Warum eigentlich riechen so viele Putzmittel nach Zitrone? Die meisten Menschen verbinden mit dem Duft der Zitrone Frische. Indem Putzmittelhersteller ihren Produkten entsprechende Aromen beimischen, geben sie ihren Kunden das Gefühl, dass es nach dem Putzen auch wirklich sauber ist.

Duft- und Geschmacksstoffe sind ein lukrativer Markt, der stetig wächst, auch in wirtschaftlich schweren Zeiten. Ein wichtiger Umsatztreiber ist der Trend zu gesünderer Ernährung. Konsumenten wollen schließlich auch ohne Zucker Geschmack. Einer der Profiteure ist der Spezialchemiekonzern Symrise: Die Duft- und Geschmacksstoffhersteller aus Niedersachsen rechnet trotz Pandemie in diesem Jahr mit einem organischen Wachstum von drei bis vier Prozent. Längerfristig will Konzernchef Heinz-Jürgen Bertram den Umsatz organisch um durchschnittlich fünf bis sieben Prozent steigern. Fester Bestandteil der Strategie sind außerdem Übernahmen: Ganz aktuell sicherte sich Symrise das Duftstoffgeschäft des US-Unternehmens Sensient. 77 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete diese Einheit 2019. Den Kaufpreis schätzen Analysten auf 150 bis 200 Millionen Euro. Kein Megadeal also, aber erneut eine gezielte Portfolioverstärkung.

"Angesichts der zunehmenden Bedeutung natürlicher und erneuerbarer Rohstoffe für die Parfümindustrie ist die neue Produktpalette eine ideale Ergänzung unseres derzeitigen Angebots", beschreibt Bertram die Logik des Deals.

Hohe Gewinnspanne

Symrise hat bei Übernahmen oft einen gut Riecher bewiesen und expandierte dabei unter anderem im Geschäft mit Zutaten für Tierfutter. Solche hochmargigen Kategorien sollen helfen, die Gewinnspanne des Gesamtkonzerns nach oben zu schieben. Für das laufende Jahr peilt Symrise eine Ebitda-Marge in der Bandbreite von 21 bis 22 Prozent an.

Wachstum und hohe Gewinnspannen selbst in wirtschaftlich schweren Zeiten - diese Mischung lockt Investoren an. Symrise gehört inzwischen zu den Schwergewichten im MDAX. Auch ohne die jetzt beschlossene Aufstockung des DAX von 30 auf 40 Mitglieder wäre die Aktie ein Kandidat für den Index der ganz Großen. Aus Sicht von Investoren ein kritischer Punkt ist das Bewertungsniveau der Symrise-Aktie: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist gemessen an Titeln aus anderen Branchen sehr hoch. Analysten schauen im Fall von Symrise lieber auf das Verhältnis von Unternehmenswert und Ebitda-Gewinn. Bei dieser Kenngröße wird die Aktie im Vergleich zum Branchenriesen Givaudan mit einem Bewertungsabschlag gehandelt.

Zuletzt ist Symrise an der Börse dennoch unter Druck geraten. Die Geschäftsergebnisse nach neun Monaten haben die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Analysten verweisen insbesondere auf das Geschäft mit Aromen für Lebensmittel und Getränke, das auch aufgrund der Pandemie zuletzt nahezu stagnierte. Die Sektorrotation an den Weltbörsen - raus aus den defensiven Branchen, rein in die Zykliker - hat der Aktie ebenfalls geschadet.

Charttechnisch ist der Kurs durch den Rücksetzer jetzt wieder in einem mehrjährigen Aufwärtstrend angekommen. Das bietet langfristig orientierten Anlegern eine Einstiegsgelegenheit. Optimisten sehen deutliches Aufwärtspotenzial. Die Deutsche Bank beispielsweise ruft als Kursziel für Symrise 124 Euro auf.

Rücksetzer: Nach gut 15 Prozent Kursverlust bietet die Aktie des Aromenherstellers eine Kaufgelegenheit.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 125,00 Euro
Stoppkurs: 77,00 Euro