Der EuroStoxx50 gab am Montag 0,7 Prozent auf 4201 Punkte nach und beendete damit ebenfalls seine Gewinnstrecke. Die US-Futures deuteten ebenfalls auf einen verhaltenen Handelsstart hin.

Anleger fürchteten eine weitere Abschwächung der Erholung, nachdem Restriktionen wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus sowohl die Industrieproduktion als auch die Kauffreude der Verbraucher in der Volksrepublik überraschend stark belastet hat. "Und da die Infektionen weiter zunehmen, dürfte auch die Wachstumsdynamik in den kommenden Wochen weiter nachlassen", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.

Die eingetrübte Stimmung sorgte für Unterstützung am Anleihemarkt. Im Gegenzug sanken die Kreditkosten in Deutschland als dem wichtigsten Anleiheemittenten in der Eurozone vorübergehend auf den niedrigsten Stand seit gut einer Woche. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank auf bis zu minus 0,484 Prozent, bevor sie sich im dünnen Sommerhandel bei minus 0,47 Prozent stabilisierte. Auch die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan trieb die Nachfrage an den Anleihemärkten, die in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten als sicherer Hafen gelten.

Dieses außenpolitische Desaster werde auch Auswirkungen auf US-Präsident Joe Biden haben, sagte Analyst Neil Wilson vom Online-Broker Markets.com. "Die chaotischen Szenen bei der Evakuierung von Kabul durch die USA erinnern zu sehr an Saigon."

ÖLPREIS UNTER DRUCK


Die Furcht vor einer weiter schwächelnden Nachfrage in China als weltweit größtem Ölimporteur setzte zudem den Ölpreisen zu. Der Preis für die Nordseesorte Brent gab 2,5 Prozent auf 68,79 Dollar je Fass nach. US-Leichtöl WTI verbilligte sich knapp drei Prozent auf 66,43 Dollar. Chinas Raffinerien drosselten ihre Produktion angesichts der hohen Lagerbestände und sinkender Gewinne, so dass die Rohölverarbeitung im Juli auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020 fiel.

Sinkende Rohstoffpreise machten in Europa vor allem dem Öl- und Bergbausektor zu schaffen; die entsprechenden Branchen-Indizes gaben knapp zwei Prozent nach. Auch Luxuswerte wie LVMH, Gucci-Eigentümer Kering und Cartier-Hersteller Richemont gaben zwischen 1,5 Prozent und 3,1 Prozent nach, weil Anleger einen Dämpfer für das wichtige Geschäft mit chinesischen Verbrauchern befürchteten. "Die weit verbreiteten Covid-19-Ausbrüche und Beschränkungen wären ein Wendepunkt für die Erholung in Asien und, so könnte man argumentieren, auch für die globale Erholung, wenn man die Auswirkungen auf die Lieferketten bedenkt", sagte Analyst Jeffrey Halley vom Handelshaus Oanda.

BUND BEI LUFTHANSA AUF DEM RÜCKZUG


Bei den Einzelwerten standen Lufthansa-Aktien im Fokus, die in der Spitze knapp fünf Prozent nachgaben. Der Bund kündigte an, schon in den nächsten Wochen einen Teil seines im Zuge der Corona-Hilfsmaßnahmen übernommenen Aktienpakets an der Lufthansa abzustoßen. Auch wenn die Ankündigung der Aktie zusetzte, wird der Bund mit dem rettenden Einstieg in der Corona-Krise einen kräftigen Gewinn einfahren.

Nach unten ging es auch für die Aktien des Autozulieferers Hella, die rund drei Prozent im Minus bei 61,20 Euro notierten und sich damit nur knapp oberhalb des Übernahmeangebots des französischen Konkurrenten Faurecia halten konnten. Wer die Offerte annimmt, kann nur mit 60,96 Euro je Hella-Aktie rechnen, davon 96 Cent in Form einer Dividende, die noch vor dem Verkauf gezahlt werden soll. Jubeln konnten dagegen die Aktionäre von Faurecia über den Zuschlag im Bieterrennen um den Scheinwerfer-Spezialisten: Faurecia-Aktien schossen fast elf Prozent nach oben.

rtr