Beim Investieren langfristig denken, das predigen Experten immer wieder. Anleger, die diesen Rat beherzigt und dabei auch noch auf Südkorea gesetzt haben, lagen goldrichtig. Laut Berechnungen der Deutschen Bank erzielte die Börse in Südkorea auf realer Basis im weltweiten Vergleich im Schnitt mit plus 9,9 Prozent per annum in den vergangenen 50 Jahren das beste Ergebnis. Zum Vergleich: Deutschland kam gleichzeitig nur auf plus 5,2 Prozent.

Das Land hat sich seit Ende des Koreakriegs 1953 erfolgreich von einem Agrarland zu einer führenden Industrienation hochgearbeitet. Auch die Covid-19-Pandemie hat die ostasiatische Republik vorbildlich gemeistert. Die Denkfabrik Deep Knowledge Group stuft Südkorea in Bezug auf Covid-19 als drittsicherstes Land der Welt ein.

Koreas Leitindex KOSPI notiert inzwischen höher als vor dem Ausbruch des Coronavirus. Allerdings wartet auf den Index jetzt, rund acht Prozent entfernt, eine große Hürde in Form des Anfang 2018 bei 2598 Punkten aufgestellten Rekordhochs. Ein nachhaltiges charttechnisches Kauf­signal ist erst bei einem Sprung über diesen Widerstand generiert.

Gleich mehrere Kaufargumente


Mehrere Gründe sprechen dafür, dass dies gelingen kann. So dürfte das Exportland konjunkturellen Rückenwind durch die angelaufene Erholung des Welthandels erfahren. Obwohl die Notenbank ihre Prognosen gerade senkte, dürfte das Bruttoinlandsprodukt laut Internationalem Währungsfonds im Seuchenjahr 2020 nur um 1,2 Prozent schrumpfen. Das ist vergleichsweise wenig. 2021 soll darauf ein Wachstum von 2,8 Prozent folgen.

Diese solide volkswirtschaftliche Aufstellung lobt auch der Vermögensverwalter Franklin Templeton: "Korea hat langfristig in seine Bevölkerung sowie in Forschung und Entwicklung investiert und ist so zu einer offenen Wirtschaft geworden, die als Exportkraftpaket eingestuft wird." Das Ergebnis dieser Anstrengungen sind namhafte Exporteure von globaler Bedeutung. So liefern etwa führende Halbleiter- und Batteriehersteller Hardware, die wichtig ist, damit eine moderne Wirtschaft funktionieren kann. In schwierigen Zeiten, wie aktuell, in denen solide Bilanzen zählen, sind die Bargeldbestände der südkoreanischen Firmen von Vorteil, weil diese gemessen an der Marktkapitalisierung zu den höchsten weltweit zählen.

Als potenzieller Kurstreiber könnte sich zudem der Ergebnisausblick erweisen. Der Analystenkonsens rechnet in diesem Jahr zwar mit einem Gewinneinbruch von gut 45 Prozent. Im kommenden und übernächsten Jahr sollen die Gewinne dann aber um mehr als 18 Prozent beziehungsweise fast 44 Prozent steigen.

Für die Börse des Landes spricht außerdem das Ergebnis eines Tests, den die Société Générale durchgeführt hat. Die französische Großbank hat Fundamentaldaten (Bewertung, Gewinne, Verschuldung), Positionierung (Kapitalflüsse ausländische Investoren), Kursmomentum, Währungsstabilität und Einfluss der Spannungen zwischen USA und China untersucht. Das Gesamtergebnis weist Südkorea als besten Aktienmarkt unter zwölf asiatischen Ländern aus.

Drei Investmenttipps


Aufgrund des positiven Gesamteindrucks raten wir zu einer Wette auf die lokale Börse. Eine gute Wahl ist hier der HSBC MSCI Korea Capped ETF, der unter den in Deutschland zugelassenen Südkorea-Fonds und -ETFs auf Fünfjahressicht die beste Wertentwicklung erzielt hat. Bei der Suche nach aussichtsreichen Einzelwerten ist die Krux die geringe Zahl der an deutschen Börsen gehandelten Südkorea-Aktien. Hierzulande nicht vertreten ist etwa Shin Poong Pharmaceutical. Der Börsenwert dieses Pharmaunternehmens explodierte in diesem Jahr von umgerechnet 0,3 Milliarden auf 7,4 Milliarden Euro, weil das hauseigene Malaria­mittel Pryamax als Hoffnungsträger bei der Covid-19-Bekämpfung gilt.

Während inzwischen hier die Bewertung extrem ist, fällt sie mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 bei Samsung Electronics moderat aus. Und das, obwohl es sich um den Vorzeigekonzern des Landes handelt. Punkten kann der familiengeführte Konzern mit dominanten Marktstellungen bei Speichereinheiten, OLED-Technik für Bildschirme und Consumer-Elektronik. Zudem sollte die Gesellschaft von Wachstumstrends wie Smartphones und der erwarteten Preiserholung bei Speicherchips profitieren. Kürzlich brachte Samsung zwei neue Produkte auf den Markt: eine überarbeitete und verbesserte Version des faltbaren Smartphones Galaxy Z Fold 2 und die neue Galaxy Watch 3 Titan - beides dürfte im Weihnachtsgeschäft für Umsatzzuwächse sorgen.

Als vielversprechend stufen wir auch die Tochter Samsung SDI ein. Das Unternehmen stellt wiederaufladbare Batterien her, für die IT-Industrie, für Autos und Energiespeichersysteme sowie Spitzenmaterialien zur Herstellung von Halbleitern, Displays und Solarpanels. Reichlich Fantasie steckt insbesondere in den Batterien für Elektroautos und E-Bikes, zumal der Vorstand deutliche Fortschritte in Sachen Reichweite versprochen hat. Ein Risiko stellen zwar die Expansionspläne des US-Konkurrenten Tesla dar, aber das Batteriegeschäft ist ein relativ großer Markt, der Platz für mehr als einen Player lässt. Es dürfte also nach wie vor beim starken Wachstum bleiben, was den Kurs von Samsung SDI weiterhin anschieben sollte.