Die vom nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un unternommenen Raketentests sind den USA bekanntlich ein Dorn im Auge. US-Präsident Donald Trump hat wegen des Atom- und Raketenprogramms sogar einen großen Konflikt mit Nordkorea nicht ausgeschlossen. Unbehagen ist deswegen zwar auch in Südkorea zu spüren, doch zumindest die Börsianer lassen sich davon nicht beeindrucken. Der lokale Aktien-Leitindex KOSPI hat in diesem Jahr bereits um fast 17 Prozent zugelegt. Das ist eine auch im weltweiten Vergleich starke Performance und bringt wichtige charttechnische Signale mit sich. Denn damit hat der KOSPI endlich seinen seit Anfang 2011 bestehenden Seitwärtstrend beendet. Der Anstieg auf neue Höchststände ist als prozyklisches Kaufsignal nicht zu unterschätzen.

Positive Entwicklungen



Warum sich das Bild trotz der Unruhestifter Trump und Kim so sehr aufgehellt hat, ist leicht erklärt. So gibt es zum einen positive politische Entwicklungen - die Wahl von Moon Jae-in zum Staatspräsidenten beispielsweise. Der Ex-Menschenrechtsanwalt will nicht nur die Beziehungen zu Nordkorea verbessern, sondern auch Reformen im Inland voranbringen.

Ein milliardenschweres Konjunkturprogramm wurde kürzlich beschlossen, Zehntausende neue Stellen sollen geschaffen werden. Die Zeichen für eine weiterhin positive Entwicklung stehen also nicht schlecht. Südkorea scheint bereit zu sein für umfangreiche Aufräumarbeiten.

Jedenfalls wurde die bisherige Präsidentin Park Geun-hye kürzlich wegen eines Korruptionsskandals des Amts enthoben. Unerfreulich für die Unternehmenswelt: Verstrickt in diesen Skandal soll auch Lee Jae-yong sein, Erbe und inoffizieller Chef des Samsung-Konzerns.

Daneben gibt es aber auch erfreuliche Konjunktur- und Unternehmensnachrichten. Laut der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest zeichnet sich seit Anfang 2017 ein wirtschaftlicher Aufwärtstrend ab, der mit hohen Unternehmensgewinnen und anziehenden Exporten einhergeht.

Dennoch gibt es nach wie vor volkswirtschaftliche Schwachstellen. Diese will Moon Jae-in jedoch offensiv angehen. Auch das angeschlagene Verhältnis zu China soll wieder besser werden. Das hatte jüngst den Export belastet. Ein Pluspunkt ist auch die noch relativ moderate Bewertung des südkoreanischen Aktienmarkts. Für 2017 bewegen sich laut UBS das Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis mit dem 1,1-Fachen beziehungsweise dem knapp Zehnfachen unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Der MSCI Korea ist absolut wie auch zum MSCI-World-Index günstig bewertet. Anleger können hier mit dem Kauf des KOSPI 200 X-pert Zertifikats (WKN: 3721 42) partizipieren. Ein Zertifikat ist hier sinnvoll, da nur wenige südkoreanische Werte in Deutschland handelbar sind.

Eindeutig erste Wahl bei den in Deutschland handelbaren Werten ist Samsung Electronics. Südkoreas größter Konzern hat das Fiasko um das Smartphone Galaxy Note 7 trotz hoher Kosten erstaunlich gut überstanden und verfügt über eine vielversprechende Smartphone-Pipeline. Das Halbleitergeschäft profitiert im Digitalzeitalter von einer regen Nachfrage, und die geplante Forcierung der Auftragsfertigung bietet zusätzliches Wachstumspotenzial.



Mit Samsung SDI ist auch der zweite Mitfavorit als Tochterunternehmen mit der Samsung-Gruppe verbunden. Bei dem Hersteller von Bildschirmen, Batterien und Akkumulatoren spielt die Musik bei den produzierten Elektrobatterien, denn die dürften vom unaufhaltbaren Aufstieg der Elektromobilität profitieren. Geht es nach der UBS, steigt der Gewinn je Aktie von 2016 bis 2018 von 3117 auf 20 126 Won.

Was im Bereich Displays möglich ist, demonstriert die dritte Empfehlung LG Display. Der weltgrößte Produzent von Flüssigkristall-Bildschirmen erhöhte im ersten Quartal den Umsatz um 18 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro, und operativ blieb mit 837 Millionen nach 32 Millionen Euro ein Rekordgewinn hängen. Diese Ergebnisdynamik dürfte zwar spürbar nachlassen, aber ein geschätztes 2018er-KGV von 7,6 ist zu niedrig für ein Unternehmen, dessen gute Stellung sich auch daran zeigt, dass man Apple und Samsung beliefert.

Günstig bewertet, mit einem einstelligen 2018er-KGV und einem KBV von 0,6, ist auch KB Financial. Wie gute Quartalszahlen andeuten, sollte das über die meisten Kunden verfügende Kreditinstitut von der konjunkturellen Belebung profitieren. Nomura hält von 2016 bis 2019 einen Gewinnanstieg von 2,144 auf 3,006 Milliarden Won für möglich.