Satte 48 Prozent Kursgewinn am Tag des Börsendebüts. Für die US-Firma Fitbit war es ein Auftakt nach Maß. Den Emissionserlös von 448 Millionen US-Dollar will der Spezialist für Fitnessarmbänder vor allem für die Entwicklung neuer Produkte verwenden, darunter eine Sportuhr. Wearables, also am Körper getragene Geräte, die Laufstrecken und Pulsfrequenz, aber auch Blutzucker und Kalorienverbrauch messen, sind eine lukrative Marktnische. Die Marktforschungsfirma IHS geht davon aus, dass sich das weltweite Marktvolumen für Wearable-Technologien zwischen 2012 und 2019 von 8,5 auf 32 Milliarden US-Dollar fast vervierfachen wird.

An diesem Markt will auch Apple kräftig mitverdienen. Der Technologiegigant hat seine neue Smartwatch mit einer Reihe von Fitnessfunktionen ausgestattet - und die bunten Armbänder des früheren Partners Fitbit aus den eigenen Läden verbannt. Dabei sind Wearables nur ein Beispiel, wie sich die weltweite Vernetzung von Daten beschleunigt und dabei immer neue alltagstaugliche Produkte hervorbringt.



"Im vergangenen Jahrzehnt haben wir über Tablets und Smartphones die Durchdringung des Internets bei den Konsumenten beobachtet. Über Autos und Smart Home werden wir die nächsten Schritte bei den digitalisierten Services sehen", meint Roman Friedrich, Partner bei Strategy &, einer mit dem Netzwerk der Unternehmensberatung PwC zusammengeschlossenen Firma für Managementberatung.



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Vernetzte Haushalte



Smart Home ist ein weiterer Technologietrend, der sich in marktreifen Produkten niederschlägt. Waschmaschinen mit Funkchips, LED-Lampen mit WLAN-Anschluss, integrierte Überwachungskameras oder elektronische Heizungsventile, die den Wärmeverbrauch regeln, sind die zahlreichen Facetten, mit denen sich die zunehmende Digitalisierung der Haushalte zeigt. Bereits auf dem Vormarsch ist das Audio- und Videostreaming in Fernsehgeräten durch Anbieter wie Netflix oder Spotify. Eine Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte geht davon aus, dass das Marktvolumen für Smart Home zwischen 2013 und 2017 um jährlich 20 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zulegen wird.

Mit dem Suchmaschinenpionier Google will ein weiteres IT-Schwergewicht den Markt für Heimvernetzung aufrollen. Türöffner ist die 2014 zugekaufte Firma Nest mit Produktneuheiten wie der Sicherheitskamera Nest Cam. Die überträgt Bilder aus der Wohnung auf ein Smartphone. Der Rauchmelder Protect kann mit dem Thermostat kommunizieren und im Fall eines Feuers die Heizung ausschalten.



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Roboter und Big Data



Die Arbeitswelt ist der zweite große Bereich, der sich gerade durch das Internet grundlegend verändert. Roboter revolutionieren industrielle Produktionsprozesse sowie die Medizintechnik - und beschränken den Einsatz von Menschen zunehmend auf das Steuern und Bedienen von Softwareprogrammen.

Das Nutzen von Software, Daten und auch Rechenleistung über die Internet-Cloud für Unternehmen ist ein weiteres Geschäftsfeld, das in den kommenden Jahren erst seine Wachstumsdynamik entfalten wird. Das gilt auch für Big Data, insbesondere für Anwendungen, mit denen sich die kontinuierlich wachsenden Datenmengen nicht nur speichern, sondern auch zielgruppengerecht auswerten lassen. Eine der größten Herausforderungen bleibt die Verknüpfung von Unternehmensnetzwerken. Marktreife Anwendungen sind hier noch nicht absehbar.



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Fünf Faktoren für den Erfolg



Doch neue Produkte in vielen anderen Bereichen werden dafür sorgen, dass die zuletzt hohe Wachstumsdynamik in der Technologiebranche anhält. Für Mike Judith, Teamleiter des Portfoliomanagements bei der Vermögensverwaltung DNB, geben fünf Faktoren den Ausschlag, langfristig aussichtsreiche Investments zu identifizieren. In der Summe sind das die Positionierung im Wettbewerb, bestehende Markteintrittsbarrieren, die langfristige Ertragskraft, die Bewertung der Aktie sowie die Fähigkeit des Managements, die Interessen der Firma mit denen der Aktionäre in Einklang zu bringen.

