Optimismus kommt an der Börse gut an. So auch bei Healthineers. Die Siemens-Medizintechniktochter nimmt sich für das neue Geschäftsjahr, (per 1. Oktober) mehr vor. Das teilte das Erlanger Unternehmen am Montag bei der Vorlage der Zahlen für das vierte Quartal mit. Anleger honorierten das, der Kurs zog um rund 4,5 Prozent an.

Gewinne sollen wieder steigen



Der Nettogewinn soll überdurchschnittlich zulegen: Im Plan steht ein Plus von 20 bis 30 Prozent. Im vergangenen Geschäftsjahr ging es um rund acht Prozent auf 1,28 Milliarden Euro nach unten. 55 Prozent davon will Healthineers an die Aktionäre ausschütten. Damit schlägt Healthineers der Hauptversammlung eine Dividende von 70 Cent je Aktie vor.

Grund für den Gewinnrückgang im abgelaufenen Geschäftsjahr waren dem Unternehmen zufolge die hohen Kosten: So schlug der Börsengang Mitte März mit 103 Millionen Euro zu Buche. Der Konzernumbau kostete die Erlanger 80 Millionen Euro. Im neuen Geschäftsjahr sollen dafür nochmal 30 Millionen Euro draufgehen.

Der Umsatz soll währungsbereinigt um vier bis fünf Prozent steigen. 2018/2019 war es bereits ein Plus von vier Prozent, Healthineers fuhr 13,4 Milliarden Euro ein. "Wir legen die Latte ein Stück höher", sagte Chef Bernd Montag.

Healthineers will profitabler werden



Die Erlanger Tochter gilt im gesamten Siemens-Konzern bereits als Ertragsperle. Jetzt will sie wieder an alte Erfolge anknüpfen und wieder profitabler werden. Die operative Marge soll im neuen Jahr bereinigt auf 17,5 bis 18,5 Prozent steigen.

2017/2018 lag die Rendite mit 17,2 Prozent unter dem Vorjahreswert von 18 Prozent. Grund für den Rückgang seien Wechselkurseffekte, hieß es. "Wir haben eingehalten, was wir versprochen hatten", sagte Montag, 17 bis 18 Prozent hatten die Erlanger angepeilt.

Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres deutete sich bei der Rendite bereits die Wende an: Die bereinigte Ergebnismarge lag schon bei 18,2 Prozent - obwohl negative Währungseffekte "signifikant" belasteten, wie Healthineers betonte.

Viertes Quartal über den Erwartungen



Im vierten Quartal lief es bei Healthineers überraschend gut. Der Umsatz stieg bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe um vier Prozent auf 3,7 Milliarden Euro.

Das operative Ergebnis ging um sechs Prozent auf 627 Millionen Euro zurück. Der Gewinn nach Steuern fiel um acht Prozent auf 374 Millionen Euro ab. Healthineers übertraf die Erwartungen der Analysten sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn.

Bilddiagnostik läuft



Wachstumstreiber ist bei Healthineers üblicherweise die Bilddiagnostik-Sparte. Das Geschäft mit bildgebenden Geräten wie Magnetresonanz- und Computertomografen, Ultraschall- und Röntgengeräten wuchs im vierten Quartal vergleichbar um sechs Prozent. Damit trug die Imaging-Sparte mit 2,29 Milliarden Euro rund 62 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Das Imaging-Geschäft ist hochprofitabel. Die bereinigte operative Marge lag bei 21,2 Prozent.

Labordiagnostik auf gutem Weg



Im zweitgrößten Segment, der Labordiagnostik, sieht es bei der Profitabilität hingegen noch mau aus. Hier lag dieser Wert im vierten Quartal bei 12,9 Prozent. Grund seien die hohen Kosten für die Markteinführung des Diagnosesystems Atellica Solution gewesen. Mit Atellica können Labore und Kliniken Proben testen, etwa den Anteil von Proteinen in Körperflüssigkeiten wie dem Blutplasma oder dem Urin.

Von Atellica gibt es aber gute Nachrichten. Bis Ende September wurden mehr als 990 solcher Diagnosesysteme ausgeliefert. Damit haben die Erlanger ihr Lieferziel von 800 bis 1000 Systemen erreicht. Im neuen Geschäftsjahr sollen 3200 bis 3500 Atellica-Systeme installiert sein, ein Jahr später bereits 7000.

In der sogenannten Diagnostics-Sparte verkaufen die Erlanger Ausrüstung für die Auswertung von Blut- oder Urintests, darunter Testreagenzien, Verbrauchsmatererialen und Dienstleistungen. Die Umsätze kletterten im vierten Quartal um drei Prozent.

Montag denkt an Übernahmen



Um das Wachstum weiter zu beschleunigen, beginnt man in der Chefetage in Erlangen sich mit den Thema Übernahmen zu befassen. "Wir sind in der wunderbaren Situation, dass wir Akquisitionen machen können, aber nicht müssen", sagte Montag. Es werde aber bei den drei Sparten - Imaging, Diagnostics und Advanced Therapies, wo Healthineers an neuen Behandlungsmethoden forscht - bleiben. "Das Gesicht des Unternehmens wird sich durch eine Akquisition nicht ändern, auch wenn es eine große ist."

Der Mutterkonzern Siemens hatte Healthineers Mitte März auch deshalb an die Börse gebracht, damit die Tochter Übernahmen aus eigener Kraft finanzieren kann. Die Münchener hatten durch den Börsengang 4,2 Milliarden Euro eingenommen und Healthineers im Gegenzug vier Milliarden Euro an Schulden erlassen.

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Einschätzung der Redaktion



Die Zahlen für das Schlussquartal von Healthineers können sich sehen lassen. Das gute Geschäft mit den bildgebenden Geräten verhinderte einen stärkeren Gewinnrückgang.

Insbesondere der Ausblick auf das neue Geschäftsjahr begeisterte die Anleger. Mit einem Plus von bis zu 4,5 Prozent stieg die Healthineers-Aktie auf den höchsten Stand seit fünf Wochen.

Im hochprofitablen Geschäft mit bildgebenden Geräten sind die Erlanger eigenen Angaben zufolge in vielen Bereichen Marktführer. Berenberg-Analyst Scott Bardo zufolge habe Healthineers hier sogar weitere Marktanteile hinzu gewonnen.

Der Vorteil für Healthineers im Imaging-Geschäft: Der Großteil der Umsätze ist wegen Servicegebühren und die Instandhaltung der Geräte wiederkehrend.

Wiederkehrende Umsätze gibt es auch in der Labordiagnostik-Sparte. Denn Healthineers verdient das meiste Geld mit Verbrauchsmaterialien. Die Markteinführung des Hoffnungsträgers Atellica ist für Healthineers immens wichtig. "Atellica ist auf dem richtigen Weg", lobte Bardo. Das neue Diagnosesystem dürfte sowohl Umsatzwachstum, als auch Profitabilität antreiben. Die Labordiagnostik-Sparte hatte lange Zeit geschwächelt.

Healthineers ist ein solides Investment in eine zukunftsträchtige Branche. Wir bleiben bei der Kaufempfehlung.

Kursziel: 45,00 Euro
Stoppkurs: 33,90 Euro