Nach dem Satz über die Marke von 14.000 Punkten sehen Strategen für den Dax in der neuen Börsenwoche noch Luft nach oben. Denn an den Kapitalmärkten steigt die Hoffnung, dass der Höhepunkt der geldpolitischen Straffungen der US-Notenbank Fed bald erreicht sein wird.

Auslöser dafür war die überraschend niedrig ausgefallene Oktober-Teuerungsrate in den USA. Fed-Chef Jerome Powell hatte auf der letzten Pressekonferenz ein geringeres Tempo bei den Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, sofern die Daten mitspielten. "Auch wenn nicht alle Probleme aus der Welt geschafft wurden und vor allem geopolitische Risikofaktoren bleiben, ist damit vorerst eine weitere Stabilisierung an den internationalen Kapitalmärkten wahrscheinlich", sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Die Anleger blickten offensichtlich durch die akuten Krisen und Rezessionserwartungen für das Winterhalbjahr hindurch und haben den ab Frühjahr 2023 zu erwartenden konjunkturellen Aufschwung im Blick. In der ablaufenden Woche legte der deutsche Leitindex bei einem Stand von 14.210 Punkten am Freitagmittag rund 5,6 Prozent zu - das wäre der größte Wochengewinn seit acht Monaten.

Auch nach Meinung von Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp haben sich die Aktienmarktaussichten deutlich aufgehellt - zumindest auf kurze Sicht. Die Erholung sollte aber langsam an Fahrt verlieren, sagt er. Einige monetäre Trends, wie etwa das Geldmengenwachstum in den USA, hätten sich weiter eingetrübt. "In Phasen mit einer Verknappung der Liquidität kommt es oft zu Stress im Finanzsystem. So scheint aktuell der Markt für Krypto-Währungen zunehmend unter Druck zu geraten."

KRYPTOTURBULENZEN BERGEN GEFAHREN

In der Tat scheint sich die Schlinge um die in Geldnöte geratene Kryptobörse FTX weiter zuzuziehen. Ein Zusammenbruch würde Experten zufolge Schockwellen durch den gesamten Sektor jagen. Die Kryptobörse war in den vergangenen Tagen in Schieflage geraten, weil Kunden massenhaft Gelder abzogen. Branchenprimus Binance wollte FTX daraufhin übernehmen, machte im letzten Moment aber einen Rückzieher.Read full story "Die Sorgen rund um den Gesundheitszustand der Krypto-Börse FTX besitzen jederzeit das Potenzial, zu euphorische Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß zu erwischen", sagte Timo Emden von Emden Research. Verluste im Kryptowährungssektor könnten den Abzug von Geldern in anderen Vermögensklassen nach sich ziehen und somit einen Flächenbrand an den Börsen verursachen.

CHINA-LOCKERUNGEN GEBEN BÖRSEN AUFTRIEB

Gute Nachrichten für die Anleger kamen am Freitag aus China: dort will die Regierung trotz steigender Corona-Fallzahlen einige ihrer strikten Beschränkungen lockern. Anleger witterten Rückenwind für die chinesische Wirtschaft, die stark unter der Null-Covid-Politik gelitten hat. So rechnen Analysten am Dienstag auch mit einer zum Vormonat gesunkenen Oktober-Industrieproduktion. Aus Japan kommen zudem Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt.

Den Optimismus an den Aktienmärkten hierzulande dürften hingegen die ebenfalls am Dienstag anstehenden deutschen Stimmungsindikatoren schüren. So dürften die zuletzt leicht verbesserten ZEW-Erwartungen im November nach Einschätzung der Finanzanalysten nochmals etwas optimistischer ausfallen. Denn die bald in Kraft tretenden Energiepreisbremsen verringern die Kosten für viele Unternehmen und ermöglichen eine bessere Planbarkeit, heißt es im Wochenausblick der Helaba. Auch die privaten Haushalte zahlen weniger.

In den USA könne indes von einem Einbruch des privaten Verbrauchs noch keine Rede sein, betonte Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Auch im Oktober dürften die am Mittwoch anstehenden Einzelhandelsumsätze deutlich zugelegt haben. Unter anderem seien mehr Neuwagen verkauft worden, zudem deute die höhere Beschäftigung im Bausektor auf ein Plus bei dem Umsätzen mit Baumaterialien hin. Außerdem sollte der "Amazon Prime Day" den Onlinehandel angekurbelt haben. Neben den Konjunkturdaten warten Börsianer auch auf geldpolitische Signale vom Branchentreffen Euro-Finance-Week, bei der sich von Montag bis Mittwoch Bankenaufseher und Notenbanker ein Stelldichein geben.

Bei den Unternehmen geht die Berichtssaison munter weiter. So stehen unter anderem Zahlen im Dax von Infineon, Siemens Energy und ThyssenKrupp an.