Der Klimawandel fordert seinen Tribut. Und zwar längst nicht mehr nur von der Umwelt oder den direkt von Naturkatastrophen Geschädigten. Vielmehr sind immer öfter und auch immer stärker Konsumenten, Sparer und Anleger betroffen - zumeist negativ. Der Begriff dafür ist Greenflation - eine Wortschöpfung, die die Auswirkungen des Übergangs zu einer grüneren, CO2-neutralen Weltwirtschaft auf Preise und Inflation beschreibt.

Diesen Ausdruck kennt wahrscheinlich noch nicht jeder. An dem, was dahintersteckt, kommt aber niemand vorbei. Denn es geht um gestiegene Preise für Strom, Kraftstoff, Öl und Gas et cetera. Sie sind zuletzt extrem nach oben geschossen. Da es sich um Produkte des täglichen Bedarfs handelt, spürt das jeder am eigenen Geldbeutel. Zumal längst auch die Lebensmittelpreise gestiegen sind. Die deutschen Erzeugerpreise kletterten im September um 14,2 Prozent nach oben - der stärkste Anstieg seit fast 47 Jahren.

Nach Einschätzung der Schweizer Großbank UBS steht die Welt bei der Kampagne zur Eindämmung des Klimawandels vor einer paradoxen Situation. Denn je härter man den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft forciert, desto teurer und daher auch unwahrscheinlicher wird es, das Ziel zu erreichen, die globale Erwärmung zu begrenzen.

Beim Entstehen von Greenflation wiederum wirken mehrere Faktoren mit, heißt es in einer Studie der Credit Suisse. So haben Bergbau- und Ölunternehmen auf Druck von Regierungen, Regulierern und Interessengruppen nur unzureichend in ihre Produktionskapazitäten investiert und setzen stattdessen zunehmend auf erneuerbare Energien. Folge: Die herkömmlichen Rohstoffe werden immer knapper, was die Preise in die Höhe treibt.

Große Herausforderung

Die Elektromobilität etwa lässt die Nachfrage nach Kupfer und Aluminium steigen. Nachdem China bestimmte Grundstoffe früher im Übermaß produziert hat, begrenzt das Land inzwischen den Ausbau der Schmelzkapazitäten, um den Übergang zur CO2-Neutralität zu erreichen. Das Ergebnis ist eine allgemeine Angebotsverknappung. Gleichzeitig jedoch ist die Nachfrage hoch, was den Druck weiter erhöht. Erschwerend kommen pandemiebedingte Unterbrechungen der Produktion und globalen Logistik hinzu. Zudem kann ein gestiegener Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung etwa bei Windflaute zum Bumerang werden.

Eine der wichtigsten Fragen lautet daher, wie sich diese Preiskapriolen auf die Weltwirtschaft auswirken. Wie berechtigt diese Sorgen sind, zeigt das Ergebnis einer Forsa-Umfrage. Demzufolge müssten in Deutschland bei weiter steigenden Preisen für Strom, Gas und Sprit etwa 23 Prozent der Befragten anderweitig auf Konsum verzichten. Weitere 44 Prozent müssten zumindest auf die Ausgabenbremse treten. Es handelt sich also um ein Thema, das sehr viele Menschen bewegt.

Das gilt auch für den Klimawandel an sich, und damit jenen Megatrend, der hinter Greenflation steckt. Die Ende des Monats beginnende 26. Vertragsstaatenkonferenz der Vereinten Nationen zum Klimawandel (COP26) in Glasgow sorgt deshalb schon im Vorfeld für Schlagzeilen.

Ob bei dieser Veranstaltung auch das Phänomen Greenflation diskutiert wird, bleibt abzuwarten. Zu wünschen wäre es, weil bereits weitere unliebsame Nebenwirkungen der Inflation zu beobachten sind, etwa die Spekulation mit und das Horten von bestimmten knappen Gütern. Aber auch ohne diese neuen Nebenaspekte sind die zu diskutierenden Sachverhalte so vielschichtig, dass Streit droht. Unstrittig ist aber der Fakt, dass die Temperatur der Erdoberfläche seit 1970 stärker gestiegen ist als in jedem anderen 50-Jahreszeitraum der zurückliegenden 2000 Jahre.

