Ein Covestro-Sprecher dämpfte die Spekulationen: "Ich kann bestätigen, dass wir uns nicht in Übernahmediskussionen mit Apollo befinden", sagte er am Freitag in Leverkusen. Man habe den Bericht "mit Interesse zur Kenntnis genommen". Trotzdem lag die Covestro-Aktie am Vormittag mit 47,35 Euro sechs Prozent im Plus und damit auf einem Eineinhalbjahres-Hoch.

Mit einem Börsenwert von rund neun Milliarden Euro wäre die ehemalige Bayer-Tochter für die von dem Milliardär Leon Black geführte Apollo ein dicker Brocken. In den vergangenen sechs Monaten hat sich der Kurs der Covestro-Aktie mehr als verdoppelt, Anfang 2018 war er freilich noch doppelt so hoch. Mitte August hatte das Unternehmen signalisiert, dass sich das Geschäft seit Juli deutlich von den Einbrüchen in der Corona-Krise erholt hat. Die New Yorker Beteiligungsgesellschaft wäre dank ihrer Größe einer von wenigen Investoren weltweit, die die Transaktion alleine stemmen könnten. Covestro wäre das erste Unternehmen aus dem Leitindex Dax, das von einem Finanzinvestor geschluckt wird.

Der Covestro-Sprecher ließ die Tür für Gespräche einen Spalt offen: "Wir sind regelmäßig im Dialog mit verschiedenen Marktteilnehmern, auch über strategische Opportunitäten." Apollo war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Börsianer halten ein Interesse des Investors für plausibel: "Apollo hat viel Erfahrung in der Kunststoff-Industrie", sagte einer von ihnen. Da Apollo mit der milliardenschweren Übernahme der britischen Chemiefirma RPC Group gescheitert sei, erscheine die Geschichte glaubhaft. RPC war 2019 für 6,5 Milliarden Dollar an den US-Rivalen Berry Global gegangen. Schon vor zehn Jahren hatte Apollo den Covestro-Rivalen LyondellBasell finanziell saniert und an die New Yorker Börse gebracht. 2018 verbündete sich Apollo zeitweise mit Lanxess, um die Spezialchemie-Sparte von Akzo Nobel zu schlucken - am Ende ebenfalls vergeblich.

rtr