Am 11. September 2001 treffen Terroranschläge die USA ins Mark. Attentäter steuern zwei Passagierflugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers in New York, eines in das Pentagon bei Washington. Ein weiterer Flieger, der sich in der Gewalt von Terroristen befindet, stürzt im Bundesstaat Pennsylvania ab.

Eine Stunde nach Beginn der Attacke bricht der Südturm in sich zusammen, der Nordturm folgt kurz darauf. Die USA sind im Ausnahmezustand, der gesamte Flugverkehr im Land wird eingestellt, die Wall Street geschlossen. An anderen Börsen weltweit geht der Handel weiter. Der DAX verliert an jenem Dienstag 8,7 Prozent an Wert, der Ölpreis schnellt empor. Die Welt steht unter Schock.

Die furchtbaren Ereignisse damals, die entsetzlichen Bilder haben auch nach 20 Jahren nichts von ihrem Schrecken verloren. Doch auf die Finanzmärkte hatten die Terroranschläge keine längerfristige Wirkung. "Nach zwei Wochen ging es mit den Kursen wieder hoch", erinnert sich Vermögensverwalter Jens Ehrhardt, den €uro am Sonntag damals um eine Einschätzung der Lage gebeten hatte. Bereits im Oktober 2001 erreichten der DAX und der US-Leitindex S & P 500 wieder die Niveaus, auf denen sie sich vor den Anschlägen befunden hatten.

Vielen kommt es vor, als sei der 11. September 2001 gerade erst gestern gewesen. Doch in den 20 Jahren, die seitdem verstrichen sind, ist viel passiert. So manche Krise hat Wirtschaft und Finanzmärkte getroffen, so mancher Trend hat sich etabliert, der die Welt verändert hat.

"Drei große Krisen gab es in dieser Zeit an den Börsen", erläutert Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei der Vermögensverwaltung Eyb und Wallwitz. "Zum einen die New-Economy-Bubble und die darauffolgende Rezession", sagt er. Die Blase platzte zwar schon im Jahr 2000, doch die anschließende Baisse hielt an bis ins Frühjahr 2003. Die unmittelbar durch die Anschläge vom 11. September verursachten Kursrückgänge waren zwar bald wieder wettgemacht, doch das eigentliche Horrorjahr dieser Marktphase sollte noch folgen: 2002 verlor der DAX 44 Prozent seines Werts.

Es dauerte bis 2007, ehe der deutsche Leitindex ein neues Allzeithoch markierte. Zu diesem Zeitpunkt waren in den USA längst tiefe Sorgenfalten auf den Gesichtern der Akteure zu sehen: Die Subprime-Krise - Probleme beim Handel mit Krediten minderer Qualität - hatte die Märkte im Griff. Im Jahr 2008 erfassten die Folgen dann Deutschland und die ganze Welt. Die Finanzkrise, der mögliche Kollaps des globalen Finanzsystems, führte zu einem Ausverkauf an den Aktienmärkten - Krise Nummer 2 der vergangenen 20 Jahre.

Die dritte Krise, die die Börsen durch ein tiefes Tal schickte, betrifft uns noch heute: Die Ausbreitung des Coronavirus im Frühjahr 2020 ließ die Weltwirtschaft stillstehen und Anleger verzweifeln. Doch es dauerte nur sechs Monate, bis die Verluste aus Februar und März 2020 wieder ausgeglichen waren.

Neben diesen drei besonders schmerzhaften Einbrüchen gab es weitere problematische Phasen: Die Eurokrise etwa, die 2011 und 2012 die Europäische Union herausforderte, oder den Brexit, den die Briten 2016 beschlossen und der die EU erneut auf eine harte Probe stellte.

Obwohl es immer wieder Rückschläge gab: Anleger konnten in den vergangenen zwei Dekaden gutes Geld verdienen. Wer seit September 2011 dem DAX folgte, erzielte eine Rendite von knapp 230 Prozent. Deutlich besser entwickelten sich US-Aktien: Der S & P 500 legte um 310 Prozent zu. Die stärkere Performance ging einher mit einem deutlichen Bedeutungszuwachs der Wall Street im Vergleich zum europäischen Aktienmarkt in den vergangenen zwei Dekaden - Stichwort Apple, Amazon, Google & Co.

