Als im August und September die Kurse an den Weltbörsen wild ausschlugen, raubte das vielen Marktteilnehmern den Nerv. Ganz anders war dagegen die Gemütslage bei den sogenannten Heavy Tradern. Diese sehr viel und kurzfristig handelnden Akteure wittern bei einer hohen Volatilität eine größere Chance auf den schnellen Reibach.

Das wiederum kommt dem Düsseldorfer Brokerhaus Sino zugute. Denn das 1998 gegründete Unternehmen hat sich genau auf diese Zielgruppe ausgerichtet. Wie sehr sich so ein Umfeld bei dem Spezialisten für die Abwicklung von Wertpapiergeschäften für aktive und anspruchsvolle Privatkunden bemerkbar macht, zeigen die Zahlen zu den abgewickelten Geschäften. So wurden im September 64 916 Orders ausgeführt, was gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 16,7 Prozent bedeutet. Im August waren es sogar plus 22,7 Prozent und mit 66 653 ausgeführten Orders der beste Monat seit vier Jahren.

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Mehr Segen als Fluch



Im Oktober belief sich die Zahl der ausgeführten Orders zwar nur auf 60 342 Stück. Aber selbst dieses Minus von 32,1 Prozent im Jahresvergleich bestätigt, wie wichtig ein schwankungsfreudiges Marktumfeld ist. So war der Oktober im Vorjahr ungewöhnlich volatil und dadurch für Sino einer der besten Handelsmonate der vergangenen Jahre. Damit ist klar: Sollten Faktoren wie die angedeutete Zinswende in den USA und mögliche weitere geldpolitisch expansive Schritte der EZB die Kurse ausschlagen lassen, wäre das für Sino voraussichtlich mehr Segen als Fluch.

Aber selbst ein schwierigeres Umfeld würde die Düsseldorfer nicht unvorbereitet treffen. Nach teilweise schwierigen Vorjahren wurde an der Kostenschraube gedreht und an der Strategie gefeilt. Ein Resultat daraus ist die Konzentration auf die Heavy Trader, eine Ausrichtung, die sonst auf keinen anderen deutschen Onlinebroker zutrifft. Als Heavy Trader stuft Mitgründer und Vorstand Ingo Hillen Kunden ein, die im Monat mindestens zehn Orders platzieren. Richtig interessant wird es für Sino allerdings erst ab 100 bis 200 Orders im Monat. Ende Oktober betreute Sino 441 Depotkunden mit einem Durchschnittsvolumen von rund 430 000 Euro, wobei es zur hauseigenen Vorgehensweise auch zählt, inaktive Depots zu schließen.

Damit die Kunden besonders aktiv handeln und dadurch Provisionseinnahmen generieren, ist Sino mit möglichst volatilen Börsen auf einen nicht aktiv steuerbaren Umstand angewiesen. Einfluss hat man aber auf die angebotene Infrastruktur. Mit der Handelsplattform Sino MX-Pro sehen sich die Verantwortlichen im umkämpften Onlinebroker-Geschäft sehr gut aufgestellt. Das gute Abschneiden in Kundenumfragen scheint dies zu bestätigen.

Zudem wird versucht, Kunden mit Sonderaktionen zu locken. Dazu zählt das nach der kürzlich erfolgten Einführung des Mini-DAX-Futures durch die Eurex kreierte Angebot, bis zum 31. Oktober 2016 die Provision für den Mini-DAX-Future auf ein Euro pro Order zu begrenzen. Beim Mini-DAX-Future entspricht ein Punkt fünf Euro statt 25 Euro beim klassischen DAX-Future, sodass Trader ihren Handel durch das geringere Kontraktvolumen flexibler und differenzierter gestalten können. "Wir sind vom Konzept des Mini-DAX-Futures begeistert", schwärmt Hillen. "Der neue Future ist aus unserer Sicht vielen CFD-Angeboten deutlich überlegen. Mit diesem attraktiven Angebot wollen wir durch bestehende und neue Kunden zusätzliches Geschäft generieren, um auch dadurch an das sehr gute Geschäftsjahr 2014/2015 anzuknüpfen."

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Bestes operatives Ergebnis seit 2009



Die Aktionäre können mit dem jüngsten Konzernjahresabschluss zufrieden sein. In dem am 30. September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr kletterte der Gewinn von 0,52 Millionen auf 1,06 Millionen Euro. Auch die Tick-TS AG in Sprockhövel hat dazu beigetragen, an der Sino indirekt mit 43 Prozent beteiligt ist und direkt über die daraus vereinnahmte Dividende profitiert. Der Dienstleistungsanbieter rund um Börsen- und Handelssysteme hat sein Vorsteuerergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr um 17 Prozent auf zwei Millionen Euro verbessert. Das entspricht praktisch der in den vergangenen zehn Jahren verbuchten jährlichen Gewinnsteigerung von 18 Prozent. Die Dividende stieg seit dem Geschäftsjahr 2005/06 kontinuierlich von 0,24 Euro je Aktie auf jetzt voraussichtlich 1,27 Euro. "Die Tick-TS ist eine wahre Beteiligungsperle", freut sich Matthias Hocke, ebenfalls Mitgründer und Vorstand der Sino AG.

Das Brokerhaus wird die eigenen Anleger ebenfalls mit einem Dividendenregen verwöhnen. Der von 0,22 Euro auf 0,45 Euro je Aktie gestiegene Gewinn könnte komplett an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Vorsichtigere Schätzungen gehen von 25 Cent aus. Ohnehin verfolgt Sino eine aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik, was auch so bleiben dürfte - die beiden Vorstände halten selbst Aktien, und auch der strategische Partner HSBC Trinkaus mit seiner 25-prozentigen Sperrminorität dürfte weiter an einer hohen Ausschüttung interessiert sein.

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Dicke Dividendenrendite



In Stein gemeißelt ist die Dividende zwar auch bei Sino nicht, wie ein Ausfall für das Geschäftsjahr 2010/11 belegt. Aber wenn die Schätzungen stimmen, wonach in diesem Jahr sogar mehr verdient wird als im Vorjahr, dann dürfte der Titel ein Dividendenbringer bleiben. Das wäre sicherlich auch wichtig für die Entwicklung des Aktienkurses. Damit der neu aufgenommene Aufwärtstrend ausgebaut werden kann, schadet eine fette Dividendenrendite als Kaufargument sicherlich ebenso wenig wie die niedrige Bewertung auf KGV-Basis.

Pluspunkte wie diese sind aber auch nötig, schließlich ist die Gesellschaft als kleiner Anbieter in einem umkämpften Marktsegment einigen Risiken ausgesetzt. Der hohe Bewertungsabschlag und die Dividendenrendite von über fünf Prozent sprechen aber für die Aktie. Anleger sollten Orders jedoch streng limitieren, die Umsätze im Freiverkehr der Düsseldorfer Börse sind eher gering.