Während Autohersteller wie Daimler und BMW seit dem Jahreswechsel Aktienkursverluste im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen mussten, verteuerte sich der SDAX-Wert Sixt seither um rund 20 Prozent. Kein Wunder, die Geschäfte laufen bei Europas marktführendem Mobilitätsdienstleister relativ rund. Sixt kann mit Blick auf die erzielten Umsätze auf ein ausgesprochen erfreuliches zweites Halbjahr zurückblicken, schließlich erzielte man dank der Expansion in die USA und der Ausweitung der digitalen Angebote ein Plus beim Konzernumsatz von 1,18 Milliarden auf 1,35 Milliarden Euro (+14,4 Prozent). Erstmals überwand der Auslandsumsatzanteil die Marke von 60 Prozent, was vor allem dem US-Markt zu verdanken war. Dort erzielte Sixt nämlich im ersten Halbjahr eine Umsatzsteigerung in Höhe von rund 30 Prozent. Überdurchschnittliches Wachstum war mit 7,7 Prozent aber auch in Deutschland erzielt worden.

Negative Vorzeichen gab es allerdings beim Konzernergebnis vor Steuern (EBT) zu vermelden. Dieses hat sich in den ersten sechs Monaten von 130,8 Millionen auf 127,5 Millionen Euro ermäßigt (bereinigt um DriveNow-Verkauf), was einem Rückgang um 2,6 Prozent p.a. entspricht. Hierfür verantwortlich waren vor allem die rekordhohen Investitionen in digitale Angebote, in die Fahrzeugflotte und in Marketingmaßnahmen. Gut zu wissen: Während in den vergangenen Wochen einige deutsche Unternehmen Umsatz- und Gewinnwarnungen ausgesprochen hatten, bestätigte das Management von Sixt den bisherigen Ausblick für 2019.

In der heutigen Pressemitteilung las sich dies folgendermaßen: "Unter der Voraussetzung, dass sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld nicht wesentlich verschlechtert, erwartet der Vorstand für den SIXT-Konzern im Vergleich mit den Vorjahreswerten einen deutlich steigenden operativen Umsatz sowie ein stabiles EBT (ohne Berücksichtigung des Verkaufs der DriveNow-Beteiligung im Vorjahr)." Investoren hatten sich offensichtlich mehr erhofft. An der Börse verlor die Aktie am Dienstagvormittag in der Spitze 1,7 Prozent.

Angesichts der sich eintrübenden Konjunkturperspektiven drängt sich unter fundamentalen Aspekten der Kauf der Sixt-Aktie derzeit eher nicht auf, schließlich dürfte in wirtschaftlichen Schwächephasen das Vermieten von Fahrzeugen deutlich schwieriger werden. Denn sowohl mit Blick auf Geschäftsreisen als auch bei Urlaubsreisen könnte insbesondere im Falle einer weltweiten Rezession der Bedarf zurückgehen. Derzeit halten zum Beispiel die Analysten von Morgan Stanley einen globalen Wirtschaftsabschwung bereits Mitte 2020 für möglich. Vor diesem Hintergrund sollte der SDAX-Wert derzeit nicht auf der Kaufliste, sondern eher auf der Beobachtungsliste stehen.

Aus charttechnischer Sicht kann man der Sixt-Aktie für die vergangenen zwölf Monate vor allem eines attestieren: eine heftige Berg- und Talfahrt. Innerhalb dieses Zeitraums schwankte die Aktie nämlich zwischen 65 und 116 Euro. Im Herbst 2018 wurde der langfristige Aufwärtstrend verletzt und im Mai dieses Jahres wurde der seit Ende 2018 eingeschlagene kurzfristige Aufwärtstrend gebrochen. Die langfristige 200-Tage-Linie befindet sich seit Dezember 2018 in einer leichten Abwärtsbewegung.

Ende Juli wurde sie zudem markant unterschritten, was in der Chartlehre als klares Verkaufssignal gilt. Eine leichte Unterstützungszone kann man der Aktie im Bereich von 75 bis 80 Euro attestieren. Sollte sie nicht halten, droht ein Rückschlag in Richtung 65 Euro. Hier markierte der SDAX-Wert Ende Dezember den tiefsten Stand seit Herbst 2017. Besonders interessant: Der Timingindikator Relative-Stärke-Index ist mit 24 Prozent mittlerweile in die überverkaufte Zone abgerutscht. Bei einem (möglichst dynamischen) Überwinden der 30-Prozent-Marke wäre dies als Einstiegssignal zu sehen. Zur Erinnerung: Im Dezember vergangenen Jahres folgte auf ein solches Event innerhalb von weniger als fünf Monaten eine Wertsteigerung um über 50 Prozent.