Noch im Vorquartal hatten die jüngsten Apple-Datenschutz-Updates das Ergebnis stark belastet. So müssen seit Sommer App-Anbieter iPhone-Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis fragen, wenn sie zu Werbezwecken ihr Verhalten über verschiedene Dienste hinweg nachverfolgen wollen. Viele Menschen lehnen das ab. Das erschwert personalisierte Werbeanzeigen und verschreckt Anzeigenkunden.

Doch die Erholung von den Auswirkungen habe schneller als erwartet eingesetzt, erklärte Finanzchef Derek Andersen. Die Zahl der täglichen aktiven Nutzer stieg im abgelaufenen Quartal im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 319 Millionen. Erwartet wurden laut des Datenanbieters Refinitiv 316,5 Millionen. Umsatz betrug 1,3 Milliarden US-Dollar (gut 1,1 Milliarden Euro), ein Plus von 42 Prozent. Erstmals seit seinem Börsengang schloss Snap ein Quartal mit einem Nettogewinn ab. Dieser betrug 22,5 Millionen Dollar. Die Expertenerwartungen hat Snap damit übertroffen. Noch im Vorjahr lag der Überschuss 113 Millionen Dollar im Minus.

Snapchat war nach der Gründung im Jahr 2011 mit der Funktion populär geworden, dass Fotos von alleine wieder aus dem Instant-Messaging-Dienst verschwinden. Inzwischen bekam die App einen starken Fokus auf sogenannte erweiterte Realität, bei der digitale Objekte auf dem Bildschirm mit realen Umgebungen kombiniert werden. Einerseits geht es dabei um Spaß-Anwendungen, andererseits nutzt Snap die Technologie aber auch für digitale Anproben von Bekleidung oder Sonnenbrillen.

Einschätzung zur Snap-Aktie


Im Sog des Ausverkaufs beim Facebook-Betreiber Meta rutschte die Snap-Aktie am Donnerstagabend 23,6 Prozent ab. Doch für Snap war die Talfahrt bereits nach wenigen Stunden beendet. Als das US-Unternehmen eigene Zahlen vorlegte, drehte die Stimmung. Zu Beginn des vorbörslichen Handels stieg die Aktie am Freitag um mehr als 50 Prozent. Überzeugt hatte Snap vor allem mit dem Wachstum beim Umsatz und der Nutzerzahl. Am Freitagmittag notierte die Aktie bei etwa 32 Euro.

Die Ergebnisse aus dem vierten Quartal konnten überzeugen. Nicht nur, dass Umsatz und Nutzerwachstum über den Expertenerwartungen lagen, auch auf die geänderten Datenschutz-Regeln von Apple hat Snap erfolgreich reagiert. Durch das durcheinandergewirbelte Anzeigengeschäft konnten Werbekunden in manchen Kategorien den Erfolg ihrer Kampagnen nicht mehr einschätzen. Unter anderem habe Snap eigene Messwerkzeuge für Werbekunden entwickelt. Die Situation hat sich damit deutlich zügiger wieder verbessert als beim Konkurrenten Meta. Da Snap im vierten Quartal erstmalig einen Nettogewinn verzeichnen konnte, raten wir zunächst nur mutigen Anlegern zum Kauf.

iw/rtr/dpa-AFX