2021 war bekanntlich ein gutes Jahr für deutsche Aktien, auch wenn die Impfprogramme nicht die erwartete Eindämmung der Pandemie brachten. Ein synchroner globaler Wirtschaftsaufschwung in Verbindung mit lokalen Abriegelungen hat die globalen Versorgungsketten stark unter Druck gesetzt, was zu zahlreichen Engpässen bei kritischen Rohstoffen führte.

Diese Kombination brachte laut Warburg Research ein fast vergessenes Phänomen zurück: die Inflation. Am Ende wuchs die Weltwirtschaft im Jahr 2021 um fast sechs Prozent. Für 2022 erwartet M.M.Warburg eine Fortsetzung des globalen Aufschwungs. Während die deutsche Wirtschaft im Jahr 2021 mit einem Wachstum von weniger als drei Prozent hinter den Erwartungen zurückblieb, ist die Prognose von M.M.Warburg für 2022 optimistischer: Man erwartet ein deutsches BIP-Wachstum von etwas über vier Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Das wahrscheinlichste Szenario für 2022 scheine eine Lösung der hauptsächlich pandemiebedingten Probleme wie Bauteilknappheit sowie hohe Transport- und Rohstoffpreise zu sein. Dies sollte zu einer hohen Wachstumsdynamik für deutsche Unternehmen führen, die auf rekordhohen Auftragsbeständen sitzen, so dass auch in diesem Jahr eine starke Aktienmarktperformance wahrscheinlich erscheine.

M.M.Warburg erwartet für den DAX, der den Handel am Mittwoch bei 16.029,22 Punkten beendete, bis Ende 2022 einen Stand von rund 18.000 Punkten. Zu den besten Aktienideen, denen das Institut für 2022 an der deutschen Börse am meisten zutraut, gehören Aktien, die vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren. Außerdem haben die Analysten Unternehmen ausgewählt, die stark vom Strukturwandel und der Digitalisierung profitieren. Dabei lag der Schwerpunkt bei der Suche nach Favoriten auf qualitativ hochwertigen Titeln.

Zu den Top-Kauftipps von Warburg Research zählen Teamviewer, Allgeier und Brockhaus. Deren Kursziele bewegen sich um 63 Prozent, 96 Prozent und 202 Prozent über den aktuellen Notierungen. Nachfolgend verrät BÖRSE ONLINE die konkreten Zielvorgaben und die Gründe für die jeweiligen Kaufempfehlungen.

Allgeier-Aktie



Große Stücke halten die Warburg-Analysten auf die Aktien von Allgeier SE. Das Kursziel beträgt in diesem Fall 75,00 Euro. Damit die Rechnung aufgeht, müsste der Wert ausgehend vom Schlusskurs am Mittwoch von 46,10 Euro um 62,7 Prozent zulegen.

Unternehmenshintergrund: Allgeier bietet den Kunden ein umfassendes IT- und Software-Dienstleistungsportfolio, das von der High-End-Softwareentwicklung bis hin zu Business-Efficiency-Lösungen für Digitalisierung und Business Transformation reicht. Das Geschäft umfasst zwei operative Segmente: Enterprise IT, mgm technology partners und Sonstige

Bei Enterprise IT geht es um ein umfassendes Projekt- und IT-Dienstleistungsportfolio für große Softwareprojekte sowie langfristige Managed-Services- und Wartungsverträge für geschäftskritische Prozesse der Kunden. mgm technology partners ist ein Beratungs- und Lösungsanbieter für Digitalisierungsprojekte mit starker Präsenz im deutschen eGovernment..

Zusammenfassung zur Anlagestory: Warburg erwartet ab 2022e, dass Allgeier vom starken Engagement im deutschen öffentlichen Sektor profitieren wird, der rund 30 Prozent des Gesamtgeschäfts ausmacht. Diese Nachfrage werde durch die verstärkten Digitalisierungsbemühungen und die zur Erreichung dieser Ziele bereitgestellten öffentlichen Mittel getrieben. Zudem strebe die öffentliche Hand eine Unabhängigkeit von Standardsoftware-Anbietern an, was zu einer verstärkten Nachfrage nach Open-Source-Lösungen führe. Nur sehr wenige Anbieter erfüllten alle Anforderungen und können an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen - Allgeier sei einer dieser wenigen Anbieter.

