Bisher fällt die Bilanzsaison in Deutschland recht durchwachsen aus, einige namhafte Adressen überraschten bereits negativ mit Gewinnwarnungen. Das Umfeld wird wieder schwieriger, auch für breit aufgestellte Konzerne. Ein besonders trauriges Beispiel lieferte zuletzt General Electric ab. Wegen massiver Abschreibungen in der Kraftwerksparte meldete der Siemens-Konkurrent für das vergangenen Quartal ein herbes Minus von gut 20 Mrd. Euro. Die Folge: Aktionäre erhalten nur noch einen Cent Dividende, nach zuvor zwölf Cent. Der Abstieg hält an, noch vor zwei Jahren zählten die Amerikaner zu den wertvollsten Firmen. Im Juni fiel die Aktie bereits aus dem Dow Jones. Siemens hat den Rivalen beim Börsenwert mit aktuell 87 Mrd. Euro bereits deutlich überholt, "GE" bringt nur noch gut 70 Mrd. Euro auf die Waage.

Natürlich ist auch Siemens nicht immun gegen die weltweiten Herausforderungen. Unter Konzern-Chef Joe Kaeser wird das traditionsreiche Industrie-Konglomerat aber schrittweise über die "Vision 2020+" fit gemacht für die Zukunft. Die Marschroute ist klar: Mit der Spezialisierung sollen die einzelnen Sparten eigenständiger werden, an Schlagkraft und Wettbewerbsvorteilen gewinnen und sich so besser gegen die Konkurrenz durchsetzen. Angenehmer Nebeneffekt: Mit der neuen Struktur werden die einzelnen Bereiche transparenter, der Bewertungsabschlag wie bei Konglomeraten üblich könnte bald wegfallen. Prognosen auf dem Rückzug

Die anstehende Quartalsmitteilung am Donnerstag spielt daher eine nicht ganz so große Rolle, bei Siemens ist eher Weitblick gefragt. Dennoch sollten größere negative Überraschungen vermieden werden. Analysten rechnen mit einem Gewinn je Aktie von etwa 1,52 Euro, allerdings ist die Spanne der Prognosen sehr weit. In den vergangenen Wochen sind die Erwartungen bereits deutlich gesunken, vor drei Monaten lag die Messlatte noch bei 1,92 Euro. Für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres werden derzeit rund 1,90 Euro prognostiziert.



Ein ähnlicher Trend zeichnet sich auch bei den Konsensschätzungen für 2019 ab. Im Mai lagen die Erwartungen noch bei einem Gewinn je Aktie von 8,22 Euro, inzwischen sind es nur noch 7,78 Euro. Für 2020 sind die Prognosen von neun auf 8,70 Euro gesunken. Das 2019er-KGV ist zuletzt wegen der Kursverluste etwas gefallen, liegt mit 13 aber noch leicht über dem Marktdurchschnitt. Mit der schwachen Kursentwicklung in den vergangenen Wochen sind einige schlechte Nachrichten eingepreist. Das Korrekturpotenzial ist daher überschaubar, solange nicht neue Hiobsmeldungen auf den Markt treffen (Handelsstreit, Konjunktur in China). Bleibt die Lage robust, sollte am nun erreichten Kursniveau um 100 Euro eine Stabilisierung einsetzen. Dafür spricht auch der mit rund sechs Prozent recht weite Abstand zur 200-Tage-Linie (Indikator unter dem Chart). Verdichten sich hingegen die Anzeichen eines wirtschaftlichen Abschwungs, sollten durchaus Abschläge von mehr als 20 Prozent auf den langfristigen Durchschnitt einkalkuliert werden.

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In einem solchen Umfeld stellen Capped-Optionsscheine, mit denen Anleger bereits von einer Seitwärtsbewegung profitieren, eine attraktive Alternative dar. Im mittelfristigen Bereich bietet die WKN HX48QZ gute Konditionen. Steht Siemens zum Bewertungstag am 19. Juni 2019 auf oder über dem Cap von 95 Euro, erhalten Anleger den Maximalbetrag von fünf Euro. Auf Basis des aktuellen Kurses führt dies zu einer Maximalrendite von 38 Prozent oder 60 Prozent p.a. Die Spekulation hat zudem noch Puffer nach unten, der Cap liegt rund sechs Prozent unter dem aktuellen Kurs. Doch Vorsicht: Bei dieser Wette droht ein Totalverlust, wenn die Aktie zum Stichtag unter 90 Euro (Basispreis) steht.


  Basiswert
  
  

  Siemens
  

  Kurs Basiswert
  
  

  102,70 EUR
  

  Produkt
  
  

  Capped-Call
  

  WKN
  
  

  HX48QZ
  

  Emittent
  
  

  HVB
  

  Bewertungstag
  
  

  19.06.2019
  

  Basispreis
  
  

  90 EUR
  

  Cap
  
  

  95 EUR
  

  Maximalrendite (p.a.)
  
  

  38% (60%)
  

  Kurs Zertifikat
  
  

  3,62 Euro
  

  Zielkurs
  
  

  5 EUR
  
  




Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur von Index-Radar. Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). www.index-radar.de