Fünf Technologiesektoren bieten das beste Chance-Rendite-Profil, um in den kommenden Jahren am Durchbruch von marktreifen Produkten mitzuverdienen. Die Zulieferer und Entwickler von Elektroautos zählen dazu, aber auch Unternehmen, die in der Erfassung und Analyse von Daten in der Gesundheitsversorgung unterwegs sind. Dazu kommen Spezialisten für Cloud-Lösungen.

Social Media wiederum ist ein Feld, in dem die Datenvernetzung zwischen Unternehmen noch stark ausbaufähig ist. Gleiches gilt für das mobile Bezahlen mit dem Smartphone. Neben den Techriesen Apple und Google sind hier etliche kleine und mittelgroße Unternehmen mit neuen Technologien und Hardwareprodukten anzutreffen.

An Apple führt auch kein Weg beim Stock-Picking vorbei. Dasselbe gilt für Google. Darüber hinaus lohnt der Blick auf ausgesuchte Nischenplayer, von denen wir im Folgenden zehn Firmen vorstellen.

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Fonds und Zertfikate



Wer das Risiko hingegen über die gesamte Technologiebranche streuen will, trifft mit ausgewählten Fonds wie dem DNB Technology Fund eine gute Wahl. Schwergewichte wie Oracle, Google oder Apple bilden die größten Positionen im Portfolio und werden durch wachstumsstarke Firmen wie das Reiseportal Priceline ergänzt. Von den IT-Sektoren breiter diversifiziert ist der Europe Technology von JP Morgan. Im Gegenzug beschränkt sich die Auswahl auf europäische Firmen. Demgegenüber setzt der Polar Capital Global Tech ausschließlich auf US-Konzerne. Alle drei Fonds zählen auf Sicht von drei Jahren zu den am besten performenden in ihrer Klasse.

Einen Tick spekulativer sind Indexzertifikate auf bestimmte Themen. Das von UBS vor zwei Jahren aufgelegte Zertifikat auf den Solactive-Big-Data-Index enthält sieben Gesellschaften mit dem Schwerpunkt Datenspeicher. Die Nettodividenden der Firmen werden dabei in den Index reinvestiert.

Seit Mai dieses Jahres im Handel ist das Produkt von Vontobel auf den Solactive-Wearables-Index. Die Auswahl der enthaltenen Firmen umfasst Technologien und Sensoren, die am Körper getragen werden, also Brillen, Armbänder, Textilien oder Insulinpumpen.



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Die Digitalisierung der Medizin ist in vollem Gange. Der breiten Öffentlichkeit am ehesten bekannt sind Armbänder und mobile Geräte für das Messen von Gesundheitswerten wie Blutzucker. Dabei eröffnen die in Zukunft verfügbaren Kapazitäten für die Datenspeicherung ganz neue Möglichkeiten für die Datenanalyse. Etwa beim Zusammenspiel von Patienten, Fachärzten und Kliniken, wenn es um die Diagnose, die Behandlung oder die Prävention von Krankheiten geht. So können Ärzte anhand der kurzfristigen Verfügbarkeit von Patientendaten in akuten Fällen eine schnellere Entscheidung für die passende Therapie treffen. Auch bei der stationären Betreuung von Senioren durch Pflegedienste kommt dem Datentracking eine wachsende Rolle zu.

Um alle Gesundheitsdaten für die Patientenbehandlung in einem riesigen Datenpool zusammenzubringen, arbeitet der IT-Veteran IBM mit dem Technologie-Trendsetter Apple sowie den beiden führenden Medtechkonzernen Johnson & Johnson und Medtronic in einem Projekt zusammen. Medtronic ist auch aus Anlegersicht erste Wahl. Das weltweit größte Medtechunternehmen mischt nicht nur in den meisten Krankheitsfeldern mit eigenen Produkten mit, sondern ist auch Trendsetter bei neuen Technologien. Zum Beispiel mit einem Messgerät für Diabetespatienten, das automatisch die Insulinzufuhr stoppt, wenn ein bestimmter Blutzuckerspiegel erreicht ist. Darüber hinaus entwickelt Medtronic eine künstliche Bauchspeicheldrüse.