Das ist ein enormes Problem, weil bei weiter steigenden Temperaturen kolossale Folgeschäden drohen. In einer Studie der Bank of America heißt es, 1,8 Milliarden Menschen drohe absolute Wasserknappheit, 100 Millionen Menschen seien von Armut bedroht und 800 Millionen Menschen seien bis 2025 durch einen steigenden Meeresspiegel gefährdet. Extreme Wetterbedingungen könnten zudem die klimabedingte Migration von 143 Millionen Menschen nach sich ziehen. Die Studienautoren sehen die Welt vor einem Jahrzehnt der Klimaschutzmaßnahmen.

Bei einer früheren UN-Klimakonferenz haben sich 197 Länder bereits darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Das zwölftägige COP26-Treffen soll die Umsetzung vorantreiben und Staaten ermutigen, ihre Klimaambitionen zu erhöhen und neue Verpflichtungen einzugehen.

Ob es zu weitreichenden Einigungen kommt, ist ungewiss. Der Handlungsdruck ist allerdings immens. Denn die Zeit im Wettlauf um das Erreichen der Netto-Null-Emissionen wird immer knapper. Beim Übergang zu klimaneutralen Technologien über alle Sektoren hinweg ist Tempo gefragt.

Eine Herkulesaufgabe

Bedeutung und Tragweite der Mammutaufgabe lassen sich allein schon an den Zahlen festmachen, um die es bei dem Thema geht. So spricht die Bank of America von 150 Billionen Dollar Kosten über 30 Jahre hinweg. Das entspricht dem Doppelten des derzeitigen globalen Bruttoinlandsprodukts. Diese Ausgaben könnten nach Meinung der Studienverfasser einen Inflationsschock von ein bis drei Prozent pro Jahr nach sich ziehen.

Aufwand und Kosten sind enorm, aber wenn es nach den Analysten der Bank of America geht, ist die Aufbringung dieses riesigen Betrags alternativlos. Die potenziellen Auswirkungen eines Nichthandelns könnten noch größer sein. Die Rede ist von jährlichen Verlusten von mehr als drei Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts bis 2030. Außerdem dürften rund fünf Prozent des weltweiten Aktienmarktwerts und damit Anlegergelder durch eine negative Neubewertung der Klimarisiken dauerhaft vernichtet werden.

Sechs Favoriten

Bei Summen in derartigen Größenordnungen ist klar, dass sich neben erheblichen Risiken auch gewaltige Chancen auftun werden. Wegen der enormen Komplexität des Megatrends Klimaschutz können sich Investoren auf der Suche nach Anlagechancen leicht verirren. Wir haben uns deshalb bei der Auswahl der einzelnen Aktien auf Klimaschutzprofiteure fokussiert, die bereits seit Jahren gut laufen. Denn dauerhaft gestiegene Kurse signalisieren, dass diese Unternehmen es verstanden haben, wie sich die mit dem Klimawandel verbundenen Geschäftschancen zum Vorteil der Anteilseigner nutzen lassen.

Zudem haben alle sechs Titel erst im September und Oktober dieses Jahres neue Bestmarken erreicht. Das bedeutet, sie können nicht nur langfristig betrachtet mit Aufwärtstrends glänzen, sondern auch kurzfristig mit relativer Stärke punkten. Charttechnisch kommt somit grünes Licht für einen Einstieg.

Gleichzeitig unterstellen wir auch, dass die Gesellschaften so gut aufgestellt sind, dass sie von den kostspieligen Investments rund um den Klimaschutz auch künftig profitieren werden. Und was sonst noch für unsere Favoriten spricht, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

 


Randnotizen

Netto-Null-Emissionsziel: Das Erreichen eines Gleichgewichts zwischen der Menge an produzierten und der der Atmosphäre entzogenen Emissionen.

Warum Netto-Null? Damit könnte die globale Erwärmung bis zum Jahr 2050 auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden.

Ist das machbar? Ja, aber dafür müssten bis 2030 (gegenüber 2020) 50 bis 80 Prozent weniger CO2-Ausstoß erreicht werden.

Wird die Geopolitik in die Quere kommen? Möglicherweise. Beschränkungen beim Zugang zu Rohstoffen und wirtschaftspolitische Instrumente wie Kohlenstoffgrenzsteuern bergen die Gefahr von "Klimakriegen".

Gibt es genug Rohstoffe? Nur mit neuen Kapazitäten und Recycling. Die Umstellung auf eine metallintensive Wirtschaft könnte zu Nickel-/Lithium-Defiziten bis 2024/2026 führen. Mehr als 90 Prozent der Materialverarbeitung erfolgen in Asien, sodass die Lieferketten ausgebaut werden müssen.

