Der Bitcoin war nach einem kurzen Ausflug über die Widerstandsmarke von 40 000 Dollar in der vergangenen Woche zuletzt wieder schwach. Wie immer in Baissephasen meldeten sich verstärkt die Kritiker zu Wort. Während sich kleinere Anleger von der negativen Stimmung anstecken lassen, sieht das bei Großanlegern anders aus. Untersuchungen des Analysehauses Santiment zeigten, dass Bitcoin-Wale die günstigen Preise verstärkt für Zukäufe nutzen. Als Bitcoin-Wal definiert Santiment Adressen mit einem Bestand zwischen 100 und 10 000 Bitcoin. Auch die Miner halten mehrheitlich an ihren Beständen fest.

Trotz der zweimonatigen Baisse mit Halbierung des Kurses gibt es viele positive Stimmen. Nach Ansicht von Pantera-Chef Dan Morehead gibt es kaum eine bessere Einstiegsmöglichkeit beim Bitcoin als derzeit. In seiner Analyse weist er darauf hin, dass der Bitcoin derzeit unter seinem elfjährigen exponentiellen Trend notiert. Ein Grund für den Bitcoin-Einbruch waren neben den erratischen Äußerungen von Elon Musk Bitcoin-Verbote für chinesische Banken und Finanzdienstleister. Morehead erinnert in seiner Analyse daran, dass es in den früheren Bitcoin-Haussezyklen solche Verbote seitens China gab, so im Dezember 2013 und im Herbst 2017. Investoren, die danach verkauft hatten, lagen zumindest längerfristig falsch, 2017 sogar kurzfristig. Bei Verboten von Techangeboten wie Twitter oder Facebook in China sah es ähnlich aus. Die Aktien dieser Techfirmen erlebten danach trotzdem enorme Kurszuwächse.

Finanzamt bittet zur Kasse


Ein anderer negativer Einfluss auf den Bitcoin-Preis ist der Tax Day in den USA. 2013 und 2017 erreichte der Bitcoin vier Monate vor diesem Tag seinen Höchststand. Denn nach großen Kursgewinnen müssen Kryptoanleger oft Bestände verkaufen, um die darauf anfallenden Steuern bezahlen zu können. In diesem Jahr wurde der Tax Day pandemiebedingt auf den 17. Mai verschoben. Zwei Tage später gab es Tiefstkurse von unter 30 000 Dollar. Pantera hält deshalb den derzeitigen Zeitpunkt günstig für Krypto-Investments. Die Meinung des Fondsanbieters ist zwar nicht uneigennützig. Jedoch handelt es sich bei dem auf Kryptowährungen spezialisierten Hedgefonds immerhin um den ersten, der 2013 in den USA einen Bitcoin-Fonds aufgelegt hat.

Den größten Optimismus verbreitet der Analyst Plan B, der das Stock-to-Flow-Modell entwickelt hat. Demnach wäre in diesem Jahr ein Kurs bis zu 450 000 Dollar möglich, mindestens aber 135 000 Dollar. Sein Szenario: Anstieg auf 49 000 Dollar im August, Korrektur auf 43 000 Dollar im September, ab Oktober ein kontinuierlicher Anstieg. Mit dem Taproot-Update soll der Kurs im November auf 98 000 Dollar und im Dezember im schlechtesten Fall auf 135 000 Dollar steigen. Auch Plan B verweist auf ähnliche Verlaufsmuster des Bitcoin während der vergangenen Haussezyklen. Fürsprecher in der Politik gibt es auch. So sieht die US-Senatorin Cynthia Lummis den Bitcoin als Wertspeicher, anders als den US-Dollar. Sie sieht Bitcoin sogar als Kontrollinstanz, um die expansive Geldpolitik in den USA und anderen Ländern im Zaum zu halten.