Die Schweizer Firma Lifewatch ist auf Telemedizin spezialisiert und hat hier auch das elektronische Erfassen von Patientenakten im Angebot. Die jüngsten Investitionen in neue Produkte zahlen sich aus. Lifewatch schrieb Ende 2014 wieder schwarze Zahlen und setzte zuletzt seinen Aufwärtstrend fort.

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E-Mobility: Der lange Weg zum Massenmarkt



Noch ist das selbstfahrende Auto Zukunftsmusik. Branchenexperten rechnen erst auf Sicht von zehn Jahren damit, dass über leistungsfähigere Batteriespeicher und eine umfassende Vernetzung von Fahrzeugdaten der Weg dafür frei wird. An diesen Fahrzeugen forschen nicht nur Autobauer wie Audi, BMW oder Daimler, sondern auch Hightechkonzerne wie Apple, Google oder Alibaba.

Der Elektroautopionier Tesla Motors sieht sich auch hier als Vorreiter. Aktuell arbeitet das Unternehmen an Verfahren, die eine Steuerung per Smartphone vom Parkplatz zum Fahrer ermöglichen sollen. Neue Funktionen werden per Software-Update übers Internet geladen. Die Aktie hat für Anleger aber einen Haken: Mit einem KGV von gut 80 auf Basis des für 2016 erwarteten Gewinns je Aktie ist sie alles andere als günstig. Zudem wird Tesla aufgrund steigender Investitionen 2015 in die roten Zahlen rutschen.

Zwei deutsche Unternehmen mit Geschäftsfeldern in der Autoelektronik sind hier die eindeutig bessere Alternative. Der Kabel- und Bordnetzehersteller Leoni ist günstig bewertet und steht obendrein vor einem Gewinnsprung. Das MDAX-Unternehmen ist Nutznießer des steigenden Anteils an Elektronik in Fahrzeugen. Die Anlaufkosten für Investitionen werden sich in den nächsten Quartalen kontinuierlich verringern. Ebenfalls auf die Erfolgsspur zurückkehren will Softing. Die Gesellschaft entwickelt Software und Hardware-Prototypen für die industrielle Automatisierung und die Fahrzeugelektronik. Neue Produkte werden erst im Schlussquartal umsatzwirksam, sollten aber ab 2016 zu einer deutlichen Steigerung von Umsatz und Profitabilität führen. Auch wenn die Aktie unserem ursprünglichen Stopp bei 12,50 sehr nahe gekommen ist, bietet das aktuelle Kursniveau langfristig eine gute Einstiegschance.

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Cloud Computing: Gewinnen mit der Datenwolke



Mit immer schnelleren Internetleitungen wandern immer mehr Daten auf zentrale Rechenfarmen und Speicher im Netz. Ob bei Unternehmenskunden oder im Gesundheitswesen, über das Auslagern in die Datenwolke lassen sich Kosten eindämmen. Der IT-Marktforscher Gartner rechnet damit, dass die Erlöse mit der Cloud zwischen 2015 und 2017 von 176 auf 240 Milliarden US-Dollar steigen werden. Als große Anbieter mischen hier Amazon, Microsoft, IBM und Google mit.

Inzwischen baut auch der DAX-Konzern SAP Cloud-Speicher für Firmenkunden. Und das Geschäft läuft. Im Auftaktquartal 2015 verdoppelten sich die Erlöse mit Cloud-Produkten auf 509 Millionen Euro. Die Kosten, die für den Konzernumbau in Richtung Cloud-Software zuletzt auf das Ergebnis drückten, werden sich noch 2015 durch höhere Erträge bezahlt machen. SAP liegt zwar bei Mietsoftware noch hinter Salesforce, ist aber deutlich günstiger bewertet als der US-Rivale und hat zudem noch die Betriebssoftware im Angebot.

Ein Wachstumswert par excellence ist dagegen Tableau Software. Das rasante Wachstum der US-Firma speist sich aus den Programmen, mit denen sich Datenbanken innerhalb weniger Minuten auf Bildschirmen visualisieren lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Datenmengen aus der Cloud, firmeninternen Rechenzentren oder von mobilen Endgeräten stammen. Tableau-Kunden wollen Daten analysieren, visualisieren und in Blogs und auf Websites anderen zur Verfügung stellen. Die Programme ermöglichen es zum Beispiel, Daten zum Einkaufsverhalten von Kunden innerhalb weniger Minuten zu analysieren. Obwohl die Aktie des Überfliegers vor Kurzem ein neues Allzeithoch erreicht hat, ist sie noch günstiger bewertet als die des Wettbewerbers Splunk und bleibt ein klarer Kauf.