Der größte Engpass sei das IT-Personal. Bei der Besetzung von öffentlichen Großprojekten könne Allgeier die notwendigen Kapazitäten bereitstellen, da das Unternehmen in seinem Geschäftsfeld Experts, das sich auf die Vermittlung von IT-Freiberuflern konzentriere, auf rund 3.000 IT-Spezialisten zurückgreifen könne. Während Allgeier in der Vergangenheit ein organisches Wachstum von zehn Prozent erzielt habe, sei das Leistungsportfolio an das aktuelle Nachfrageverhalten angepasst. Dies unterstütze eine höhere Umsatzdynamik, was sich in höheren Schätzungen widerspiegele.

Neben der öffentlichen Hand seien auch private Unternehmen auf der Suche nach Open-Source-Lösungen. Neue Cloud-Technologien seien ebenfalls ein starker Nachfragetreiber. Die Expertise von Allgeier werde durch die proprietäre Lösung A12 untermauert, die von der Tochtergesellschaft mgm zum Aufbau von Open-Source-Lösungen genutzt werde. Neue Cloud-Technologien beflügelten ebenfalls die Nachfrage, was man auch bei den deutschen Wettbewerbern von Allgeier beobachten könne. Die Rentabilität dürfte davon profitieren, dass Allgeier das margenschwache Geschäft im Bereich der Freiberufler reduziere und Dienstleistungen mit höherer Wertschöpfung anbiete.

IT-Sicherheit ist ein weiteres Thema, das angesichts der wachsenden Zahl von Cyberangriffen derzeit stark nachgefragt wird: Die von Allgeier entwickelte Softwarelösung durchleuchteten die Unternehmens-IT eines Kunden und deckten Sicherheitslücken auf, was zu Beratungs- und Serviceumsätzen führe. Während jedes Gerät in einem Unternehmen ein Einstiegspunkt sein könne, biete die Software ein hohes Maß an Zuverlässigkeit.

Qualitäts- und Wettbewerbsvorteile: Enterprise IT billigt Warburg fundierte Expertise in marktführenden Softwareprodukten und Business-Digitalisierungsplattformen von Anbietern wie Microsoft, SAP, IBM oder Oracle zu, kombiniert mit fundiertem Prozess-Know-how und Beratungskompetenz in den Bereichen Business-Effizienz-Lösungen, IT-Security, Business Process Management, Enterprise Content Management, Cloud-Lösungen und mobile Anwendungen.

Der Bereich Experts von Allgeier biete außerdem Zugriff auf einen großen Ressourcenpool hochqualifizierter IT- und Engineering-Experten, die ein hohes Maß an Skalierbarkeit und Flexibilität bei der Projektumsetzung und -betreuung gewährleisteten.

mgm technology entwickele Open-Source-Softwarelösungen auf der Basis der firmeneigenen Plattform A12 mit einem starken Kundenstamm im öffentlichen Sektor. Die bekannteste Plattform sei das elektronische Steuersystem ELSTER. Der stark fragmentierte IT-Dienstleistungsmarkt in Deutschland ermögliche es führenden Unternehmen wie Allgeier, ihre mehr als 15-jährige M&A-Erfahrung zu nutzen und von der laufenden Marktkonsolidierung zu profitieren.

Bewertung: Den Umsatz sehen die Analysten von 2020 bis 2023 von 352 Millionen auf 570 Millionen Euro steigen. Dem steht ein Börsenwert von 525,93 Millionen Euro gegenüber. Der Gewinn je Aktie soll sich laut Prognosen von 0,07 Euro auf 1,70 Euro verbessern. Daraus ergibt sich auf letztgenannter Basis ein geschätztes KGV von gut 27. Bei der Dividende rechnet man für die Geschäftsjahre 2021 bis 2023 jeweils mit Zahlungen von 0,50 Euro je Anteilsschein.

Charttechnik: Die Allgeier-Aktien haben langfristig betrachtet eine so gute Vorstellung auf das Börsen-Parkett gezaubert, dass der Titel in der Vergangenheit zu den besten deutschen Aktien zählte. Konkret stieg der Kurs vom 25.04.2003 bis zum 03.01.2022 von 0,19 Euro auf 59,00 Euro. Noch am 19.03.2020 kostete der Titel nicht mehr als 4,20 Euro, so dass es seitdem zu einer regelrechten Kursexplosion gekommen ist.

