Allein Europas größter Zuckerproduzent Südzucker muss eine Geldbuße von 195,5 Millionen Euro zahlen. Die im April bekanntgewordene Kartelluntersuchung der EU-Kommission unter europäischen Produzenten sei Anfang Februar eingestellt worden, teilte Südzucker am Dienstag mit.

"Die Zuckerhersteller haben eine 'Gebietskartell' gegründet", erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt. Über viele Jahre hätten sie regionale Märkte abgesteckt und alles daran gesetzt, den anderen Kartellbeteiligten nicht in die Quere zu kommen. "Zuckermengen wurden eher ins Ausland exportiert, als dass sie an Kunden im Gebiet der Wettbewerber abgesetzt wurden." Neben Süd- und Nordzucker hatte sich auch Pfeifer & Langen an den Absprachen beteiligt. Diese zielten Mundt zufolge darauf ab, die Preise für Zucker möglichst hoch zu halten.

Das Kartellamt hatte die Spur des Zuckerkartells schon länger verfolgt. 2009 waren Beamte zu Razzien ausgeschwärmt. Ein Ziel waren damals auch Büros von Südzucker. Die verdächtigen Praktiken waren dem Kartellamt nach damaligen Angaben aufgefallen, als es die Übernahme der Zuckersparte des dänischen Nahrungsmittelkonzerns Danisco durch die Braunschweiger Nordzucker unter die Lupe genommen hatte. Nordzucker wurde nun offenbar auch zum Kronzeugen des Kartellamts: Das Unternehmen habe mit dem "Bundeskartellamt im Rahmen der Bonusregelung umfassend kooperiert und daher einen weitreichenden Bußgelderlass erhalten", teilten die Wettbewerbshüter mit.

Für Südzucker wurde es dagegen teuer: Das Kartellamt habe sein Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 195,5 Millionen Euro abgeschlossen, teilten die Mannheimer mit. Das Bußgeld werde das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im laufenden Geschäftsjahr 2013/14 (bis Ende Februar) belasten und auch die Verschuldung zum Bilanzstichtag erhöhen. Auch die Dividende dürfte damit niedriger ausfallen. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen werde weiter bei rund 650 Millionen Euro erwartet.

Südzucker hatte die Prognose für das im Februar endende Geschäftsjahr im November drastisch gesenkt. Neben sinkenden Weltmarktpreisen belasten höhere Kosten für den Rohstoff Zuckerrüben das Ergebnis. Dies werde sich auch im kommenden Geschäftsjahr 2014/15 nicht ändern, erklärte das Unternehmen. Die Nachrichten kamen an der Börse nicht gut an: Der Kurs des MDax-Konzerns sank um bis zu 2,2 Prozent.

Reuters