Cyberkriminalität ist längst kein Nischenthema mehr. Im Gegenteil: In einer Welt exponentiell wachsender Datenmengen wird das Thema IT-Sicherheit zum Kassenschlager. Ein Blick auf den Gesamtmarkt unterstreicht die Wachstumsstory. Belief sich das weltweite Volumen im Bereich der Cybersicherheit 2020 auf 153 Milliarden Dollar, wird es laut dem Researchhaus Fortune Business Insights bis 2028 auf voraussichtlich 366 Milliarden Dollar ansteigen. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von zwölf Prozent. Die Experten sehen unter anderem die zunehmende Akzeptanz von E-Commerce-Plattformen, Cloud-Computing sowie das Aufkommen disruptiver Technologien als Treiber.

Bestens positioniert im IT-Sicherheitsmarkt ist die deutsche Firma Secunet. Das 1997 gegründete Unternehmen ist breit aufgestellt und hat Lösungen für verschiedenste Themen wie Business- und Automotive-Security, E-Government oder auch Kryptografie im Angebot. Mehr als 500 nationale und internationale Kunden, darunter zahlreiche DAX-Konzerne, vertrauen auf die innovativen Produkte der Essener. Damit nicht genug: Secunet ist auch IT-Sicherheitspartner der Bundesrepublik Deutschland und Partner der Allianz für Cybersicherheit.

Zukunftstrend IoT

Um den Kundenstamm weiter auszubauen, ist die Firma vor wenigen Wochen eine aussichtsreiche Kooperation mit dem Vertriebsspezialisten Tech Data eingegangen. Im Fokus der Zusammenarbeit steht die Lösung "secunet edge", die eine sichere Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung im Zukunftsmarkt Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) gewährleistet. Die Experten von Technavio rechnen damit, dass der IoT-Security-Markt bis 2025 um mehr als 30 Prozent pro Jahr expandieren wird. Auch Übernahmen gehören bei Secunet zur Wachstumsstrategie. Zuletzt schluckte die Firma den Messaging-Spezialisten Stashcat, der bereits mehr als eine Million Nutzer zählt. "Mit der Übernahme schaffen wir ein zusätzliches Angebot zur sicheren und flexiblen Kommunikation und Kollaboration in Unternehmen, der Verwaltung und Sicherheitsbehörden wie zum Beispiel der Polizei", erklärt Vorstandschef Axel Deininger.

Apropos Polizei: Die öffentliche Hand ist der wichtigste Auftraggeber für Secunet. Etwas mehr als 80 Prozent der Erlöse stammen aus diesem Bereich. "Hier profitiert das Unternehmen seit Jahren von einer stetig steigenden Nachfrage", konstatiert Warburg-Analyst Felix Ellmann und führt weiter aus: "Die automatische Grenzkontrolle ist ein interessanter neuer Bereich für die Zukunft." Das zweite Standbein von Secunet ist der Businesssektor, der sich an private Gesellschaften sowie das Gesundheitswesen richtet. Im bislang dominierenden Gesundheitsbereich ist die Firma etwa mit einem Konnektor für die Nutzung der elektronischen Patientenakte in Praxen, Apotheken und Krankenhäusern auf dem Markt. Der Gesundheitskonnektor war im ersten Halbjahr der Wachstumstreiber im Unternehmen. Doch auch andere Bereiche wie die IoT-Anwendungen bieten mittelfristig Chancen.

Stetiges Wachstum

Dass Secunet in seinem Fach bereits seit Jahren zu den Musterschülern zählt, zeigt ein Blick in die Geschäftsbücher. Auf Sicht von fünf Jahren legten die Umsätze kontinuierlich im Schnitt um etwas mehr als ein Viertel pro Jahr zu. Auf der Ergebnisseite ging es noch etwas dynamischer nach oben: Die Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich in diesem Zeitraum von 15,0 auf 18,1 Prozent im Jahr 2020. Im laufenden Geschäftsjahr verschärft Secunet das Tempo sogar noch. Im ersten Halbjahr stiegen die Erlöse um 30 Prozent, das Ebit legte erneut überproportional um 49 Prozent zu. Was das Gesamtjahr angeht, bekräftigte der Vorstand seine im April angehobene Prognose. Erwartet werden Erlöse um 330 Millionen Euro sowie ein Ebit um 59 Millionen Euro. Da das vierte Quartal mit Abstand das stärkste im Jahr ist, könnte am Ende sogar noch mehr drin sein. Hoffnung macht diesbezüglich der hohe Auftragsbestand von 160,9 Millionen Euro zum Stichtag 30. Juni. Was Secunet noch in die Suppe spucken könnte, sind fehlende Halbleiter. Nach dem Motto "aufgeschoben ist nicht aufgehoben" wäre aber selbst das kein Problem. Gut möglich, dass das Management Vorsicht bei der Zahlenvorlage am 3. November walten lässt und keine weitere Aufwärtsrevision vollzieht. Sollte sich die Chipknappheit aber in Grenzen halten, könnte Secunet - ähnlich wie 2019 - noch im Dezember die Prognose erhöhen.

Seit unserer letzten Empfehlung des SDAX-Titels in Ausgabe 25/2021 legte der Kurs in der Spitze um 40 Prozent zu und pulverisierte damit unser ehemaliges Ziel von 440 Euro. Wer noch dabei ist, hebt den Stopp zur Absicherung auf 350 Euro an. Neueinsteiger wiederum nutzen die aktuelle Konsolidierung zu einem Positionsaufbau.

Die Secunet-Aktie erscheint zwar auf den ersten Blick nicht günstig, doch hat die Bewertung angesichts des verlässlichen Wachstums sowie der hohen Profitabilität noch Aufwärtsspielraum. Empfehlung: Kaufen