Dem musste der Wert jüngst im Rahmen der allgemeinen Schwäche von zuvor gut gelaufenen Aktien Tribut zollen. Im Zwischentief ging es auf Schlusskursbasis bis zum 10. Januar bis auf 43,40 Euro nach unten. Der langfristige charttechnische Aufwärtstrend ist aber weiterhin intakt.



Brockhaus Technologies-Aktie



Ausgesprochen bullisch ist Warburg mit Blick auf die Aktien von Brockhaus Technologies. Denn wenn man sich das Kursziel von 70,00 Euro ansieht, dann hat dieser Titel gemessen am Schlusskurs zur Wochenmitte von 23,20 Euro rund 202 Prozent Luft nach oben.

Unternehmenshintergrund: Gegründet im Jahr 2017 von CEO Marco Brockhaus und anderen Teammitgliedern als Nachfolger von drei Private-Equity-Fonds (PE). Im Gegensatz zur begrenzten Lebenszeit eines PE-Fonds schließt die Struktur einer Holdinggesellschaft erzwungene Exits aus und der Einfluss des Managements wird erhöht. IPO in 2020 Portfoliounternehmen werden von einer von Warburg als schlank bezeichneten Holding mit rund zehn Mitarbeitern geführt.

Zusammenfassung zur Anlagestory: Brockhaus Technologies erwirbt technologie- und innovationsgetriebene Unternehmen des deutschen Mittelstands und unterstützt deren zukünftige Entwicklung mit seinem umfangreichen Netzwerk und Know-how. Das Management des Unternehmens hat seine Wurzeln im Private-Equity-Bereich und will ein langfristiger Investor sein, wobei Exits nicht ausgeschlossen sind, so Warburg.

Die Endmärkte, in denen die drei Portfoliounternehmen von Brockhaus tätig seien, wiesen derzeit starke Grundtendenzen auf und diese seien durch die Pandemie noch verstärkt worden. Dies sei bei Palas mit einem Fokus auf Aerosole sehr offensichtlich. Auch IHSE, ein Anbieter von High-End-KVM-Geräten, dürfte aufgrund der beschleunigten Digitalisierung und der erhöhten Nachfrage nach Sicherheit und Leistung eine anhaltend starke Nachfrage verzeichnen. Die jüngste und größte Akquisition, Bikeleasing, die im Dezember 2021 abgeschlossen wurde, sollte von der Transformation des Verkehrs als Teil des Kampfes gegen den Klimawandel insbesondere unter der neuen deutschen Regierung profitieren, ebenso wie IHSE im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren und den damit verbundenen Kontrollzentren.

Die aktuellen Bewertungsmultiplikatoren deuten darauf hin, dass der Markt Brockhaus ähnlich wie andere börsennotierte deutsche Small-Cap-Mittelstandsbeteiligungen einschätzt. Die Portfoliounternehmen von Brockhaus wiesen jedoch ein deutlich besseres Wachstums- und Renditeprofil mit zweistelligen Umsatz-CAGRs und EBITDA-Margen von über 30 Prozent auf. Da der Fokus auf Asset-lean B2B-Geschäftsmodellen liege, sei das Portfolio in hohem Maße Cash-generativ. Man schätzt eine Cash Conversion von 55-65 Prozent des angepassten EBITDA, und dies könnte sogar zu konservativ sein, wie es heißt.

Die Analysten glauben, dass der Markt davon ausgeht, dass Brockhaus größere Kapitalerhöhungen durchführen muss, um seine aktuellen und zukünftigen Investitionen zu finanzieren. Während mehr Eigenkapital sicherlich die M&A-Aktivitäten beschleunigen könnte, wenn sich Gelegenheiten ergeben sollten, schätzt man bei Warburg, dass sich spätestens Mitte 2022 zeigen wird, dass Brockhaus eine Akquisition wie Palas, die eine Investition von 35 Millionen Euro war, intern finanzieren kann.

Qualitäts- und Wettbewerbsvorteile: Brockhaus verfügt nach Einschätzung von Warburg über ein umfangreiches Netzwerk und mehr als 20 Jahre Erfahrung bei PE-Transaktionen, um Portfoliounternehmen beim Wachstum und der Expansion in neue Märkte zu unterstützen.