Eine weitere bedeutsame Entwicklung in diesem Zeitraum zeigt sich an den Renditen, die in (asiatischen) Schwellenländern erzielt werden konnten. Unter allen Fondskategorien erwirtschafteten Portfolios mit Aktien aus Indien und China im Mittel die höchsten Zuwächse (siehe Tabelle unten). Wenngleich indische Titel durchschnittlich noch besser abschnitten als chinesische, kommt dem Aufstieg Chinas die wesentlich wichtigere Rolle zu. "Die Integration Chinas in das globale Handelssystem und in die Finanzmärkte hat die vergangenen 20 Jahre maßgeblich geprägt", sagt Volkswirt Mayr. "Dadurch haben sich die Absatzmärkte für Unternehmen aus Industrieländern erheblich vergrößert und Produktion konnte dorthin verlagert werden, was Kosten senkte."

Die vergangenen 20 Jahre haben zudem eine Entwicklung hervorgebracht, die sich am 11. September 2001 wohl kaum jemand hätte vorstellen können: eine Finanzwelt quasi ohne Zinsen. "Die Notenbanken haben in dieser Zeit ihren Fokus immer stärker auf die Finanzmärkte gerichtet und sind bereit, diese zu stützen", sagt Mayr. Vor 2000 sei das weitaus seltener geschehen.

Die Rentenmärkte hat das massiv beeinflusst. Rückblickend haben Anleihen in den vergangenen 20 Jahren gut performt, weil die fallenden Zinsen die Kurse der Papiere in die Höhe getrieben haben. Doch heutzutage sind die Kupons gering, die Kurse hoch - viel Platz, ihre stabilisierende Wirkung zu entfalten, gibt es bei den Zinspapieren nicht mehr. "Wer von einer möglichen Blase am Aktienmarkt spricht, muss noch weitaus stärker von einer Blase bei Anleihen sprechen", sagt Mayr.

Ein gutes Geschäft gemacht hat derjenige, der vor 20 Jahren Gold gekauft hat. In Euro gerechnet hat sich der Preis fast verfünffacht. Die starke Performance rührt jedoch vor allem daher, dass das Edelmetall von 2001 bis 2011 deutlich zugelegt hat. In den zurückliegenden zehn Jahren war der Zuwachs dagegen gering.

Blick in die Zukunft

Was die kommenden 20 Jahre bringen werden, kann niemand exakt vorhersagen. Trends, die die vergangenen ein bis zwei Dekaden geprägt haben, werden aber weiterbestehen. Dazu zählt die fortschreitende Digitalisierung, die Veränderungen und Innovationen mit sich bringen wird. Auch der Aufstieg Chinas dürfte sich fortsetzen. Ebenso wird sich an der lockeren Geldpolitik zunächst wohl kaum etwas ändern. "Höhere Zinsen wären für Wirtschaft und Staatsschulden ein Desaster. Deshalb werden die Notenbanken sie möglichst lange auf Biegen und Brechen vermeiden", ist sich Vermögensverwalter Ehrhardt sicher.

Eine weitere Entwicklung ist gesetzt: "Nachhaltige Finanzierungen werden an Bedeutung gewinnen", sagt Mayr. "Und der Erfolg von Unternehmen wird davon abhängen, inwieweit sie sich ökologischer, sozialer und verantwortungsbewusster aufstellen werden."

Wie sich Vermögenswerte in den kommenden 20 Jahren entwickeln werden, lässt sich kaum prognostizieren. Anlageprofi Ehrhardt blickt zuversichtlich in die Zukunft, wenn auch verhalten. "Ich bin optimistisch für die Börsen, aber so große Aufwärtsbewegungen wie in den vergangenen 20 Jahren stehen nicht bevor", meint er. Potenzial sieht er langfristig auch bei Gold. "Ich könnte mir auf Sicht einiger Jahre vorstellen, dass das Edelmetall wiederentdeckt wird", sagt er.

