Jim, die Videospielebranche steckt in der Mitte des aktuellen Konsolenzyklus’. Im Oktober schickt Sony seine erste Virtual Reality-Brille an den Start. Wie wir Sony kennen, wird der VR-Marktstart kaum zu überhören sein, oder?



Mit der Playstation VR unterstreichen wir unseren Anspruch: Playstation steht für permanente Innovation und Weiterentwicklung. Das ist ein Eckpfeiler unserer Strategie. Wenn wir die VR im Oktober auf den Markt bringen, wird das kein Softlaunch, sondern ein echter Playstation-Launch - mit entsprechender Verfügbarkeit der Hardware, Marketing und natürlich jeder Menge Spiele.

Wie viel Rückenwind erwarten Sie für Ihr Geschäft und die gesamte Branche?



Die VR wird zunächst vor allem die Kreativität der Entwickler beflügeln. Viele Entwickler, die über Jahre tolle Spiele gemacht haben, bringen ihre Angebote jetzt für VR. Wir werden hier eine neue Dimension digitaler Unterhaltung sehen, die es so noch nicht gegeben hat. Für das Genre Videospiele als Kunstgattung wird das ein Meilenstein.

Sony hat etwa zur Halbzeit des PS3-Lebenszyklus’ die Gestensteuerung Move auf den Markt gebracht und den Absatz der PS3 damit beflügelt. Jetzt kommt die VR. Wird das ein ähnlicher Erfolg wie die Move?



Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Und es ist auch nicht sehr clever, einen Erfolg vorherzusagen, bevor man ein Produkt überhaupt auf den Markt gebracht hat.

Aber Sie haben eine Erwartung?



Wir glauben, dass die VR das Potenzial hat, das Spielerlebnis zu revolutionieren und im besten Sinne ein Gamechanger zu sein. Die Möglichkeiten der VR sind faszinierend.

Die Branche spricht mit Blick auf den Einzug virtueller Realität in die Videospielwelt vom Beginn einer neuen Ära. Ist das nicht ein bisschen arg viel Marketing-Bohei?



Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich glaube, es gibt sehr überzeugende Anhaltspunkte dafür, dass virtuelle Realität die Branche verändern wird. Die Spiele, die wir auf der Gamescom sehen werden, sind ja erst ein Anfang. Die zweite und dritte Generation dieser Spiele werden die Möglichkeiten noch viel besser ausreizen.

Die Playstation VR kommt für 399 Euro in den Markt. Das hat viele Beobachter überrascht, zumal die VR-Brillen ihrer Wettbewerber teilweise erheblich teurer sind. Ist dieser vergleichsweise günstige Preis zum Start eine Lektion aus dem Launch der PS4: Günstiger Startpreis und dann richtig abräumen?



Tatsächlich ist das eher eine Lektion aus dem Launch der PS3. Damals sind wir zum Start mit 599 Euro gekommen und haben uns etwas schwer getan. Beim Launch der PS4 haben wir unsere Lehren gezogen. Unser Anspruch ist klar: Wir wollen Gamern unsere Produkte zum best-möglichen Preis anbieten. Das machen wir.

Das Konkurrenzangebot Vive von HTC ist gut drei Mal so teurer, die Oculus Rift liegt immer noch 75 Prozent über dem Startpreis der Playstation VR. Werden Sie mit der VR überhaupt Geld verdienen?



Ja. Wir sind mit unserem Preis von 399 Euro total happy.

Wie ist die Nachfrage im europäischen Handel nach der VR?



Die Nachfrage ist extrem stark, ohne dass ich jetzt absolute Zahlen nennen werde.

Aber liegen die Orders zumindest auf dem Niveau der Move?



Der Vergleich ist etwas schwierig....

..weil die Move nur 50 Euro gekostet hat...



..und eher Add-on zur Konsole war. Von daher ist Vergleich etwas unfair. Aber die Nachfrage für die VR ist sehr hoch, nicht nur vom Handel, sondern auch von den Spielern.

Worauf stützen Sie diese Einschätzung?



Kommen Sie auf die Gamescom und schauen Sie sich das Interesse der Spieler an.

Gucken und kaufen sind unterschiedliche Dinge.



Natürlich. Aber wir kennen uns mit Marketing ein bisschen aus (lacht) und wir haben relativ umfangreiche Marktforschungsdaten. Von daher haben wir schon ein sehr gutes Gefühl.

Beobachter befürchten bereits, dass Sony den Bedarf zum Start womöglich gar nicht decken kann. Zu Recht?



Ich würde Ihnen darauf gerne eine Antwort geben, aber wirklich wissen werden wir das erst am 13. Oktober. Natürlich haben wir die verfügbaren Kapazitäten für Europa. Aber wir wissen nicht, wie viele Gamer am 13. Oktober in die Shops kommen werden.

Von welchen Stückzahlen reden wir in Europa?



Das kommunizieren wir leider nicht.

Alles im fünfstelligen Bereich wäre wohl eher ein Hobby. Und die VR ist ja eigentlich nicht als Hobby gedacht?



Alles was ich dazu sagen kann, ist: Wir sind nicht im Hobby-Business (lacht).

Sony hat für Anfang September zu einer Pressekonferenz nach New York eingeladen. Beobachter erwarten, dass Sie dort der Nachfolger der aktuellen PS4 vorstellen werden. Wie clever ist es, innerhalb weniger Monate zwei neue Hardwareangebote auf den Markt zu bringen?



Zunächst: Wir haben uns bislang nicht zum Inhalt der Pressekonferenz am 7. September in New York geäußert und ich werde das zum derzeitigen Zeitpunkt auch nicht tun. Von daher ist das eine hypothetische Frage zu einem hypothetischen Produkt. Aber Sie wissen ja: Innovation ist ein Eckpfeiler in unserer Strategie.