Übrigens: Ein Elektrofahrzeug benötigt sechsmal mehr Mineralien als eine Alternative mit Verbrennungsmotor und ein Onshore-Windkraftwerk bei gleicher Kapazität neunmal mehr Mineralien als etwa ein Gaskraftwerk.

Was kann schiefgehen? Verhaltensänderungen, Finanzierung, Veränderungsrate in den Schwellenländern, die mangelnde globale Einhaltung der Vorschriften und nicht zuletzt auch die Frage, wie die Emissionsreduzierung überwacht und verfolgt werden kann.

2G Energy-Aktie: Kursfeuerwerk dank Kraft und Wärme


2G Energy steht aktuell vor einer Herausforderung: Die Münsterländer sind auf Kraftwerke mittels Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) spezialisiert. Diese Anlagen werden oft mit Gas betrieben - und bekanntlich ist der Gaspreis zuletzt förmlich explodiert. Doch laut den Analysten von First Berlin gleichen höhere Strompreise und Wärmeerlöse diesen Effekt weitgehend aus. Ein rentabler Betrieb sei jedenfalls weiterhin gewährleistet.

Schenkt man den Verantwortlichen bei 2G Energy Glauben, sind die brennstoffneutralen KWK-Anlagen für die zukünftige Energieversorgungswelt sogar eine ideale Lösung. Denn durch das Abschalten von Atom- und Kohlekraftwerken und den massiven Ausbau der Wind- und Solarenergie in Kombination mit zunehmendem Strombedarf steige der Bedarf an dezentralen Kraftwerken zur Deckung der Residuallast, wenn Wind und Sonne streiken. Wichtig zu wissen ist, dass es schon heute möglich ist, KWK-Anlagen zu 100 Prozent mit Wasserstoff zu betreiben.

Das Konzept scheint immer mehr Kunden zu überzeugen: Im dritten Quartal 2021 konnte der Auftragseingang um fast 70 Prozent gesteigert werden. Die Kapazitäten sind dadurch bis Mitte nächsten Jahres ausgelastet. Allerdings geht mit der hohen Auslastung ein Ausbau der Produktionskapazitäten einher, was zunächst die Ebit-Marge belastet. Doch das ist eher ein Luxusproblem. Zu diesem Schluss kommt man offenbar auch an der Börse: Die Aktie hat neue Bestmarken erreicht. Da beim Gewinn je Aktie von 2021 bis 2024 mehr als eine Verdoppelung auf 5,47 Euro winkt, ist die Hausse gut untermauert. Wir bekräftigen unsere Kaufempfehlung für die Aktie und erhöhen Kursziel sowie Stoppkurs.

Empfehlung: Kaufen

Abo Wind-Aktie: Politisches Umfeld sorgt für Rückenwind


Abo Wind ist an der Börse mit 564 Millionen Euro zwar nur gut halb so viel wert wie Energiekontor (siehe Seite 16), doch auch hier winken positive Impulse von politischer Seite. Die Hessen planen und errichten Wind- und Solarparks, sodass sich eine grünere deutsche Regierung vorteilhaft auf das Geschäft auswirken sollte. Tätig ist Abo Wind zwar in 16 Ländern, aber knapp zwei Gigawatt (GW) der 16,8-GW-Pipeline entfallen auf den Heimatmarkt. Schon vor der Bundestagswahl stellte der Vorstand basierend auf guten Halbjahreszahlen für das Gesamtjahr eine Steigerung des Jahresüberschuss auf mehr als zehn Millionen Euro in Aussicht. Das wäre der sechste Jahresgewinn in Folge. Für die Folgejahre rechnen die Verantwortlichen mit weiter steigender Profitabilität und ab etwa 2024 mit Jahresüberschüssen von durchschnittlich 20 Millionen Euro. Die mit einer starken Bilanz ausgestattete Gesellschaft ist gerade dabei, in neue Dimensionen vorzustoßen. Dazu gehört die Entwicklung von Batteriespeicher- und Wasserstoffprojekten, die einiges an Zukunftsmusik versprechen. Der Analystenkonsens geht von 2020 bis 2023 beim Gewinn je Aktie von einer Verbesserung um 1,48 Euro auf 2,38 Euro aus. Zur Bewertung stellt die Bank Metzler eine interessante Berechnung an. Die Analysten verweisen darauf, dass die Erneuerbare-Energien-Tochter des portugiesischen Versorgers EDP kürzlich 150 Millionen Euro je GW für eine britische Pipeline erhalten hat. Allein für die 10,4-GW-Pipeline von Abo Wind in Europa resultiere daraus ein Wert von rund 1,6 Milliarden Euro. Die Aktie hat unser Kursziel von 60 Euro erreicht. Wir trauen dem Wert weitere Gewinne zu und erhöhen Kursziel und Stoppkurs.

