Der Schweizer Bundespräsident trifft die Mächtigen der Welt, dabei hat er die Interessen seines Landes immer im Blick. Ende April wurde Ueli Maurer von Chinas Nummer 1 Xi Jinping empfangen. Die beiden Staatschefs unterzeichneten eine auf "Finanz und Wirtschaft fokussierte" Absichtserklärung zu Chinas Großprojekt Seidenstraße.

Bern und Peking wollen in den Ländern, durch die der 6.400 Kilometer lange Handelsweg führt, bei Investitionen und Finanzierung eng miteinander kooperieren. Banken, der Rückversicherer Swiss Re, aber auch kleinere Unternehmen wie der Logistikdienstleister Savvy profitieren von Maurers geschäftiger Diplomatie. Im Gegensatz zu vielen Kritikern bezeichnete er die Seidenstraße "als Chance für Entwicklung, Armutsbekämpfung und Frieden". Das kommt in Peking gut an.

Maurer sprach in China zudem mit Robert Li. Der Chef des Suchmaschinenanbieters Baidu will eine App ent­wickeln, die chinesischen Touristen die Annehmlichkeiten der Schweiz näherbringen soll. Über Gäste aus dem Reich der Mitte freuen sich auch die Betreiber der an der Börse gelisteten Jungfraubahn. "Das Unternehmen exportiert Dienstleistungen an China, ohne den heimischen Standort verlassen zu müssen", sagt Ronald Wildmann vom Schweizer Analysehaus Research Partners. Auf Sicht von fünf Jahren legte die Aktie um mehr als 100 Prozent zu.

Auch mit Donald Trump kann der Schweizer Bundespräsident. Gleich 40 Minuten sprachen die beiden Mitte Mai im Weißen Haus. Maurer will vom US-Präsidenten positive Signale zur Aushandlung eines Freihandelsabkommens zwischen den beiden Ländern erhalten haben. Schweizer Unternehmens­chefs hören das gern. Für die Eidgenossen sind die USA nach der EU der zweitwichtigste Auslandsmarkt. Im vergangenen Jahr exportierten Schweizer Unternehmen Waren im Wert von 40 Milliarden Franken in die USA. Ein Freihandels­abkommen dürfte die Warenausfuhr noch intensivieren.

Gute Einstiegsgelegenheit


An den guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen des Landes sowohl zu China als auch zu den USA entzünden sich Kursfantasien. Seit Jahresanfang hat das Schweizer Börsenbarometer SMI um rund 15 Prozent zugelegt und Ende April ein neues Allzeithoch markiert. Infolge des verschärften Handelsstreits zwischen Washington und Peking sowie eines drohenden militärischen Konflikts der USA mit dem Iran gaben zuletzt - wie an anderen Börsenplätzen - auch in Zürich die Kurse nach.

Die Korrektur eröffnet Anlegern eine gute Einstiegsgelegenheit, auch wenn die Bewertungen mit einem KGV um die 15 über dem historischen Durchschnitt liegen. Für ein Engagement, insbesondere in global angespannten Zeiten, sprechen die vielen Standortvorteile. Die Schweiz ist im Vergleich zu ihren Nachbarländern politisch stabil. Regierungs- beziehungsweise Staatskrisen wie aktuell in Österreich sind schwer vorstellbar. Auch die Finanzpolitik ist solide. Das Land ist mit gerade mal 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet, Italien hingegen bringt es auf 130 Prozent. Noch dazu beträgt die Arbeitslosigkeit in der Schweiz nur 2,9 Prozent. Für Gelbwestenproteste wie in Frankreich gibt es keinen Grund. Und: "Der Staat legt der unternehmerischen Entwicklung in der Schweiz keine Hürden in den Weg", sagt Wildmann.

Vor allem aber locken die defensiven Qualitäten des Schweizer Leitindex. Im SMI ist beispielsweise Roche prominent vertreten. Die Produkte des Pharma­riesen werden auch dann gekauft, wenn weltweit die Konjunktur an Dynamik verliert. Noch dazu hat das Unternehmen eine Reihe von Medikamenten in der Produktpipeline, die Einbußen durch Patentverluste bei anderen Arzneien kompensieren und Milliarden­umsätze erzielen können. Zu den potenziellen Blockbustern zählt unter anderem das zur Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzte Ocrevus.

Mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 262 Milliarden Euro ist Nestlé im SMI gewichtet. Der Nahrungsmittelkonzern, nicht selten als Defensiv­champion bezeichnet, ist in 190 Ländern aktiv und vertreibt mehr als 2000 Produkte. Die Angebotsvielfalt, das nichtzyklische Geschäftsmodell und die geografische Diversifikation reduzieren das Risiko. Zudem beteiligt das Unternehmen seine Anleger angemessen am Gewinn, die Dividendenrendite beträgt rund 2,5 Prozent.

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Hohe Qualität


Auch in den Nebenwerteindizes finden Investoren starke Unternehmen. Dort notieren unter anderem der Schokoladenproduzent Lindt & Sprüngli sowie der Schmuck- und Uhrenhersteller Swatch Group. Viele der oft familiengeführten Schweizer Small und Mid Caps sind Weltmarktführer auf ihren Gebieten. Die Qualität der Produkte sorgt für kontinuierliche Nachfrage und begrenzt die Verlustgefahren für Anleger.

Die exportorientierten Small und Mid Caps müssen auch einen starken Franken nicht fürchten. Die Währung gilt in Krisenzeiten als sicherer Hafen. "Sie wissen damit umzugehen", sagt Wildmann. Sollte es dazu kommen, werden sie wie schon nach dem sogenannten Frankenschock im Januar 2015 ihre Produktivitätsanstrengungen intensivieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit nochmals steigern.


Investor-Info

AXA WF Framl. Switzerland
Groß und klein gemischt


Fondsmanager Hervé Mangin investiert in die drei defensiven Schwergewichte des Schweizer Aktienmarkts - zusammen bringen es Nestlé, Novartis und Roche auf eine Gewichtung von 26 Prozent. Hinzu kommen aussichtsreiche Nebenwerte wie der Computerzubehörhersteller Logitech International oder der Finanzwert Partners Group. Die Mischung macht sich bezahlt. In den vergangenen drei Jahren legte der Fonds pro Jahr im Schnitt um zehn Prozent zu. Seit Jahresanfang schaffte Mangin ein Plus von 16 Prozent.

BGF Swiss Small & Mid Cap Opp.
Begrenztes Risiko


Schweizer Nebenwerte sind deutlich zyklischer als Large Caps. Die Qualität ihrer Produkte und kontinuierliche Effizienzsteigerungen federn jedoch die Risiken ab, die sich aus einem starken Franken und der globalen Konjunkturabschwächung ergeben. Im Portfolio finden sich unter anderem die global aufgestellten Unternehmen Belimo Holding und ­Temenos. Auf Sicht von drei Jahren legte der Nebenwertefonds kumuliert um 50, auf Sicht von fünf Jahren um 106 Prozent zu.

Roche
Gesunde Bewertung


Viele Schweizer Titel sind schon relativ hoch bewertet. Nicht so Roche. Der Pharmakonzern bringt es auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von circa 14. Für den Einstieg spricht zudem die großzügige Beteiligung am Gewinn, die Dividendenrendite beträgt rund drei Prozent. Auch an Wachstumsfantasie fehlt es nicht. Die Produktpipeline ist gut gefüllt. Mit Medikamenten wie Ocrevus sind Ertragseinbußen aufgrund des Auslaufens von Patentschutzrechten gut zu kompensieren.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 280,00 Euro
Stoppkurs: 200,00 Euro