Sonnenanbeter kommen 2019 voll auf ihre Kosten. In Deutschland strahlte das Zentralgestirn in acht der ersten zehn Monate an mehr Stunden als üblich vom Himmel. Freuen können sich darüber nicht nur die Erholungssuchenden. Auch für die Besitzer einer Photovoltaikanlage sind die meteorologischen Verhältnisse nahezu optimal. Damit dürfte die mithilfe der Sonne in Deutschland erzeugte Strommenge nach dem Rekordjahr 2018 weiter zunehmen (siehe "Auf einen Blick").

Der Boom der Solarenergie ist weder allein auf das günstige Wetter zurückzuführen, noch handelt es sich nur um ein nationales Phänomen. Die ­Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die weltweite Kraftwerkskapazität an erneuerbarer Energie bis 2024 um insgesamt 1200 Gigawatt zunimmt. "Die solare PV steht für 60 Prozent des Wachstums", stellt die IEA fest. Neben den Bemühungen der Politik im Kampf gegen den Klimawandel bezeichnet die Agentur die fallenden Kosten als treibenden Faktor.

Selbst in unseren Breitengraden ist die Sonne als Energiequelle heute konkurrenzfähig. Anfang Oktober hat die Bundesnetzagentur eine Elektrizitätsausschreibung abgeschlossen. Im Schnitt belief sich der an knapp 30 Solarparks vergebene Preis auf 4,9 Cent je Kilowattstunde. Für Windenergie hat die Behörde zum selben Zeitpunkt Zuschläge für durchschnittlich 6,2 Cent je Kilowattstunde verteilt. Und auch den Vergleich mit der Kohle braucht die PV nicht mehr zu scheuen.

Wende zum Besseren möglich


Der IEA zufolge wird sich die Kostenspirale in der globalen PV-Industrie weiter nach unten drehen. Bis 2024 erwartet sie einen Rückgang von bis zu 25 Prozent. Obwohl diese Entwicklung die Unternehmen vor teils immense Herausforderungen stellt, hat sich der Sektor an der Börse eindrucksvoll zurückgemeldet. Im bisherigen Jahresverlauf legte der mit 24 Branchenvertretern bestückte Photon Index um mehr als die Hälfte zu. Ein Plus von 70 Prozent zeigt die 2019er-Zwischenbilanz für SMA Solar. Das Unternehmen ist als Hersteller von Wechselrichtern groß geworden. Diese Geräte wandeln die auf einem Solarpanel erzeugte Gleich- in Wechselspannung. SMA selbst mutiert gerade zu einem breit aufgestellten PV-Dienstleister. Bis 2020 soll sich der nicht auf das Kernprodukt entfallende Umsatzanteil auf rund 40 Prozent verdoppeln. Neben Speichersystemen ergänzen digitale Energiemanagementlösungen das Portfolio.

Im ersten Halbjahr hat SMA den Auftragsbestand um 42 Prozent auf 819 Millionen Euro gesteigert. Vorstandschef Jürgen Reinert möchte dieses Polster für ein beschleunigtes Umsatz- und Ergebniswachstum nutzen. Am 7. November erfahren Anleger, ob er mit seiner Prognose richtig liegt. Wir trauen dem Unternehmen nach vielen Rückschlägen die operative Wende zu. Allerdings sollten nur mutige Anleger diese Wette eingehen.

Welches Potenzial intelligente PV-Lösungen haben, macht Enphase Energy vor. Das US-Unternehmen wächst mit seinen innovativen Mikrowechselrichtern kräftig: Im dritten Quartal steigerte Enphase den Umsatz um 34 Prozent. Nach der Empfehlung Ende Mai (Ausgabe 22/2019) hat die Nasdaq-Aktie unser Kursziel rasend schnell erreicht. Momentan korrigiert Enphase. Wir ziehen den Stoppkurs nach und stufen den hoch volatilen Wert auf "Beobachten" herab.

Wende zum Besseren möglich


In ruhigeren Gewässern ist Encavis unterwegs. Mehr als drei Viertel aus dem Portfolio des Erzeugers von erneuerbarer Energie entfallen auf PV-Anlagen. Insgesamt verfügen die in zehn europäischen Ländern angesiedelten Kraftwerke über eine Kapazität von mehr als 1,9 Gigawatt. Gleichzeitig entwickeln die Hamburger Projekte mit einem ­Leistungspotenzial von 1,3 Gigawatt. Neben mehr Strom möchte Unternehmenschef Dierk Paskert höhere Dividenden liefern. Bis 2021 soll die Ausschüttung gegenüber dem Niveau des vergangenen Jahres um ein Viertel steigen. Wir gehen davon aus, dass Encavis den Wachstumskurs mit den Zahlen für die ersten neun Monate am 25. November unterstreicht und halten an der Kaufempfehlung fest.

Gleiches gilt für 7C Solarparken, wobei wir bei dem Titel Kursziel und Stoppmarke nach oben anpassen. Das fränkische Unternehmen fokussiert sich auf den Betrieb und die Verwaltung von PV-Anlagen. Für Vorstandschef Steven De Proost hat dabei die finanzielle Disziplin Priorität. Eher defensiv agiert der Manager auch beim Ausblick. Obwohl das operative Ergebnis im ersten Halbjahr prozentual zweistellig gewachsen ist, stellt De Proost für 2019 eine stabile Entwicklung in Aussicht. Möglicherweise legt er hier wie schon im vergangenen Jahr demnächst noch einmal nach - am Wetter sollte die Prognoseerhöhung jedenfalls nicht scheitern.