Für die beiden Snap-Gründer Evan Spiegel (27) und Bobby Murphy (28) wird der 2. März 2017 wohl für immer unvergesslich bleiben. An diesem Donnerstag läuteten die beiden Bubi-Unternehmer die Glocke zum Handelsstart an der ehrwürdigen New York Stock Exchange - und wurden dabei auch gleich noch zu Multi-Milliardären.

Bei Anlegern dürfte die Euphorie um die Snap-Aktie hingegen inzwischen weitgehend verpufft sein. Seit dem Kurshoch vom 3. März bei gut 27 Dollar hat das Papier den Rückwärtsgang eingelegt. Schon Mitte März näherte sich die Snap-Aktie dem Ausgabepreis von 17 Dollar bedrohlich an. Zwar berappelte sich der Kurs zwischenzeitlich wieder etwas. Aber Dienstag gab’s einen neuerlichen Rückschlag. Zum Börsenschluss lag Snap knapp sieben Prozent im Minus.

Facebook erhöht den Druck



Auslöser für die wieder aufgeflammte Skepsis von Investoren war eine Ankündigung von Facebook. Künftig will das soziale Netzwerk Mobil-Nutzern die Möglichkeit geben, Fotos und Videos in der Facebook-App mit Zeichnungen oder Icons aufzuhübschen. Nach 24 Stunden verschwindet alles wieder, wie der Konzern am Dienstag mitteilte.

Analysten sehen in der neuen "Stories"-Funktion einen Frontal-Angriff auf Snapchat. Der vor allem bei Teens und reiferen Twens populäre Messaging-Dienst war mit den wie von Geisterhand verschwindenden Fotos groß geworden und hatte das Angebot dann zügig mit Zeichnen-Funktion und anderen Tools aus dem Social-Media-Reich getunt. Nun hält Facebook dagegen.

Die Erweiterung ist indes keine Überraschung. Die Zuckerberg-Company hatte mit der "Stories"-Funktion bereits bei den konzern-eigenen Angeboten Instagram, WhatsApp und dem Facebook Messenger Erfahrung gesammelt. Jetzt wird auch die millionenfach verbreitete Facebook-App aufgebohrt.

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Die fragwürdige Rolle der Wall-Street-Banken



Die jüngste Kurs-Volte bei Snap wirft auch ein Schlaglicht auf die Investmentbanken und ihre Analysten. Nach den US-Gesetzen dürfen die Excel-Künstler von Banken, die bei einem IPO dabei sind, vor der Erstnotiz und in den ersten 25 Tage danach keine Einschätzung zur Aktie des Börsendebütanten ausgeben. Diese Frist war am Montag rum - und wie von Zauberhand hagelte es Kaufempfehlungen.

Pünktlich zum Ende der so genannten Quiet Period am Montag stuften neun der Konsortial-Banken von Snap das Papier als Kauf ein. Snap sei "eine der besten Innovationsmaschinen" im Internet lobte etwa Mark Hahaney von RBC. Das Unternehmen könne noch für sehr lange Zeit hohe Wachstumsraten halten, wenn es weiter so innovativ bleibe wie bisher. Auch Brian Nowak von Morgan Stanley gab sich zuversichtlich. Die begeisterten Millenial-User dürften für stark steigende Werbeeinnahmen bei Snap sorgen.

Die Empfehlungswelle von der Wall Street hat für eine kräftige Verschiebung der Analysten-Einstufungen gesorgt. Nach einer Übersicht des US-Datendienstleisters Bloomberg empfehlen aktuell 12 Banken Snap zum Kauf, 13 sind neutral, sechs Analysten raten zum Verkauf.

Noch in der vergangenen Woche wies die Statistik für Snap gerade zwei Empfehlungen zum Kauf, aber sechs Halte- und sechs Verkaufseinstufungen aus.