Schleppende Nachfrage in großen Teilen des Auslandsgeschäfts und auf dem Heimatmarkt ein rückläufiges Geschäft in der energetischen Fassadendämmung - der Bauzulieferer Sto hat schwierige Jahre hinter sich. Rund die Hälfte seiner Erlöse erzielt das Unternehmen mit Sitz im südbadischen Stühlingen mit Wärmedämmsystemen.

Doch gerade dieses Geschäft litt zuletzt unter der anhaltenden öffentlichen Debatte um die Wirtschaftlichkeit und die vermeintliche Umweltschädlichkeit von Dämmstoffen wie Polysterol. Dazu fehlt vielen Hausbesitzern im aktuellen Niedrigzinsumfeld der finanzielle Anreiz, um staatliche Förderungen für Dämmungen ihres Eigenheims in Anspruch zu nehmen. Steuerliche Erleichterungen in Form von Abschreibungen lehnt die Bundesregierung bislang ab. Die Folge: Nach Schätzungen des Gesamtverbands der deutschen Dämmstoffindustrie ist allein im Jahr 2014 das Geschäftsvolumen mit Fassadendämmungen um insgesamt zehn Prozent geschrumpft.

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Geschäft nimmt Fahrt auf

Dabei hat die im Entry Standard gelistete Sto das Geschäftsjahr 2014 besser als erwartet abgeschlossen. Den Ausschlag gab ein starkes viertes Quartal. Das Geschäft mit Gebäudebeschichtungen ist nicht nur von den Konjunkturzyklen, sondern auch vom Wetter abhängig. Dementsprechend positiv wirkten sich die verhältnismäßig milden Temperaturen zum Jahresende aus. Einen weiteren positiven Effekt hatte der gegenüber dem US-Dollar nachgebende Euro. Die Badener erzielen 80 Prozent des Konzernumsatzes in Europa.

Konkret verbesserte sich der Umsatz um 3,7 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Unterm Strich schrumpfte aber der Gewinn von 68,4 auf 66 Millionen Euro. Für 2015 erwartet Vorstandschef Jochen Stotmeister ein Umsatzplus von fünf Prozent, das Ganze in einer Bandbreite von 92 bis 102 Millionen Euro beim operativen Gewinn.

Der seit 1988 amtierende Stotmeister wird auf der Hauptversammlung am 5. Juni seinen letzten Auftritt als Firmenlenker haben. Dem Familienunternehmen in dritter Generation bleibt er als Vorsitzender des Aufsichtsrats erhalten. Für die Aktionäre hat sich Sto dafür etwas Besonderes einfallen lassen. Die Inhaber der Kommanditsvorzugs- und Stammaktien kommen neben der regulären Dividende in den Genuss einer Sonderdividende in Höhe von 25,14 Euro je Anteilschein. Damit schüttet Sto den gesamten Nettocashbestand von 163 Millionen Euro aus, der 2014 erwirtschaftet wurde. Das kommt nicht zuletzt der Gründerfamilie Stotmeister zugute.

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Akquisitionen werden nötig sein

"Mit der Ausschüttung des gesamten Nettocashs zeigt es Sto allen Kritikern, die in den vergangenen Jahren bemängelt hatten, dass die Barmittel ohne nähere Verwendung auf dem Konto liegen bleiben, weil die Preise für Akquisitionsobjekte inzwischen zu hoch sind", sagt Analyst Alexander Drews von Montega. Bis Ende des Jahres wird Sto voraussichtlich wieder 50 Millionen Euro an operativem Cashflow erwirtschaften. Und sollte sich doch die Möglichkeit einer schnellen Akquisition ergeben, kommt die Firma zu niedrigen Zinssätzen leicht an Fremdkapital.

Zukäufe wird Sto benötigen, um die ambitionierte Zielvorgabe zu erreichen, den Umsatz bis 2020 auf zwei Milliarden Euro nahezu zu verdoppeln. Hilfreich ist, dass die Konjunktur auch auf dem Bau wieder anzieht. Der Branchendienst Euroconstruct erwartet, dass die Bauindustrie in diesem und im nächsten Jahr um zwei Prozent wachsen wird. Starke Impulse sieht Analyst Drews zudem vor allem in Polen und in den USA. Ob sie bereits jetzt aufs Geschäft durchschlagen, wird die Zwischenmitteilung zum ersten Quartal am 13. Mai zeigen. Sonderdividende und Gewinnperspektiven haben sich im Aktienkurs zwar schon niedergeschlagen, eine Spekulation auf bessere Zeiten am Bau ist Sto indes allemal.

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