Das Leitbild ist klar formuliert: Sony will ein Unternehmen sein, das begeistert und die Neugierde der Kunden befriedigt. Doch in den vergangenen ein bis zwei Jahrzehnten konnten die Japaner trotz ihrer sehr guten Stellung im Bereich der Unterhaltungselektronik diese Mission nicht erfüllen.

Blicke in die Bilanz und auf den Chart bekräftigen diesen Eindruck. So notiert die Aktie mit einem Abschlag von rund 78 Prozent meilenweit entfernt vom Rekordhoch aus dem Jahr 2000. Für die vergangenen zehn Jahre steht zudem ein Minus von rund 42 Prozent zu Buche. Auch die geschäftliche Entwicklung überzeugte nicht. Wie Tzyy Loon Ng vom Analysehaus CFRA vorrechnet, sank der Umsatz in den Fiskaljahren von 2007 bis 2016 im Schnitt leicht um 0,2 Prozent per annum. Der Nettogewinn kam in dieser Zeit pro Jahr nur um magere 1,6 Prozent voran.

Der Versuch, mit Produkten aus den Bereichen Audio, Video, Foto, Spiele, Kommunikation, Schlüsselkomponenten und Informationstechnologie ein Comeback zu schaffen, war bis heute gekennzeichnet von Rückschlägen. Trotzdem sind die Anleger inzwischen offensichtlich der Meinung, dass zumindest der eingeschlagene Weg wieder stimmt. Dafür spricht der Aktienkurs, der sich mit Unterbrechungen seit Dezember 2012 nach oben robbt.

Damit dieser Aufwärtstrend anhält, muss der Konzern, der unter anderem auch in den Segmenten Musik und Film tätig ist, eigentlich nur die auf den eigenen Versprechungen basierenden Analystenschätzungen erfüllen. Diese sehen vom Geschäftsjahr 2016/17 bis 2019/20 eine Verbesserung des Gewinns je Aktie von 44,03 Yen auf 287 Yen vor. Für das Ende des genannten Zeitraums wäre das gleichbedeutend mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12,4. Das ist optisch betrachtet günstig und bewegt sich auch unter dem Fünfjahresdurchschnitts-KGV von 38.

Hoffnungsträger gibt es bei Sony genug, etwa das neue Smartphoneflaggschiff Xperia XZ, OLED-Fernseher oder die seit Oktober angebotenen Virtual-Reality-Brillen für die Playstation. Für die Spielekonsole sollen 2017 über 100 Virtual-Reality-Spiele auf den Markt kommen. Mit dem neuen "Spiderman"-Film, den Sony mitproduziert und der im Sommer in die Kinos kommt, setzen die Verantwortlichen auf einen Kassenschlager - eine Hoffnung, die auch fürs Bildsensorgeschäft gilt. Zudem forscht Sony im sogenannten Future Lab an Innovationen, die es zügig zur Marktreife bringen sollen.

Zwar hat Sony damit einige heiße Eisen im Feuer. Doch leider findet sich im Konzernverbund immer wieder ein faules Ei. So verhagelten im Februar Abschreibungen auf das US-Filmgeschäft die bisherige Ergebnisprognose. Sollte die diesjährige Yen-Stärke anhalten, drohen zudem externe Belastungen.

Passables Chance-Risiko-Verhältnis



Edwin Merner, Präsident von Atlantis Investment Research, fasst die Ausgangslage zusammen: "In den vergangenen Jahren hat Sony die Ergebnisziele verpasst. Oft hatte das mit Sonderverlusten zu tun, deren Vorhersage schwierig, wenn nicht sogar unmöglich war. Läuft künftig alles wie geplant, hat die Sony-Aktie aber mittel- bis langfristiges Erholungspotenzial. Denn wenn die Geschäftspläne aufgehen, ist der Titel günstig." Klingt nach einer Wette mit einem vernünftigen Chance-Risiko-Profil.