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Mobile Payment: Shoppingerlebnis per Touchscreen



Das Smartphone wird zur Fernbedienung fürs digitale Shopping. 800 Millionen Menschen weltweit nutzen bereits ihre mobilen Endgeräte für Bankgeschäfte via App oder SMS. Während beim Onlinebanking per Smartphone Belege aber erst nach Stunden oder gar Tagen zur Verfügung stehen, gibt es die Information in mobilen Payment-Apps sofort. Auch hier setzen Google und Apple die Akzente. Google über die elektronische Geldbörse und ihre personalisierten Anwendungen, Apple über das Bezahlsystem ApplePay, bei dem die Summe am Kassenterminal von der Kreditkarte abgebucht wird.

Anleger setzen auf Unternehmen, die als Chipzulieferer für Apple & Co die Grundlage für das Bezahlen per Smartphone liefern. Eine Klasse für sich ist hier NXP Semiconductors. Die niederländische Firma ist weltweit führend bei den Chips für den Netzwerkstandard Near Field Communication (NFC). Die Datenübertragung erfolgt hier über Kurzwellentechnologie. Dabei wird ein kleiner Transponder auf dem Smartphone angebracht, das ans Lesegerät gehalten wird. Die Zahlung erfolgt dann per Tastendruck.

Skyworks Solutions beliefert ebenfalls Apples iPhone und Samsungs Galaxy und gilt als technologischer Trendsetter für Bauteile zur Datenübertragung beim Internet der Dinge. Die US-Firma überzeugt mit anhaltend hoher Wachstumsdynamik und wird zudem als Übernahmeziel gehandelt.

Die gesamte Halbleiterbranche will bei der teuren Entwicklung neuer Hochleistungschips Kosten sparen. Mit einem Börsenwert von fast 20 Milliarden US-Dollar ist Skyworks schon ambitioniert bewertet. Vor allem Qualcomm mit seinen Barreserven von gut 18 Milliarden US-Dollar wird unter Experten als Interessent gehandelt - und könnte einen solchen Deal auch
locker stemmen.

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Social Media: Auf der Suche nach neuen Einnahmen



Mit Freunden chatten, Fotos und Videos versenden, Blogs schreiben, Inhalte teilen und liken, mit mobilen Apps spielen: Social Media sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Während die jüngere Generation ihre Kommunikation auf Medien wie Whatsapp oder Instagram verlagert hat, haben Erwachsene Medien wie Facebook für den Informationsaustausch und die Kommunikation entdeckt. Noch ganz am Anfang steht dagegen die Nutzung des wirtschaftlichen Potenzials dieser Plattformen für Geschäftliches.

Facebook ist unter den sozialen Netzwerken die unangefochtene Nummer 1. Weil sich das Wachstum bei den weltweiten Nutzerzahlen allmählich verlangsamt, muss das Unternehmen mit ständig neuen Produkten das Wachstum aufrechterhalten und die sportliche Bewertung der Aktie rechtfertigen. Das ist bislang gelungen. So entwickelt Facebook ein System für Geldüberweisungen unter den Usern. Größte Herausforderung wird es jedoch sein, ein Netzwerk für Unternehmensgeschäfte mit den entsprechenden Sicherheitsstandards zu gestalten.

Den richtigen Mix aus nachhaltigem Geschäftsmodell und attraktiver Bewertung bietet auch das Online-Reiseportal Expedia. Das Unternehmen glänzt weltweit mit einer breiten Auswahl an Hotels und Tickets zu attraktiven Preisen, das Ganze kombiniert mit Hotelbewertungen. Expedia wird deshalb aus der sich abzeichnenden Konsolidierung der Online-Reiseportale als Sieger hervorgehen.

Konkurrenz droht dabei aber von der Community-Plattform Airbnb, bei der Privatpersonen ihr Zuhause oder einen Teil davon unter Vermittlung des Unternehmens vermieten. Airbnb ist dabei, Zimmerbuchungen von kleineren Boutiquehotels ins Angebot zu übernehmen, und gilt zudem als Börsenkandidat.

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