Laut Gesetzt müssten Bain und Cinven nach ihrem gescheiterten Übernahmeversuch von Stada mit einem neuen Angebot ein Jahr warten. Doch so viel Geduld haben die beiden Hedgefonds offenbar nicht. Laut dem Generikahersteller erwägen die beiden Finanzinvestoren bei der Finanzaufsicht einen Antrag auf Befreiung von der einjährigen Sperrfrist zur Abgabe eines erneuten Übernahmeangebots zu stellen.

Dem Anliegen muss sowohl die Finanzaufsicht Bafin als auch Stada selbst zustimmen. Nachdem die Übernahme vor wenigen Tagen an der Annahmequote von 67,5 gescheiterte war, machte Stada-Chef Matthias Wiedenfels, dass man börsennotierter Konzern weiterhin Übernahmeangeboten offen gegenüberstehe. Allerdings gibt es laut dem Manager derzeit keine neuen Gespäche mit Bain und Cinven. "Es gibt keinen Masterplan B oder C", so Wiedenfels. Die Stada-Führung hatte bis zuletzt für die Annahme des Angebots geworben und prüft derzeit, ob sie dem Befreiungsantrag zustimmt.

Die Entscheidung über das Anliegen des Investorenduos wird Wiedenfals jedoch nicht mehr treffen. Sowohl der Vorstandsvorsitzende als auch Finanzchef Helmut Kraft haben mit sofortiger Wirkung ihre Ämter niedergelegt. Der Aufsichtsrat stimmte dem in einer Sitzung zu. Neuer Chef wird Engelbert Coster Tjeenk Willink. Sein Vertrag läuft bis Ende des Jahres. Als Finanzvorstand wurde der ehemalige Lanxess-Manager Bernhard Düttmann berufen, dessen Vertrag die gleiche Laufzeit hat.

Spekulationen um ein neues Übernahmeangebot für das Unternehmen aus Bad Vilbel waren bereits Kurs nach dem geplatzten Übernahmeversuch aufgekommen. Grund: mit einer Annahmequote von 65 Prozent verfehlten Bain und Cinven die von ihnen genannte Mindestannahmeschwelle von 67,5 Prozent. Die Ursache dafür sehen Marktbeobachter in technischen Gründen sowie zu großer Gier bei manchen Anlegern. Die Annahmequote zu erreichen wurde schon deshalb schwer, weil rund zwölf Prozent aller Aktien von ETFs gehalten werden. Aufgrund ihrer Regularien dürfen die Index-Fonds ihre Aktien aber erst dann verkaufen, wenn eine Übernahme auch wirklich zustande kommt. Auch von den 27 Prozent Kleinanlegern - darunter viele Apotheker und Ärzte - hatte bis zuletzt etwa die Hälfte nicht angedient.

Letztlich sollen es aber andere Hedgefonds gewesen sein, die mit ihrer Spekulation auf ein höheres Angebot den Deal zum Platzen brachten. nach einer Übernahme wird verbleibenden Minderheitsaktionären in der Regel im Rahmen eines Squeeze Outs ein verbessertes Angebot unterbreitet.

Neben einer denkbaren weiteren Offerte von Bain und Cinven stellt sich Börsianern zufolge auch die Frage, ob die vorherigen Interessenten Advent und Permira noch einmal auf den Plan treten. Advent hatte im Februar vorübergehend 58 Euro pro Aktie zuzüglich der erwarteten Dividende geboten. Das Angebot von Bain und Cincen lag bei 66 Euro, womit der preisliche Rahmen laut Analysten voll ausgeschöpft gewesen sei.

Beim Blick auf die Chancen für ein neues Angebot verweisen Branchenbeobachter auf den Präzendenzfall Celesio: Der Hedgefonds Elliot hatte zunächst den US-Konzern McKesson bei der Übernahme des Stuttgarter Pharmahändlers ausgebremst. Später erhöhten die Amerikaner dann ihr Angebot und konnten den Kauf mit Unterstützung von Elliot, Großaktionär Haniel und der Celesio-Spitze doch noch unter Dach und Fach bringen.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Redaktion

Wegen der anhaltenden Übernahmespekulationen hat die Aktie ihren Verlust nach dem geplatzten Kaufversuch schnell wieder weg gemacht und stand zuletzt mit 64,08 Euro wieder knapp unter dem von Bain und Cinven gebotenen Preis. Zudem berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen, dass Bain Capital und Cinven die Annahmequote auf 65 Prozent oder sogar einen noch niedrigeren Wert senken könnte. Bereits im ersten Anlauf hatten die Finanzinvestoren die Annahmeschwelle von 75 auf 67,5 Prozent gesenkt und den Angebotszeitraum um eine Woche verlängert.

Sollte es zu einem neuen Übernahmeangebot kommen, stehen die Chancen für einen erhöhten Preis eher schlecht. Waren tatsächlich Hedgefonds das Zünglein an der Wage, so ist deren Spekulation nun geplatzt. Ohne neues Angebot haben sie kaum etwas zu gewinnen. Senken Bain und Cinven die zudem die Annahmeschwelle, dürften ihnen die beim ersten Versuch bereits überzeugten Anleger ihre Aktien kaum vorenthalten. Neues Kurspotential dürfte die Aktie nur erhalten wenn tatsächlich ein neuer Käufer auf den Plan tritt und ein weiteres Mal ein Bietergefecht entbrennt.

Unklar sind zu diesem Zeitpunkt allerdings die Ursachen für die Personalrochade in der Chefetage. Angesichts des Drucks aus dem Aktionärskreis dürften sich die neuen Manager der Chance auf ein neues Übernahmeangebot aber kaum verwehren. Vor diesem Hintergrund scheint das Kurspotential für einen Kauf zu gering.

Empfehlung: Beobachten

Kurziel: 60,00 Euro

Stoppkurs: 53,00 Euro