Empfehlung: Kaufen

Befesa-Aktie: Recycling hilft der Umwelt und der Aktie


Die Wiederverwendung von Rohstoffen und Materialien schont Ressourcen. Umweltdienstleistern und Unternehmen aus der Recyclingbranche bieten sich daher künftig gute Wachstumschancen - etwa Befesa. Die Firma mit Hauptsitz in Luxemburg hat sich auf das Recycling von industriellen Reststoffen aus der Stahlindustrie und Recyclingdienste für Aluminium und Salzschlacken spezialisiert. In diesen Bereichen ist das Unternehmen marktführend aufgestellt. Die laufende Expansion in den USA und in Asien soll helfen, diese günstige Stellung weiter auszubauen. Wie gut die Geschäfte laufen, zeigt sich am Aktienkurs, der sich seit März 2020 verdreifacht hat. Unlängst stieg der Titel zudem in den MDAX auf. Bei einer Veranstaltung der Berenberg Bank bekräftigte der Vorstandschef Javier Molina jüngst intakte Chancen auf ein geschäftliches Rekordjahr 2021. Ein Erreichen des oberen Endes der Ergebnisprognose sei dank hoher Metallpreise und eines starken Anstiegs der Recyclingmengen in Reichweite, hieß es. Aktiv ist Befesa übrigens als erster Anbieter in China, einem noch unerschlossenen Markt für Stahlstaubrecycling. Im Vergleich zu Europa hat dieser Markt das Potenzial, drei- bis fünfmal größer zu werden.

Die Analysten der Berenberg Bank loben zudem das Geschäftsmodell: Es handle sich um eine kritische Dienstleistung, die Anlagen des Unternehmens befänden sich in der Nähe der langjährigen Kunden und erreichten eine hohe und stabile Auslastung dank hoher Eintrittsbarrieren (Genehmigungen, Know-how und Vorabkapitalanforderungen). Wie viel Potenzial die Aktie des Industrie-Recyclers theoretisch hat, zeigt sich daran, dass Goldman Sachs jüngst als Kursziel 91 Euro nannte.

Empfehlung: Kaufen

Energiekontor-Aktie: Hier ist immer noch Luft nach oben


Wer im September 2004 bei Energiekontor beim damaligen Rekordtief den Mut hatte, den überschaubaren Betrag von 11 650 Euro zu investieren, besitzt heute ein Aktienpaket im Wert von einer Million Euro. Denn seitdem ging es mit dem Kurs von 86 Cent auf 73,80 Euro nach oben - und über unser Kursziel von 72 Euro hinaus. Der Aufwärtstrend ist völlig intakt, weshalb wir optimistisch bleiben und Kursziel sowie Stoppkurs heraufsetzen. Für langfristig weiter steigende Notierungen sprechen neben dem starken Chartbild auch gute geschäftliche Aussichten. Zum Halbjahr 2021 bewegte sich das Ergebnis bei dem Projektentwickler im Bereich Wind- und Solarenergie zwar unter dem Vorjahresniveau, doch das dürfte ein Ausrutscher gewesen sein. Analysten sehen den Gewinn je Aktie von 2020 bis 2023 von 1,43 Euro auf 3,80 Euro steigen.

Als einer der führenden deutschen Projektentwickler sollte das 1990 gegründete Unternehmen vom politischen Rückenwind speziell auf dem Heimatmarkt profitieren, denn es zeichnet sich eine umweltfreundliche Regierung ab. 3,2 Gigawatt (GW) der 6-GW-Pipeline befinden sich in Deutschland. Werden die Projekte künftig schneller genehmigt, kann ein wichtiger Teil davon schneller oder überhaupt umgesetzt werden, was laut der Bank Metzler wertsteigernd wirkt. Angesichts des starken Marktwachstums für erneuerbare Energien gibt es laut Hauck & Aufhäuser beim Projektangebot Engpässe, was bei den Entwicklern zu attraktiven Margen führt. Vor diesem Hintergrund ist es für Energiekontor ein großes Plus, dass sich derzeit zwölf Windkraftprojekte mit einer Leistung von 144 Megawatt (MW) und zwei Solarprojekte mit einer Leistung von 17 MW im Bau befinden.

