Geschichte wiederholt sich: Schon 2020 war Dänemark schneller als alle anderen. Damals beim Lockdown. Und jetzt wieder beim Lockern. Seit Pfingsten geht im Königreich fast alles: Neben den ohnehin schon geöffneten Restaurants, Cafés und Schulen dürfen die Dänen jetzt auch beispielsweise in den Zoo oder auch in die Sauna oder eine Badelandschaft besuchen. Und die Studenten können wieder in ihre Universitäten. Auch Veranstaltungen sind okay. Mit bis zu 50 Menschen drin und bis zu 100 draußen. Einzig Discos und Clubs bleiben geschlossen. Auch das strikte Arbeiten im Homeoffice wird sukzessive wieder zurückgefahren.

Dass die Infektionszahlen zuletzt leicht gestiegen sind, die Inzidenz doppelt so hoch ist wie etwa in Deutschland, wird gern in Kauf genommen. Im Parlament gab es eine breite Mehrheit für die weitreichenden Lockerungen. Wichtig ist den Dänen jedoch der digitale Corona-Pass, mit dem man im Fitnessstudio oder im Restaurant nachweisen soll, ob man geimpft, genesen oder getestet ist.

Schneller und härter

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ließ wissen, sie sei "unglaublich froh", dass es möglich sei, fast ganz Dänemark wieder zu öffnen. "Wir haben eine gute Kontrolle über die Infektionen", sagt sie. Gut 1,5 der 5,8 Millionen Dänen haben bereits eine erste Impfung erhalten.

Am Anfang der Pandemie gehörte Dänemark noch zu jenen Ländern Europas, die am schnellsten und härtesten durchgriffen: von den ersten Schließungen im öffentlichen Leben bis zu den Kontrollen an den Grenzen. Eigene Wege geht man auch beim Impfen: Die Stoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson wurden nach den bekannten Problemen zunächst schnell aus dem Programm genommen. Inzwischen sind sie jedoch auf "eigenen Wunsch" wieder zu haben.

Besonders sieht es auch an der Börse aus: Der Leitindex OMX Kopenhagen 20 hängt mittelfristig die meisten anderen europäischen Leitindizes ab. Einen größeren Anteil im OMX nehmen dabei Gesundheitsunternhmen ein, angeführt von Novo Nordisk. Und auch die Windenergie ist mit Vestas und Ørsted gleich mit zwei Firmen prominent vertreten. Dass der Index mit eher modernen Unternehmen gespickt ist, hat jedoch seinen Preis. Die Bewertungen sind auf Basis der geschätzten Gewinne für 2022 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 25 im europäischen Vergleich tendenziell etwa teuer.

Profiteure nachhaltiger Trends

Dennoch gibt es spannende Aktien. Etwa das Familienunternehmen Demant, das im Bereich Hörhilfen tätig ist. Bis 2050 soll sich laut Weltgesundheitsorganisation WHO die Zahl der Schwerhörigen weltweit auf fast eine Milliarde Menschen verdoppeln. Schuld haben Krankheiten wie Diabetes, die intensive Nutzung von Kopfhörern, aber auch der simple Umstand, dass die Menschen immer älter werden. Der Bedarf an technischer und medizinischer Abhilfe dürfte daher langfristig um vier Prozent pro Jahr zunehmen, prognostiziert Demant. Nach zwei eher schwierigen Jahren rechnet das Unternehmen für 2021 mit 23 bis 27 Prozent Umsatzplus. Schon Ende 2020 zog das Geschäft wieder stärker an als erwartet. Demant liefert das ganze Spektrum der Branche: von Hörgeräteakustik über Diagnostik bis hin zu medizinischen Implantaten. Schlagzeilen machte man zuletzt durch den Aufkauf der Sparte Gaming-Headsets der deutschen Traditionsfirma Sennheiser, womit man in andere, profitable Bereiche expandieren möchte. Demant-Aktien sind ein langfristiger Wachstumswert, der nach zwei Jahren Konsolidierung wieder nach oben gedreht hat. Mit 38 Prozent Eigenkapital ist das Unternehmen solide finanziert.

Auch interessant ist Rockwool. Hier geht der US-Geldverwalter T. Rowe Price davon aus, dass sich der ESG-Trend noch sehr lange fortsetzen wird. ESG steht für "Environmental, Social, Governance", zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Da die Politik weltweit diese Ethikrichtlinien ausbauen will, sollte es zu weiteren Regulierungen kommen. Rockwool sollte als Hersteller von Dämmstoffen und Dämmsystemen für energetische Gebäudesanierung davon profitieren. Das Unternehmen hat sich dabei auf Steinwolle spezialisiert und produziert mit 11 000 Mitarbeitern in 42 Fabriken in Europa, Nordamerika und Asien. Von der deutschen Dependance in Gladbeck ist zu hören, dass die Corona-Flaute vorbei sei und man jetzt wieder unter Volllast produziere.

Auf einen Blick: Dänemark