vor Kurzem die Planzahlen für E-Autos stark angehoben. Bis 2030 wollen die Wolfsburger jetzt 22 Millionen Stromer gebaut und verkauft haben. VW hat mit mehreren Batteriezellenherstellern umfangreiche Lieferverträge geschlossen. Insgesamt geht es um einen Bedarf, der nach den ursprünglichen Plänen bis 2025 auf jährlich 150 Gigawattstunden (GWh) anwachsen soll. Allein hierfür wären sieben bis acht Batteriefabriken in der Größe von Teslas Gigafactory nötig, derzeit das größte Akkuwerk der Welt.

Erschließung von Lithium-­Vorkommen ist schwierig


Zu den Lieferanten von VW zählen LG Chem, Samsung und SK Innovation in Südkorea sowie CATL in China. Die Chinesen sollen auch das Tesla-Werk in Shanghai beliefern, das Ende des Jahres die Produktion aufnehmen soll. Interessanterweise berichten Marktexperten, dass sich CATL bisher nur ein Viertel des ­Lithiums gesichert hat, das es für seine Lieferzusagen benötigt. Möglicherweise entstehen die Engpässe noch deutlich früher in der Wertschöpfungskette, nicht erst bei den Batteriezellen.

Zwar gibt es weltweit in der Theorie ausreichend Lithium-Vorkommen. Deren Erschließung und die anschließende chemische Verarbeitung sind jedoch alles andere als trivial. So kamen sowohl SQM als auch Albemarle, die beiden größten Lithium-Produzenten der Welt, beim Ausbau ihrer Förderung zuletzt viel langsamer voran als geplant. Der chilenische Rohstoffkonzern SQM musste an einigen Standorten die Produktion aufgrund schwerer Regenfälle zeitweise sogar drosseln. Für den Erfolg der Autokonzerne mit E-Autos dürfte mit entscheidend sein, dass sie sich die kompletten Lieferketten sichern.

Kurzvita

Dirk Harbecke
Chairman von Rock Tech Lithium
Harbecke hat mehr als 25 Jahre Erfahrung als Unternehmer und Investor mit internationalen Aktivitäten in Afrika, China, dem Nahen ­Osten, Europa und Nordamerika. Er hat mehrere Unternehmen gegründet und als CEO geleitet. Zudem ­arbeitete er als Manager für die Boston Con­sulting Group. Harbecke ist seit 2010 in der Lithium­industrie aktiv - als ­Aktionär und ­Chairman der Rock Tech ­Lithium in Kanada.