Empfehlung: Kaufen

Linde-Aktie: Wasserstoff sorgt für Wachstumsfantasie


Einen wichtigen Beitrag beim Kampf gegen den Klimawandel soll Wasserstoff leisten. Die sogenannte grüne Version davon gilt als klimaneutral. Möglichkeiten zu investieren gibt es etliche. Doch oft sind sie eher spekulativer Natur. Konservativer, und vielleicht gerade deshalb aussichtsreicher, sind Wetten auf die führenden Anbieter von Industriegasen. Die Nummer 1 in der Branche ist das DAX-Mitglied Linde. Auch die Aktie ist eine gute Wahl: Dass das Stammgeschäft traditionell zuverlässig läuft, honoriert die Börse mit steigenden Kursen. Die Aktie kletterte von August 2017 bis September 2021 von 100,98 Euro auf 271,25 Euro. Die Chancen, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt, sind gut. Denn das Geschäftsmodell von Linde ist laut den Verantwortlichen gegen Engpässe bei der Versorgung mit Rohstoffen und in Sachen Logistik gut isoliert. Fantasie bergen zudem die Expansionspläne im Wasserstoffbereich. Das zuletzt mit Produktion, Vertrieb, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff erzielte Umsatzvolumen von zwei Milliarden Dollar soll sich auch mithilfe eines Investitionsvorhabens von mehr als 100 Milliarden Dollar vervierfachen. Zur Anlagestory bekräftigten Firmenvertreter jüngst bei einer Konferenz, die bewährte Vorgehensweise fortsetzen zu wollen. Diese besteht aus einer strikten Kapitalallokation, um langfristiges profitables Wachstum zu erzielen, Anteile in neuen Energieendmärkten zu gewinnen und marktführende Aktionärsrenditen zu erzielen. Angepeilt ist mittelfristig ein durchschnittliches jährliches Gewinnwachstum um zehn Prozent. Zur Erinnerung: Das US-Unternehmen Praxair, mit dem Linde fusionierte, wuchs über 24 Jahre hinweg im Schnitt um elf Prozent.

Verbio-Aktie: Vollgas mithilfe von Biodiesel


Mit Verbio feierte einer unserer Favoriten gerade seine 15-jährige Präsenz auf dem Börsenparkett. Der Börsengang erfolgte am 16. Oktober 2006, fünf Jahre nach Inbetriebnahme der ersten Biodieselanlage. Die Aktie tat sich zwar zunächst schwer, doch mittlerweile ist der Wert zum Überflieger mutiert. Von September 2013 bis heute stieg die Notiz von 79 Cent auf 64,15 Euro. Alleine in den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Titel mehr als verdreifacht. Durch den SDAX-Aufstieg im Dezember 2020 gehört das Unternehmen inzwischen zu den 200 größten gelisteten Unternehmen in Deutschland. Keine schlechte Bilanz für eine Gesellschaft, deren Macher beim Start vielerorts noch als Ökospinner galten. Für das Geschäftsjahr 2020/21 bilanzierte der Hersteller und Anbieter von Biokraftstoffen zudem erstmals einen Umsatz von über einer Milliarde Euro. Gleichzeitig kündigte der Vorstand ein umfassendes weltweites Investitionsprogramm von 300 Millionen Euro bis Ende 2023 an. Das zeugt von Zuversicht und deshalb verzieh die Börse die im September abgegebene Prognose, wonach im laufenden Geschäftsjahr der operative Gewinn sinken soll. Der Fokus der Investoren liegt vielmehr darauf, dass der Vorstand insgesamt von deutlich verbesserten Rahmenbedingungen ausgeht sowie davon, das Geschäftspotenzial jetzt endlich voll ausschöpfen zu können. Daher sollte man im Ranking der führenden deutschen Unternehmen vorrücken können. Auch die Stellung als einziger großindustrieller Produzent von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan in Europa hilft. Hinzu kommt die Technologiemitführerschaft bei Biokraftstoffen, die CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent gegenüber Benzin oder Diesel erreichen.

Empfehlung: Kaufen