Der Schwerpunkt der Investitionen liege auf skalierbaren B2B-Geschäftsmodellen im deutschen Hightech-Mittelstand, die hohe Margen und überdurchschnittliche Cash-Renditen erwirtschaften. Die Unternehmen, in die investiert werde, seien in der Regel nicht groß genug, um allein an den Kapitalmarkt zu gehen, sondern seien Champions in ihren Nischen.

Bewertung: Im Falle von Brockhaus kann sich Warburg von 2020 bis 2023 eine Umsatzsteigerung von 51,6 Millionen Euro auf 233,8 Millionen Euro vorstellen. Dem steht eine Marktkapitalisierung von rund 241 Millionen Euro gegenüber. Beim Gewinn je Aktie geht man für 2021 davon aus, dass sich das Minus von 0,81 Euro auf 0,04 Euro verringert hat.

Für 2022 kalkulieren die Analysten dann mit einem Gewinn von 1,66 Euro und für 2023 beträgt die Schätzung plus 3,01 Euro. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 7,7, was optisch betrachtet ein sehr moderater Multiplikator ist. Dividenden sind den Angaben zufolge allerdings nicht in Sicht.

Charttechnik: Der Auftakt an der Börse gestaltete sich für Brockhaus Technologies Mitte Juli 2020 zunächst positiv. Denn der erste Kurs wurde damals mit 36,55 Euro noch klar über dem Ausgabepreis von 32,00 Euro festgestellt. Anschließend lief es allerdings bald weniger gut und als Folge davon handeln die Aktie heute um einiges tiefer als bei der Erstnotiz.

Vom Schlussrekordtief von 18,80 Euro vom 11.08.2021 hat sich der Wert zwar gelöst, aber ein am 08.11.2021 aufgestelltes Zwischenhoch konnte nicht gehalten werden, was dazu führt, dass sich der Titel charttechnisch mittelfristig betrachtet momentan in einer Art Niemandsland bewegt.



Teamviewer-Aktie



Obwohl der im Vorjahr arg gebeutelte Aktienkurs von Teamviewer am Mittwoch um fast 15 Prozent auf 13,275 Euro gestiegen ist, wittert Warburg Research hier immer noch erhebliches Aufwärtspotenzial. Jedenfalls bewegt sich das Kursziel mit 26,00 Euro um fast 96 Prozent über den Schlussnotierungen zur Wochenmitte.

Unternehmenshintergrund: TeamViewer betreibt eine Cloud-native Konnektivitätsplattform, die Lösungen für Fernzugriff und -support, Überwachung und Zusammenarbeit bietet. Die Software ermöglicht die Fernsteuerung und -verwaltung von Geräten und erlaubt die Interaktion von Menschen und Geräten über alle Arten von Betriebssystemen hinweg.

Die modulare Software-Plattform-Architektur der Plattform ermöglicht es TeamViewer wie Warburg Research erklärt, schnell neue Anwendungen zu entwickeln, um neue Anwendungsfälle zu adressieren und neue Märkte zu erschließen. Das virale Vertriebsmodell von TeamViewer basiert auf kostenloser, nicht-kommerzieller Nutzung und trägt zum Ausbau der insgesamt 2 Milliarden Installationen sowie der Markenbekanntheit von TeamViewer bei. Die Umstellung auf kostenpflichtige Abonnements basiert auf datengesteuerten Analysen zur Erkennung kommerzieller Nutzung und wird durch Vertriebsmitarbeiter unterstützt.

Qualitäts- und Wettbewerbsvorteile: TeamViewers proprietäre Softwarelösungen schaffen aus Sicht von Warburg einen deutlichen Mehrwert für seine Nutzer, wie erhöhte Prozesseffizienz durch die Reduzierung von Vor-Ort-Präsenz und manuellen Eingriffen oder höhere Servicequalität sowie verbesserte Konnektivität und Zusammenarbeit. Der frühe Einstieg in den Bereich Remote Access habe TeamViewer die Position des Marktführers nach Nutzerzahl und Produktqualität gesichert.

Die breite Nutzerbasis trage dazu bei, Marktteilnehmer aus dem Billigsegment abzuwehren, während Integration, Skalierbarkeit und die Möglichkeit, alles aus einer Hand zu erhalten, TeamViewer an die Spitze des Unternehmensgeschäfts stelle. TeamViewer-Lösungen seien tief in ein umfangreiches Ökosystem eingebettet, das Lösungen wie Teams, Servicenow, Salesforce usw. umfasse.