Und er erinnert an eine Lehre, die sich aus dem 11. September 2001 ziehen lässt: "Damals war es richtig, nach vorne zu schauen und zu sagen: Es wird wieder besser werden." Wer langfristig investiert, weiß, dass es Krisen gibt - und dass sie irgendwann auch wieder ein Ende haben werden.

 


INVESTOR-INFO

DWS India

Die Chancen Indiens nutzen

Beim Blick auf Portfolios mit einer Historie von mindestens 20 Jahren ragt die Gruppe der indischen Aktienfonds deutlich hervor. Sie kommt auf einen Durchschnittszuwachs von 842 Prozent seit September 2001. Unter diesen Dauerläufern weist der DWS India mittelfristig das beste Rendite-Risiko-Profil auf: Fondsmanager Linus Kwan ist es gelungen, die typischerweise hohen Schwankungen etwas im Zaum zu halten. Ein Drittel des Vermögens steckt zurzeit in Finanzwerten.

JPM Greater China

Vom Erfolg Chinas profitieren

In der Gruppe der chinesischen Aktienfonds glänzt der Spitzenreiter über 20 Jahre auch in der jüngeren Vergangenheit: Der JP Morgan Greater China Fund legte in den vergangenen drei Jahren um 83 Prozent zu und ist aktuell mit FondsNote 1 ausgezeichnet. Die Portfoliolenker Howard Wang und Rebecca Jiang investieren nicht nur in Festland-China, sondern auch in Taiwan und Hongkong. Taiwan Semiconductor, Alibaba und Tencent haben momentan mit Abstand das höchste Gewicht.

Lupus alpha Sm. German Champ.

Auf kleine Marktführer setzen

Manche Fonds erzielen fast unvorstellbare Zuwächse. Die 20-Jahres-Entwicklung des Lupus alpha Smaller German Champions fällt in diese Kategorie: Um 1.125 Prozent stieg sein Anteilswert seit September 2001. Kein anderer Fonds für deutsche Nebenwerte konnte damit auch nur annähernd Schritt halten. Müde scheinen die Fondsmanager nicht zu werden, wie die anhaltend gute Leistung in den vergangenen Jahren zeigt. Hellofresh, Sartorius und Sixt zählen aktuell zu den zehn Top-Positionen.

GreenEffects NAI-Wertefonds

Nachhaltige Zukunft

Die Abkehr von fossilen Energieträgern wird die kommenden Jahre prägen und auch die Finanzmärkte beeinflussen. Diese Entwicklung nützt Fonds, die an die Nachhaltigkeit von Unternehmen hohe Anforderungen stellen. Ein sehr erfolgreicher Vertreter dieser Art ist der GreenEffects NAI-Wertefonds. Er investiert in die 30 Titel des Natur-Aktien-Index, in dem etwa die Bereiche Windenergie, Recycling, Entsorgung, Forstwirtschaft und Wasser eine große Rolle spielen.

iShares Digitalisation ETF

Zunehmende Vernetzung

Die Digitalisierung hat so gut wie jeden Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft erfasst. Dass sich dieser Trend abschwächt, ist nicht zu erwarten - im Gegenteil. Mit dem iShares Digitalisation können Anleger auf diese Entwicklung setzen. Der ETF folgt einem Index aus rund 200 Unternehmen, deren Schwerpunkt auf digital geprägten Dienstleistungen liegt. Diese können von Fintech-Leistungen und kontaktlosem Bezahlen über Onlineshopping bis hin zu Internetsicherheit reichen.

Xetra-Gold

Klassischer Stabilisator

An Gold als Kapitalanlage scheiden sich die Geister. Einige bemängeln, dass das Edelmetall keine Erträge abwirft und der Preis sehr volatil ist. Für andere ist Gold die Währung der letzten Instanz und ultimativer Rettungsanker. Um es zur Diversifizierung des Depots zu nutzen und auf einen steigenden Preis zu setzen, empfiehlt sich Xetra-Gold. Das Wertpapier der Deutschen Börse entwickelt sich parallel zum Goldpreis und verbrieft einen Anspruch auf Lieferung des Edelmetalls (gegen Gebühr).