Sie sind die Gewinner der Globalisierung. Der Anteil der Länder Südostasiens an der globalen Wirtschaftsleistung übersteigt mittlerweile den der EU. Dank marktwirtschaftlicher Reformen, eines freien Handels und ausländischer Direktinvestitionen sowie einer hoch motivierten Bevölkerung von insgesamt 600 Millionen Menschen erzielt die Region deutlich höhere Wachstumsraten als die Industriestaaten.

Vietnam beispielsweise steigerte in den vergangenen zehn Jahren das Bruttoinlandsprodukt um jährlich sechs Prozent, im vergangenen Jahr legte die Wirtschaft des Frontier Market sogar um 7,1 Prozent zu. Aktuell bremst allerdings der Handelskrieg zwischen Washington und Peking den Aufschwung in der Region. Die Exporte in die USA und China schrumpfen. Thailand verzeichnete im zweiten Quartal dieses Jahres einen Ausfuhrrückgang um mehr als vier Prozent. Das schmerzt. Die Exporte tragen hier 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.

Um die ambitionierten Wachstumsziele dennoch zu erreichen, lockern die Notenbanken Südostasiens die Geldpolitik. Die Bank Negara Malaysia senkte jüngst die Zinsen um 25 Basispunkte auf drei Prozent. Ebenfalls um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent ermäßigte die Bangko Sentral ng Pilipinas ihre Ausleihesätze für Banken. Schon im September dürfte der nächste Zinsschritt erfolgen.

Mutige Investoren nutzen die Gelegenheit zum Einstieg, zumal sich seit Jahresanfang Südostasiens Leitindizes noch nicht allzu stark nach oben bewegt haben. Der MSCI Thailand legte rund acht Prozent zu, in Malaysia weist der Kuala Lumpur Composite gar ein Minus auf. Zusätzliche Kursfantasien entzünden sich an milliardenschweren Infrastrukturprogrammen. Wie notwendig diese sind und wie sie die Konjunktur stimulieren, zeigt sich in Indonesien und den Philippinen. Der Internationale Währungsfonds zählt die beiden Inselstaaten zu den weltweit dynamischsten Emerging Markets.

Unter Wasser und im Stau


Insbesondere in Jakarta besteht dringender Modernisierungsbedarf. Die Zehn-Millionen-Metropole auf der Insel Java sackt pro Jahr zwischen zehn und 25 Zentimeter nach unten. Die Bewohner entnehmen zu viel Grundwasser für den Eigenbedarf. Die Stadtverwaltung kann nur 40 Prozent der notwendigen Trinkwasserversorgung sicherstellen. Prognosen zufolge werden bis 2050 weite Teile Jakartas dauerhaft unter Wasser sein. Gleichzeitig steigt der Meeresspiegel. Sturmfluten können jederzeit verheerende Schäden verursachen.

Jakarta versinkt jedoch nicht nur im Meer, sondern auch im Stau. Bis zu vier Stunden täglich stehen Autofahrer auf den Straßen der Stadt still. Der dadurch entstehende Schaden für die Wirtschaft beläuft sich Schätzungen zufolge auf fünf Milliarden Euro jährlich. Im März wurde die erste U-Bahn-Linie mit 13 Stationen eröffnet. Das reicht noch nicht, um das Chaos in den Griff zu bekommen. Doch es kommt mehr.

Der vor Kurzem von den Wählern als Staatspräsident bestätigte Joko Widodo ist angetreten, die Lebensqualität der Bewohner Jakartas, aber auch in den übrigen Landesteilen zu verbessern. In den kommenden fünf Jahren investiert die Regierung 400 Milliarden Euro in neue Wasserleitungen, Flughäfen, Brücken, Schienenverkehrsnetze und in die Digitalisierung. Zu den Profiteuren zählen unter anderem der börsengelistete Zementhersteller Indocement Tunggal und der Telekomkonzern PT Telekomunikasi Indonesia.

