LAGE DES UNTERNEHMENS:

Die könnte derzeit kaum besser sein - auch wenn der wertvollste deutsche Börsenkonzern zum Jahresauftakt erstmals seit fast 17 Jahren einen Quartalsverlust erlitten hat. Da dies aber auf die Kosten für den angekündigten Umbau in der Belegschaft zurückzuführen ist und Konzernchef Bill McDermott am vergangenen Mittwoch ehrgeizige neue Renditeziele veröffentlichte, trübte der Verlust weder die Laune im Management noch bei den Anlegern - im Gegenteil.

Die Investoren vertrauen dem notorisch optimistischen McDermott und schickten die Aktie auf einen Höhenflug. Denn die Kosten, die für die roten Zahlen sorgten, entstehen durch den angekündigten Personalumbau hin zu Zukunftsfeldern. Der Konzern hatte im Januar angekündigt, in diesem Jahr rund 4400 Mitarbeiter umzuschulen, auf andere Positionen zu versetzen und mit Abfindungen in den Vorruhestand zu schicken.

SAP will so in der Technologiebranche, die sich permanent ändert, mithalten. Der seit 2010 an der Spitze des Konzerns stehende Manager McDermott hatte dabei zuletzt auf Zukäufe gesetzt. Jetzt soll erst einmal das organische Wachstum Vorfahrt haben. SAP will den Umsatz damit bis zum Jahr 2023 auf mehr als 35 Milliarden Euro steigen - das wäre ein Plus von mehr als 40 Prozent. Und für die Investoren viel wichtiger: Die operative Marge soll jährlich um rund einen Prozentpunkt auf 34 Prozent zulegen.

Vor einigen Jahren war in der Softwarebranche ein Wert von spürbar über 30 Prozent noch das Maß aller Dinge. Die Marge bei den Walldorfern war in den letzten Jahren deutlich von dem schnellen Ausbau der Cloudsparte belastet worden, die noch nicht so rentabel ist wie der angestammte Lizenzverkauf von Software gegen hohe Einmalbeträge. Manche Branchenexperten zweifelten, ob SAP die Marge wieder nachhaltig würde steigern können.

Nun will das Management bis zu einer Investorenveranstaltung im November die Details ausarbeiten. Dazu wird eigens ein Vorstandsausschuss ins Leben gerufen. Ziel sei es, alle Bereiche des Unternehmens auf Wachstum, Innovation und Effizienz zu trimmen. Die Investitionen in Kernprodukte will der Konzern in großem Stil hochfahren, die Entwicklungszyklen von Software verkürzen und unternehmerische Entscheidungen schneller umsetzen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN UND INVESTOREN:

Bereits vor Bekanntgabe der neuen Ziele konnte sich SAP die Unterstützung eines sehr bekannten Investors sichern. Der als aktivistisch geltende Hedgefonds Elliott, der nach eigenen Angaben SAP-Anteile über 1,2 Milliarden Euro hält, lobte die Strategie. SAP setze sich die richtigen Ziele, so der Investor. Elliott unterstütze die Initiativen "vollumfänglich".

Elliott-Gründer und Starinvestor Paul Singer gehört in den Chefetagen von Konzernen nicht immer zu den gern gesehenen Anlegern, da er sich oft in strategische Fragen einmischt, um den Kurs von Unternehmen mitzubestimmen, die an einem Scheideweg stehen. In diesem Fall könnte er das Management zu den ehrgeizigen Zielen getrieben haben.

Einige Experten wie Gal Munda von der Berenberg Bank gehen davon aus. SAP-Finanzchef Luka Mucic betonte jedoch in einem Interview des Finanzsenders Bloomberg TV, das Unternehmen sei "sehr dankbar" für aktive Investoren wie Elliott. "Wir sind in der glücklichen Position, dass eine Vielzahl von Investoren uns regelmäßig Feedback gibt, das wir willkommen heißen und sehr ernst nehmen."

Die neue Margenprognosen wurde auf jeden Fall von vielen Analysten mit erhöhten Kurszielen quittiert. In den Tagen danach erhöhten folgende Häuser ihre Erwartung für den Kurs: Baader Bank, Barclays, Berenberg, CFRA, Citigroup, Credit Suisse, Independent Research, JPMorgan, Kepler Cheuvreux, Metzler, NordLB, RBC und UBS.

Damit stieg das durchschnittliche Kursziel der 23 von dpa-AFX erfassten Analysten auf etwas mehr als 118 Euro. Da der Kurs zuletzt allerdings bereits stark gestiegen ist, gab es nach den Zahlen und dem Margenziel nur eine Hochstufung und sogar eine Abstufung: NordLB-Analyst Wolfgang Donie strich sogar seine Kaufempfehlung, obwohl er das Kursziel um fünf auf 115 Euro erhöhte. Derzeit empfehlen 16 Experten die Aktie zum Kauf und einer zum Verkauf.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Der Kurs der SAP-Aktie kennt seit Wochen nur eine Richtung - die nach oben. Die ohnehin positive Entwicklung seit Jahresbeginn wurde durch einen Kursanstieg um fast 13 Prozent nach Bekanntgabe der Zahlen am vergangenen Mittwoch getoppt. In den Tagen danach zog die Aktie weiter an und erreichte am Freitag mit 117,08 Euro den bisher höchsten Stand seit dem Börsengang im Jahr 1988.

Seitdem sorgen Gewinnmitnahmen für leichte Verluste. Mit Kursen knapp über 113 Euro steht das Papier aber immer noch rund elf Prozent über dem Xetra-Schlusskurs vom Dienstag vergangener Woche. Seit Jahresbeginn hat die Aktie um rund 30 Prozent zugelegt und ist damit einer der besten Standardwerte in Deutschland und Europa.

Damit baute SAP die Führung in der Rangliste der wertvollsten deutschen börsennotierten Unternehmen deutlich aus. SAP ist derzeit an der Börse rund 140 Milliarden Euro wert und liegt damit deutlich vor der Allianz (91 Mrd) und Siemens (89 Mrd). Auch in der Eurozone gibt es jetzt nicht mehr viele Konzerne, die mehr wert sind als die Walldorfer.

Doch für McDermott ist das noch lange nicht genug. Vor kurzem bekräftigte er seine Ambitionen, den SAP-Börsenwert bis 2023 auf 250 bis 300 Milliarden Euro hochschrauben zu wollen. Das dürfte dann nicht nur Unternehmens-Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner, der noch rund sechs Prozent der Anteile hält, freuen - sondern auch Paul Singer, wenn er bis dahin noch beteiligt ist und nicht vorher schon Kasse gemacht hat./zb/stw/fba