Zwischen Fußball-Romantik und hartem Geschäft: Wiederholt hat Spotify-Chef Daniel Ek betont, Interesse an einer Übernahme des britischen Premier-League-Clubs Arsenal London zu haben. Bereits als Kind war er Fan, jetzt hat er sein Kaufinteresse wiederholt. Aktuell gehört der Club dem US-Amerikaner Stan Kroenke, zu dessen Imperium zahlreiche Vereine zählen. Einige Arsenal-Legenden weiß Ek hinter sich. So etwa den Franzosen Thierry Henry, der wissen will, dass der Spotify-Gründer bereits genügend Geld eingesammelt hat, um ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten. Allerdings, so heißt es in Medienkreisen, sei Kroenke nicht bereit zu verkaufen. Immerhin: Auch so verschafft sich Spotify wieder Gehör. Doch eher handelt es sich hier um ein kostspieliges Hobby des Gründers, denn um einen Coup, der den Aktienkurs seines Unternehmens wieder anschieben würde. Denn mit dem Kerngeschäft hat dies rein gar nichts zu tun. Seit der Gründung 2006 haben sich die Schweden zum weltweit größten reinen Anbieter von Musikstreaming hochgearbeitet. Die Musikbranche war eine der ersten, die die Digitalisierung hart getroffen hat. Doch sie erlebt eine Renaissance. Es gibt mittlerweile viel mehr Genres, deutlich mehr Songs und mehr Künstler, die nicht mehr lediglich von großen Plattenlabels abhängen.

Streamen voll im Trend

Spotify profitiert vor allem davon, dass immer mehr Hörer vom linearen Radio zum Streaming wechseln. Ek sieht hier eine riesige Chance: Er glaubt, dass Musik, Podcasting und andere Audioangebote den Umsatz um das Fünf- bis Siebenfache anschieben könnten. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg: In den ersten drei Monaten des Jahres legte der Umsatz lediglich um 17 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu. Vergleicht man die Zahlen mit dem Schlussquartal 2020, sank er sogar leicht. Einige Analysten waren enttäuscht, der Aktienkurs ging auf Talfahrt. Seit dem Hoch bei 300 Euro im Februar büßte er rund 35 Prozent ein. Damit schwimmt Spotify im Fahrwasser so vieler Technologiekonzerne, die zuletzt an der Börse zu den Verlierern gehörten. Für die Analysten von Jefferies ist der Abschlag zu hoch: Ihr Kursziel liegt beim Allzeithoch, also rund 50 Prozent höher.

In den ersten drei Monaten des Jahres betrug die Zahl der aktiven Spotify-Nutzer 356 Millionen. Zum Ende des vergangenen Jahres lag sie bei 286 Millionen. Der Konzern nutzt ein sogenanntes Freemium-Modell: Er finanziert sich über Werbe- und Abo-Einnahmen - je nachdem, ob die Konsumenten einen fixen Preis pro Monat bezahlen oder aber die Plattform kostenlos nutzen. Letztere sind noch etwas in der Überzahl, machen jedoch am Umsatz lediglich einen kleinen Teil aus: So erlöste Spotify mit Premiumkunden im ersten Quartal 1,93 Milliarden Euro, mit den anderen gerade mal 216 Millionen Euro. Im Februar gaben die Skandinavier bekannt, in mehr als 80 neue Märkte expandieren zu wollen - unter anderem nach Südkorea, wo es keine Gratisversion gibt. Experten rechnen damit, dass die monatlich aktiven User dieses Jahr um knapp 20 Prozent auf 422 Millionen klettern werden. Den Großteil der Erlöse, geschätzt rund zwei Drittel, müssen die Schweden jedoch wieder an die Musikindustrie abführen.

Fantasie durch Podcast-Plattform

Fantasie birgt vor allem die Podcast-Plattform. Obwohl Wettbewerber Apple viel früher im Markt war, brachte er seine Pferdestärken nicht richtig auf die Straße. In diesem Jahr werden ihn die Schweden wohl überholen. Konsequent baute Spotify auf dieses Segment, auch durch Übernahmen: Mit Parcast, Gimlet Media und Anchor FM wurden gleich drei Podcastfirmen für rund 400 Millionen Dollar übernommen. Im Februar gab Spotify dann noch ein Angebot für The Ringer in Höhe von 200 Millionen Dollar ab.

Apple wiederum will sich dies nicht gefallen lassen. Ein regelrechter Kampf ist entbrannt: Nachdem Apple angekündigt hat, Geld für die Unterhaltung verlangen zu wollen, zog Spotify nach - mit einem anderen Modell: So verlangt Apple von den Autoren eine Abgabe des Umsatzes von 30 Prozent im ersten, 15 Prozent ab dem zweiten Jahr. Bei Spotify soll der Umsatz zunächst komplett bei den Podcastern bleiben. Spotify startet mit dem Abomodell in den USA. Es soll dann in den kommenden Monaten ausgerollt werden. Apple beginnt im Mai in mehr als 170 Ländern. Auch andere Techkonzerne wie Alphabet, Facebook und Amazon wollen ein Stück vom Kuchen abhaben.

Die beiden Marktforschungsunternehmen ?eMarketer und Magna Global sehen den Werbemarkt für Podcasts allein in den USA in diesem Jahr bei mehr als einer Milliarde Dollar, zwei Jahre später soll er sich verdoppelt haben. Allerdings wird es wohl noch eine Weile dauern, bis Spotify die Margen in diesem Segment signifikant steigern kann. Ziel des Konzerns muss es sein, möglichst schnell viele Nutzer auf seine Plattform zu bekommen, um dann erfolgreiche Geschäftsmodelle zu kreieren. Bislang gelingt es ihm nicht, schwarze Zahlen zu schreiben. Immerhin war der freie Cashflow in den beiden vergangenen Quartalen positiv. Mit dem Kursabschwung sind die Bewertungsrelationen wieder attraktiver geworden. Schafft es Spotify, sich gegen die anderen Techgrößen zu behaupten, besteht Potenzial nach oben.