Der schwache Bausektor bereitet dem Weltmarktführer für Gebäudedämmungen Sorgen. Die Nachfrage sollte aber wieder anziehen, was auch für den Kurs gilt. Von Philipp Roos.
Wer nach Ursachen für die Enttäuschung von Sto sucht, wird schnell fündig. Zwischenzeitlich steigende Zinsen und Inflation in Europa haben dem Bausektor schwer zugesetzt. Laut Daten des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie zogen hierzulande zwar zuletzt die Baugenehmigungen für Wohnungen in Einfamilienhäusern wieder an, dem Plus von 14,1 Prozent steht jedoch ein Rückgang um 8,3 Prozent für Wohnungen in Zweifamilienhäusern gegenüber. Das für die Branche wichtigste Segment der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern — das rund zwei Drittel der Neubauten in Deutschland ausmacht — stabilisierte sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2024. Allerdings verzeichnete der Bereich zwischen 2021 und 2024 auch ein Minus von mehr als 40 Prozent.
Deutlich mehr Dynamik dürfte sich dagegen bei der Renovierung von Bestandsimmobilien ergeben. Bis Ende Mai nächsten Jahres haben die EU-Mitgliedsstaaten Zeit, die 2024 verabschiedete Novelle der Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) in nationales Recht umzusetzen. Die Richtlinie sieht unter anderem die Einführung von Mindeststandards für die Energieeffizienz vor und verlangt, dass die 15 Prozent der ineffizientesten Gebäude zuerst saniert werden müssen. Ausgehend von einem Wohngebäudebestand von rund 22 Millionen würden allein in Deutschland rund 3,3 Millionen Immobilien unter dieses sogenannte Worst-first-Prinzip fallen.
Solide Eigenkapitalquote
Trotz dieser finanziellen Einbußen bleibt die Bilanz von Sto mit einer Eigenkapitalquote von 64,2 Prozent Ende 2024 äußerst solide. Für 2025 wird erneut ein Umsatzrückgang auf 1,57 Milliarden Euro erwartet. Das Management rechnet jedoch mit einem operativen Gewinn zwischen 51 und 71 Millionen Euro. Die Firma hat durch Zukäufe ihr Produktportfolio erweitert. Die „Bauen mit Bewusstsein“-Philosophie, die Sto seit den 1980er-Jahren konsequent verfolgt, und die Entwicklung nachhaltiger Produkte, wie die „AimS“-Linie, unterstreichen das Engagement für den Klimaschutz.
Die Unternehmensstruktur, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), sichert der Gründerfamilie Stotmeister langfristige Kontrolle, da sie 90 Prozent der stimmberechtigten Aktien hält. Dies gewährleistet Stabilität.
Diese zeigt in den letzten Wochen auch die Aktie. Allerdings nur in der Seitwärtsbewegung: Seit Anfang Juli pendelt der Kurs zwischen 121 und 127 Euro. An der Oberkante dieser Range verläuft eine charttechnische Widerstandszone. Ein Sprung darüber — angefacht von der EPBD-Sanierungswelle — würde ein frisches Kaufsignal erzeugen.
Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (36/25), die Sie hier finden.
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