Zusammenfassung zur Anlagestory: Die von Teamviewer angebotenen proprietären Softwarelösungen schaffen laut Warburg Research einen Mehrwert für ihre Nutzer, wie z. B. erhöhte Prozesseffizienz durch die Reduzierung von Vor-Ort-Präsenz und manuellen Eingriffen, höhere Servicequalität und verbesserte Konnektivität und Zusammenarbeit. Die modulare Softwarearchitektur der Plattform ermögliche es TeamViewer, schnell neue Anwendungen zu entwickeln, um neue Anwendungsfälle zu adressieren und neue Märkte zu erschließen.

Während TeamViewer im Jahr 2020 als Gewinner der Covid-19-Pandemie gegolten habe, sei das Jahr 2021 voller Enttäuschungen gewesen, die den perfekten Sturm für die Aktie gebildet hätten. Zwei Prognosesenkungen hätten zu dieser Entwicklung beigetragen. Diese seien durch ein langsameres Umsatzwachstum und eine deutlich höhere Kostenbasis ausgelöst worden, da das Management Sponsoringverträge mit Manchester United und Mercedes Formel 1 unterzeichnet habe.

Als Folge der Pandemie und der anschließenden Zunahme virtueller Meetings habe der Wettbewerb zugenommen, allerdings hauptsächlich im unteren Bereich des TeamViewer-Angebots. Darüber hinaus hätten Kunden nach der Pandemie ihre gekauften Lizenzen angepasst. Die Exponiertheit des Unternehmens in diesem Bereich lasse sich am Anteil der Abrechnungen unter 500 Euro ablesen, der rund 22 Prozent der gesamten Abrechnungen ausmache.

Während das Unternehmen seine Umsätze in der Vergangenheit um 30 Prozent gesteigert habe, werde für die Zukunft ein Wachstum von 15 Prozent erwartet. Während die Entwicklung des Aktienkurses im Jahr 2021 die verschiedenen negativen Überraschungen widerspiegelten, sähen die Fundamentaldaten überzeugend aus. Man erwartet, dass die Umsätze und Erträge um 15 Prozent steigen werden, was vor allem auf die großen Unternehmenskunden von TeamViewer zurückzuführen sei. Die mit dieser Kundengruppe verbundenen Umsätze seien um 75 Prozent gestiegen und machten zuletzt 20 Prozent der Umsätze aus. Diese Kundengruppe sei auch mit einer höheren Komplexität der Anwendungsfälle und infolgedessen mit einer höheren Kundenbindung von 92 Prozent im Vergleich zu KMUs verbunden.

Bewertung: Bei Teamviewer hält Warburg von 2020 bis 2023 eine Umsatzverbesserung von 455,6 Millionen Euro auf 661,3 Millionen Euro für möglich. Das kontrastiert mit einem Börsenwert von 2,67 Milliarden Euro.

Den Gewinn je Aktie taxieren die Analysten für das Vorjahr aber mit 0,24 Euro unter dem Niveau des Jahres 2020 von 0,52 Euro. Und auch die Schätzung für 2022 liegt mit 0,38 Euro unter dem damaligen Wert. Die Vorhersage sieht jedoch für 2023 eine starke Verbesserung auf plus 0,68 Euro je Anteilsschein vor. Daraus resultiert ein geschätztes KGV von 19,5. Dividenden sind den Prognosen zufolge nicht in Sicht.

Charttechnik: Nach dem Börsengang am 25.09.2019 sah die Welt für die Teamviewer-Aktionäre noch gut aus. Denn der Kurs stieg ausgehend von einem Ausgabepreis von 26,25 Euro bis zum 09.07.2020 auf 53,62 Euro. Daran schloss sich zunächst eine Konsolidierung an, bevor sich dann im Verlauf des Vorjahres eine starke Abwärtsbewegung breit macht. Als Folge davon kostete der Titel am 16.12.2021 beim bisherigen Schlussrekordtief nur noch 11,11 Euro.

Der Auftakt in diesem Jahr weckt die Hoffnung auch wieder bessere Zeiten. Wichtig wäre es dafür aber, ein Zwischenhoch bei 14,61 Euro von November zu toppen und selbst wenn das gelingt ist es bei zu einem etwaigen Ende des charttechnischen Abwärtstrends noch ein sehr weiter Weg.