Das prestigeträchtigste Projekt ist jedoch eine neue Hauptstadt. Sie entsteht auf der Insel Borneo. Schon im Jahr 2024 will die Regierung ihren Sitz dorthin verlagern. Umgerechnet 30 Milliarden Euro will sie dafür in die Hand nehmen. Den mit Infrastrukturinvestitionen einhergehenden deutlichen Anstieg der Staatsverschuldung nimmt der von den Bürgern Jokowi genannte Politiker bewusst in Kauf. Die Maßnahmen seien auch deshalb notwendig, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken. "Es genügt nicht, dass wir im Vergleich zu früheren Jahren besser geworden sind", begründet Widodo seinen Kurs. "Wir müssen besser als andere werden." In dem vom Weltwirtschaftsforum erstellten Global Competitiveness Report belegt Indonesien in diesem Jahr nur Platz 45 hinter Thailand und Malaysia. Widodo will in seiner zweiten Amtsperiode den Abstand deutlich verringern. Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts zwischen sechs und sieben Prozent sind seiner Meinung nach dann möglich.

Sicherer Hafen


Derartige Wachstumssphären haben die Philippinen schon erreicht. Die Perspektiven bleiben gut. Dem Land, das lange Zeit als der kranke Mann Asiens bezeichnet wurde, wird im kommenden Jahr eine Steigerung seiner Wirtschaftsleistung von 6,2 Prozent zugetraut. Die von Staatspräsident Rodrigo Duterte vor drei Jahren unter dem Mantra "Build! Build! Build!" in Gang gesetzten Infrastrukturinvestitionen tragen wesentlich zum Boom bei.

Sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts - so viel wie noch nie in der Geschichte der Philippinen - werden in den Bau von grünen Städten, Dammanlagen, Evakuierungszentren, Häfen, Telekommunikationsnetzen und Verkehrswegen, aber auch in Schulen und in das Gesundheitssystem gesteckt. Pro Jahr entstehen so laut Regierung eine Million neue Jobs. "Dank unserer Wirtschaftsstärke können wir die Schulden bequem zurückzahlen", beruhigt Duterte die Anleiheinvestoren.

Die Weltbank fürchtet jedenfalls keinen Zahlungsausfall, sondern ist optimistisch. Die Philippinen können den Sprung von einem Land mit niedrigem mittlerem Pro-Kopf-Einkommen in Höhe von aktuell 3.000 Euro jährlich zum Land mit hohem mittlerem Einkommen in der Bandbreite von 3.500 bis 10.000 Euro mittelfristig schaffen, heißt es in einer Studie. Einkommenszuwächse und sinkende Arbeitslosenzahlen führen zu höheren Konsumausgaben. In diesem Jahr geben die Verbraucher vermutlich über sechs Prozent mehr aus.

Angesichts der sich stark entwickelnden Binnennachfrage kommen Analysten sowohl von Citigroup als auch von Credit Suisse zu dem Schluss: Sollte der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China völlig eskalieren, finden Anleger auf den Philippinen lang anhaltende Sicherheit.

Investor-Info

Allianz Indonesia Equity
Banken und Konsum


Fondsmanager Ho Yin Ping hat in diesem Jahr rund elf Prozent geschafft und damit den Vergleichsindex MSCI Indonesia um fast sechs Prozentpunkte klar geschlagen. Im Portfolio sind Finanzwerte wie Bank Rakyat Indonesia und Bank Mandiri Persero prominent vertreten. Zu den Top-Ten-Werten zählen auch Telekomunikasi Indonesia und das Konsumunternehmen Unilever Indonesia. Der Allianz Indonesia Equity eignet sich für mutige Anleger zur Beimischung.

Xtrackers MSCI Philippines
Kräftige Schwankungen


Der ETF bildet die Kursentwicklung von 40 Unternehmen ab. Immobilienwerte wie Ayala Land sind mit 33 Prozent gewichtet. Auf den Mischkonzern SM Prime Holdings entfallen allein über zehn Prozent. Die Börse in Manila ist sehr volatil. Auf Sicht von drei Jahren gab der ETF rund zwölf Prozent ab. Innerhalb eines Jahres legte das Indexpapier jedoch mehr als zehn Prozent zu. Zuletzt gab es wieder Verluste, die aber motivieren zum Kauf.

Fidelity Emerging Asia
Breit in Asien aufgestellt


Fondsmanager Teera Chanpongsang investiert über 60 Prozent der Mittel in chinesische und indische Unternehmen. Den Rest hat er in Aktien aus Südostasien investiert. Indonesien ist mit elf, Thailand mit neun Prozent gewichtet. Philippinische Titel sind aktuell mit zwei Prozent vertreten. In den vergangenen fünf Jahren legte der Fonds um 57 Prozent zu. Auf Sicht von zehn Jahren schaffte der Fonds 180 Prozent Wertzuwachs.