Die nun eigentlich beginnende Divi­dendensaison 2020 wird für Anleger eine traurige Angelegenheit werden. Viele Unternehmen haben schon angekün­digt, für 2019 keine Dividenden zu zahlen. Nicht nur krisengeschüttelte Tourismusfir­men, Einzelhändler, Autohersteller oder Fluglinien verzichten darauf, sondern auch so solide Unternehmen wie Fielmann. Und selbst Dividendenaristokraten wie McDo­nalds, die seit 30 Jahren jedes Jahr die Divi­dende erhöht haben, streichen die Aus­schüttung komplett. Bei den Banken ver­langt gar die EZB, dass sie keine Dividen­den für die Geschäftsjahre 2019 und 2020 bis mindestens zum 1. Oktober 2020 zahlen sollen. Auch Bonuszahlungen und Aktien­rückkaufprogramme sollen auf Eis gelegt werden. Gleiches wird für die Versicherungs­branche gefordert. Selbst wenn Unterneh­men noch geplant haben, ihre Gewinne an die Aktionäre auszuzahlen, wird es schwie­rig. "Tatsächlich ist es in den meisten euro­päischen Ländern aufgrund der durchge­führten Eindämmungsmaßnahmen ein­deutig nicht möglich, Hauptversammlun­gen abzuhalten. Wenn aber die Dividende vom Vorstand beschlossen wird, dann ist dies eine Entscheidung, über die die Akti­onäre in der HV abstimmen müssen. Keine HV, keine Dividende", erklärt Florian Al­lain, Fondsmanager bei Mandarine Ges­tion. LVMH und M6 hätten ihre Hauptver­sammlung bereits verschoben, ebenso Glencore, Daimler, BASF und Deutsche Te­lekom.

"Deutschland ist im Übrigen beson­ders betroffen, da nach deutschem Recht die elektronische Abstimmung bei der HV noch nicht zulässig ist", sagt der Experte. Anleger, die also auf den stetigen Dividen­denstrom angewiesen sind, stehen aktuell im Regen. Dies kam zum letzten Mal wäh­rend der Finanzkrise 2007/08 vor. "Die glo­balen Dividenden fielen damals von ihrem Höchststand bis zum Tiefpunkt um fast 30 Prozent, wobei die Gewinne um etwa 60 Prozent sanken. Dies geschah über ei­nen Zeitraum von 15 bis 18 Monaten, wäh­rend sich die aktuelle Krise in nur drei Mo­naten entwickelt hat. Wir glauben, dass die konsentierten Gewinn­ und Dividendener­wartungen weltweit weiterhin zu hoch sind und in den kommenden Wochen erheblich nach unten korrigiert werden", sagt Jane Shoemake von Janus Henderson. Gleich­wohl sieht Allain für Dividendenjäger nicht komplett schwarz. Allerdings wäre für den Franzosen ein Rückgang der Dividenden­rendite von zuletzt fünf Prozent auf 3,5 Pro­zent kein wirklicher Beinbruch. "Das wäre ein Niveau, das ungefähr dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre in Europa entspricht und in einer Welt niedriger Zinsen nach wie vor interessant ist", sagt Allain.