"Darauf habe ich mein ganzes Leben gewartet", sagte ein Geschäftsmann, der in seinem Wahllokal in Edinburgh als erster die Stimme abgab. "Es ist Zeit, mit England zu brechen. Ja zur Unabhängigkeit!" Unterbrochen wurde der Geschäftsmann von mehreren Arbeitern, die riefen: "Stimmt mit nein!"

Insgesamt sind knapp 4,3 Millionen Wahlberechtigte zur Entscheidung aufgerufen. International wird mit großer Spannung verfolgt, ob sich die Schotten nach mehr als 300 Jahren aus der Union mit England lösen. Erste Trends der Abstimmung werden in der Nacht auf Freitag erwartet, ein Ergebnis am frühen Morgen.

Die Befürworter einer Abspaltung von Großbritannien führen ins Feld, dass Schottland reif für die Selbstbestimmung ohne Einfluss der Zentralregierung in London sei. Die Gegner halten dem entgegen, dass die Region im Vereinigten Königreich auf mehr Sicherheit und Wohlstand setzen könne. Die Aussicht auf ein Auseinanderbrechen der weltweit sechstgrößten Volkswirtschaft und einer Atommacht mit ständigem Sitz im UN-Sicherheitsrat hat weit über die Insel hinaus Besorgnis ausgelöst.

In einer am späten Mittwochabend veröffentlichten YouGov-Erhebung sprachen sich 52 Prozent der Befragten für einen Verbleib im Vereinten Königreich aus, 48 Prozent dagegen. Sechs Prozent gaben an, sie seien noch unentschieden. In einer Umfrage des Instituts Survation waren 53 Prozent gegen eine Abspaltung und 47 Prozent dafür. Hier lag die Zahl der noch Unentschiedenen bei neun Prozent.

Reuters